„Amerika muss sich wieder Gott zuwenden

"Restoring Honor" ("Ehre wiederherstellen"): unter diesem Motto lud der umstrittene amerikanische Autor, TV-Kommentator und Obama-Kritiker Glenn Beck zu einer Massenkundgebung nach Washington D.C. ein – eine bunte Mischung von laut "NBC News" etwa 300.000 überwiegend konservativen US-Bürgern kam am Samstag ans Lincoln Memorial, um neben Beck auch Sarah Palin sprechen zu hören. Hunderttausende verfolgten die Veranstaltung über Fernsehen und Internet.
Von PRO

"Gott, ich bin nicht der hellste. Sprich langsamer. Und Gott sprach zu mir: Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe. Das ist die Antwort". Genau 47 Jahre nach Martin Luther Kings historischer "I Have a Dream"-Rede auf den Stufen des Lincoln Memorial predigt Glenn Beck, und die Menge ruft "Amen". Beck ist der derzeit einflussreichste libertäre Intellektuelle in den USA. Seine TV-Sendung auf "Fox News" zählt zu den erfolgreichsten Programmen im Kabelfernsehen, der Autor mehrerer Bücher sieht unter der Obama-Administration vor allem die "traditionellen amerikanischen Prinzipien" des schlanken Staates und der individuellen Freiheit bedroht. Er ist ein Star der so genannten "Tea Party", jener überparteilichen politischen Graswurzelbewegung, die sich aus Protest gegen die Politik Barack Obamas seit dessen Amtsantritt formiert hat. Sie wollen den politischen Wechsel, und die erste Etappe sind die Kongresswahlen im kommenden November. Konkrete politische Ziele formulierte Beck bei "Restoring Honor" aber bewusst nicht: das Event solle "unpolitisch" sein, die Menschen ermutigen und sich "einfach auf die Werte konzentrieren, die uns so groß gemacht haben". Dafür sieht sich Glenn Beck von Gott auserwählt, wie er am Vorabend erklärte – bei der Auftaktveranstaltung im Kennedy-Center waren auch die bekannten Fernseh-Evangelisten John Hagee (San Antonio, Texas) und Gloria Copeland (Fort Worth, Texas) zu Gast.

Palin: "Möge dies der Wendepunkt sein"

Sarah Palin, ehemalige Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner 2008, rief in einer kurzen Rede dazu auf, Amerika "wiederherzustellen". Sie sei manchmal besorgt wegen der Herausforderungen, denen sich das Land stellen müsse. Doch die Besucher der Kundgebung seien "motiviert, engagiert und ebenfalls besorgt", darum hoffe sie, dass dieser Tag ein "Wendepunkt" für die Vereinigten Staaten sei. Sie könne den Geist Martin Luther Kings bei der Veranstaltung spüren und hoffe, dass er "stolz auf uns" sei. Palin, deren ältester Sohn momentan im Irak dient, rief gemeinsam mit Beck zu Spenden für einen Ausbildungsfond für die Kinder gefallener US-Soldaten auf.

Kritik von linken Bürgerrechtlern

Wegen seiner polarisierenden Ansichten und seiner oft als überzogen und polemisch empfundenen Kritik an Präsident Obama ist Beck freilich nicht unumstritten. Der linke Bürgerrechtler Al Sharpton kritisierte das historische Datum der Beck-Kundgebung und veranstaltete eine Gegendemonstration. Die politischen Ziele Glenn Becks und der Tea Party "würden Martin Luther King nicht gefallen", so Sharpton. King sei für einen "starken Staat" eingetreten, der die Bürgerrechte beschütze. Auch Martin Luther King III., der älteste Sohn Kings, kritisierte im Vorfeld die Kundgebung und warf den Veranstaltern eine "hasserfüllte Rhetorik" sowie "Diskriminierung" vor. Martin Luther Kings Nichte Alveda King sieht das anders: sie war eine der Rednerinnen bei "Restoring Honor", betete für die Besucher und rief begeistert: "God bless you, Glenn". "Mein Onkel sprach hier über Liebe, Glaube und Hoffnung, und ich freue mich, ihn heute zu ehren" erklärte Alveda King gegenüber "ABC News".

"Geht auf eure Knie und betet!"

Gegen Ende der von Gebeten und Gospelsongs durchzogenen Kundgebung gab Glenn Beck den Besuchern eine Aufgabe "für die nächsten 40 Tage": "Betet. Geht auf eure Knie und betet, und lasst es eure Kinder sehen, wie ihr euch Gott unterordnet. Er ist der Begleiter, Beschützer und Vollender eures Lebens. Seid wohltätig und kümmert euch um andere. Geht in eure Kirchen, Synagogen und Moscheen, überall dorthin, wo ein friedliches Miteinander verkündigt wird". Zum Abschluss stimmten Tausende der Teilnehmer in den Klassiker "Amazing Grace" ein. (pro)

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