Angst der Christen in Afrika wächst

Kenia, Somalia und natürlich Nigeria: In zahlreichen afrikanischen Staaten müssen Christen um ihr Leben fürchten, weil Islamisten gezielt Nicht-Muslime töten. Die Deutsche Presseagentur berichtet darüber in einer umfassenden Reportage, die wir im Folgenden ungekürzt veröffentlichen. 
Von PRO

Die Häuser der Christen in der nigerianischen Stadt Kano waren früher zu Weihnachten geschmückt. Zum Fest wurden oft auch Muslime eingeladen. Viele Christen feierten an den Festtagen auch in Gartenlokalen oder beim Picknick, schließlich herrschen jetzt sommerliche Temperaturen. Diesmal ist alles anders.

Geistliche haben Gläubigen geraten, besser hinter verschlossenen Türen und eher unauffällig das Fest zu begehen. Islamische Freunde, die früher auch ihre christlichen Nachbarn zum Fastenbrechen nach dem Ramadan einluden, werden diesmal kaum zum Weihnachtsdinner kommen. Und vor öffentlichen Feiern wurde nachhaltig gewarnt.

Vielerorts in Afrika wird Weihnachten überschattet von Verfolgung und Diskriminierung. Kirchen brannten 2012 auch in Sansibar, Mali oder Kenia – nirgendwo aber ist zu Weihnachten die Angst vor fanatischen Islamisten größer als in Nigeria. "Die Erfahrung lehrt, dass Boko Haram gerne in der Festzeit Anschläge verübt", warnte ein namentlich nicht genannter Kirchenrepräsentant in der lokalen "Tribune" seine christlichen Mitbürger.

Allzu frisch ist die Erinnerung an Weihnachten 2011. Allein beim Anschlag auf die St.Theresa-Kirche in Madalla starben 35 Menschen. Erst kürzlich hatte die islamische Sekte Boko Haram (übersetzt: "Westliche Erziehung ist Sünde") wieder grausam zugeschlagen: In der Stadt Chibok drangen Islamisten in Wohnhäuser ein und schnitten zehn Christen die Kehlen durch. "Sie schlachteten Menschen wie Schafe ab", wurde ein Beamter zitiert.

Nigeria: "Keine Indizien, dass es 2013 besser wird"

"Wir sind nun sehr besorgt", betont der Generalsekretär des Dachverbands christlicher Kirchen, Musa Asake. "Seit Jahren sind wir wehrlos Angriffen ausgesetzt, dieser Staat kann uns nicht schützen", klagt der katholische Priester George Ehusani. Aber dennoch würden die Gläubigen die Weihnachts-Gottesdienste besuchen. "Gott wird die Kirchen schützen", beschwor Asake den Himmel. Er weiß, dass viele Christen in Nigeria große Angst haben. Hunderttausende Christen sind nach Ehusanis Worten seit 2010 aus dem überwiegend islamischen Norden geflohen. Über 1400 Terroropfer gab es in Nigeria seit 2010.

"Wir beten, dass 2013 besser wird. Indizien dafür sehen wir aber keine", sagt Ehusani. Der Staat sei ratlos und unfähig. "Christen in Nigeria befinden sich in einer sehr gefährlichen Lage; Es ist ein Drama", meint Klaas Muurling, Sprecher des niederländischen Zweigs des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks "Open Doors" (Den Haag). Es gebe mancherorts offenen Hass auf Christen. "Wo könnte unser Land sein, gäbe es nicht die religiösen Unterschiede", sagte Nigerias Präsident Goodluck Jonathan.

In vielen Teilen Afrikas haben Christen Angst. Unter den etwa 900 Millionen in Afrika südlich der Sahelzone sind die Christen in der Mehrheit, der Anteil der Muslime von etwa 30 Prozent wächst nur langsam, wenngleich beständig. Deutlich zugenommen aber hat der Einfluss der Islamisten, die Intoleranz in islamischen Regionen gegenüber Christen. "In vielen Ländern Afrikas werden Christen zunehmend bedrängt, schikaniert und verfolgt", sagt Muurling.

Eritrea

Eritrea sei das "Nordkorea Afrikas", so das "Christian Persecution Magazine". Laut "Open Doors" geht es den 2,5 Millionen Christen zunehmend schlechter. 1500 Christen befänden sich wegen ihres Glaubens in menschenunwürdigen Gefangenenlagern. Zusammengepfercht in Gefängnis-Containern litten sie nachts unter bitterer Kälte und tags unter enormer Hitze. "Viele sterben", sagt Muurling.

Mauretanien

Auch die nur 4.000 Menschen zählende Christengemeinde in Mauretanien werde drangsaliert; besonders schlimm ergehe vom Islam zum Christentum Konvertierten. "In allen islamischen Ländern ist die Konversion ein extrem heikler Punkt, es widerspricht der Auffassung des Islams, dieser angeblich ‚letzten Offenbarung‘ den Rücken zu kehren." Ähnliches wird aus dem Sudan berichtet; auch dort sei die christliche Minderheit sehr bedroht, warnen Kirchen.

Mali

Für die wenigen tausend Christen im Norden Malis sei das Leben unmöglich geworden, sagt der katholische Missionar Laurent Balas ("Weiße Väter"). Zahlreiche Kirchen seien von Fanatikern niedergebrannt worden. Die Islamisten haben im Norden mit Terror und der rigiden Durchsetzung der Scharia 300.000 Menschen in die Flucht getrieben.

Somalia

Die Zahl der Christen ist in Somalia drastisch auf wenige hundert gesunken, die im Geheimen ihren Glauben praktizieren. Immer wieder werden Christen von islamistischen Al-Schabaab-Milizionären aufgespürt, entführt und ermordet. Jüngst wurde der 25-jährige Farhan Haji in der Hafenstadt Baraawe öffentlich enthauptet, weil er zum christlichen Glauben konvertiert war.

Kenia

Auch in Kenia gibt es vermehrt Anschläge der Islamisten auf Kirchen. Im Juli wurden dabei 15 Menschen getötet. Im November starben zehn Menschen bei einem Granatenanschlag auf einen Bus in Nairobi. Die katholischen Bischöfe Kenias äußerten sich "tief besorgt über die wachsende Unsicherheit und Terroranschläge gegen unschuldige Christen". In Tansania und auf der halbautonomen Insel Sansibar werden nach Kirchenangaben zunehmend Christen verfolgt. Islamisten
hätten 2012 zahlreiche christliche Wallfahrtsorte sowie 25 Kirchen zerstört, so der Afrika-Chef der Organisation "International Christian Concern" mit Sitz in Washington, DC. (dpa)

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