Amerikas Evangelikale besorgt über syrische Christen

Zu der prekären Lage syrischer Christen melden sich immer mehr evangelikale Christen in Amerika zu Wort. Sie fordern ein stärkeres Eingreifen ihrer Regierung in den Konflikt, um die religiösen Freiheitsrechte für Christen und andere religiöse Minderheiten sicherzustellen.
Von PRO

"Die Kirchen in Syrien leiden in hohem Maß unter der Verfolgung", teilte Franklin Graham, Evangelist und Leiter der Hilfsorganisation "Samaritan’s Purse", dem amerikanischen Nachrichtenmagazin "Time" mit. Ein syrischer Pastor habe ihm erzählt, dass zahlreiche Christen durch die Hand der Muslimbrüder getötet wurden. "Ich bitte die Leute, mit mir für die Kirche in Syrien zu beten, da diese Christen das Gefühl haben, für sie gebe es keinen sicheren Ort mehr."

Auch Paolo Dall’Oglio, katholischer Priester aus Syrien, berichtet laut "Time" von der dramatischen Situation der Christen in Syrien. Von den rund zwei Millionen Christen sei bereits die Hälfte geflohen. "Es ist bereits zu spät – aber wir müssen etwas tun, um zu retten, was zu retten ist. Wir brauchen die Hilfe der internationalen Gemeinschaft, sonst werden Waffen das Schicksal meines Landes bestimmen."

Dall’Oglio, ein italienischstämmiger Jesuit, lebte drei Jahrzehnte lang in Syrien, wo er das Kloster Mar Musa restaurierte. Wegen seiner Kritik am Regime wurde er Mitte Juni des Landes verwiesen, berichtet die amerikanische Zeitung "New York Times". Das Regime habe ihn schon länger im Visier gehabt, da er die Gewalt kritisiert habe und für Demokratie eingetreten sei. Er befindet sich derzeit auf einer Vortragsreise in den USA und in Kanada.

Mehr Einsatz der USA in Syrien

Für mehr Engagement der US-Politik in Syrien plädiert Jordan Sekulow, Geschäftsführer des "American Center for Law and Justice", einer evangelikalen Lebensrechtsorganisation, deren Ziel es unter anderem ist, religiöser Intoleranz gegenüber Christen entgegenzuwirken. "Wir sollten den Einfluss nicht unterschätzen, den westliche Länder auf Syrien haben, sei es für das Assad-Regime oder für die syrische Opposition", sagte Sekulow.

"Als Vereinigte Staaten, ein Land, das auf Freiheit für alle Wert legt, müssen wir auf jegliche zukünftige Regierung Druck ausüben, damit sichergestellt wird, dass syrische Christen wie auch andere religiöse Minderheiten alle Menschenrechte in einer zukünftigen syrischen Gesellschaft behalten", mahnt Sekulow an.

Christenverfolgung nicht hinnehmbar

Ähnliches fordert auch Tony Perkins, Präsident des "Family Research Council", einer Denkfabrik und Interessenvertretung für konservative Politik. "Amerika sollte den syrischen Rebellen, die es mindestens logistisch unterstützt, deutlich machen, dass wir Christenverfolgung nicht als annehmbaren Preis für die Beseitigung des Assad-Regimes sehen."

Perkins kritisierte, dass das Thema Christenverfolgung in islamischen Ländern in der US-Außenpolitik keinen hohen Stellenwert habe. Dies sei eine "Verletzung wesentlicher Grundsätze, die zum Kern dessen gehören, was uns als Nation ausmacht: religiöse Freiheit und Menschenwürde." Bevor die US-Regierung mit den Rebellen zusammenarbeite, müsse sie sicherstellen, das Christen in Syrien der selbe Schutz und die selben Rechte zukämen wie allen syrischen Bürgern.

Das Magazin "Time" weist darauf hin, dass die Kritik an der Passivität der US-Regierung unter Barack Obama in evangelikalen Kreisen Amerikas weit verbreitet ist. Doch auch sein Herausforderer im US-Wahlkampf, Mitt Romney, habe noch nicht klar Stellung bezogen. Obama habe er zwar vorgeworfen, in Bezug auf Syrien die Führung zu verweigern. Er selbst habe sich jedoch auch noch nicht für ein militärisches Eingreifen ausgesprochen. (pro)

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