Am Ballermann: Gottesdienst mit Taufe im Meer

Lobpreis auf der Partymeile von Mallorca: So wollen junge Christen Touristen für das Evangelium gewinnen. Das kann funktionieren: Während manche spotten, lassen sich andere im Meer taufen. Eine Reportage von Melanie Wied
Von PRO
Gottesdienst an einem ungewöhnlichen Ort: Am Strand von Mallorca

Tausende von Menschen sind auch in diesem Jahr zum Ballermann auf Mallorca gekommen, um dort Party zu machen, Spaß zu haben und den Alkohol fließen zu lassen. Vom 1. bis 10. August gab es in Arenal, direkt gegenüber vom Megapark, Mallorcas größtem Partytempel, ein überraschendes Kontrastprogramm: Jeden Abend fanden mehrere Strandgottesdienste statt. Eine Gruppe von über 50 Christen des Missionswerks Gospeltribe und JMG Bielefeld sorgte mit lauter und moderner Lobpreismusik, kurzen Predigten und Berichten aus ihrem Leben für Aufsehen auf der bunten Partymeile.

Teilnehmerinnen bei einem der Beachgottesdienste 2017 Foto: photocredits RoyalPictures
Teilnehmerinnen bei einem der Beachgottesdienste 2017

Eine Traube von 200 bis 400 Menschen sammelt sich am Strand und lauscht überrascht dem ungewöhnlichen Strandevent. „Wir versuchen einfach den Menschen zu vermitteln, dass Jesus, wenn er heute auf der Erde leben würde, hier am Ballermann wäre, weil Jesus immer da war, wo Menschen waren oder solche, die auf der Suche waren“, erklärt der Leiter von Gospeltribe, Gernot Elsner. Nach den jeweiligen Gottesdienstsessions nehmen sich er und das Einsatzteam Zeit für persönliche Gespräche mit den Menschen. „Wir suchen ungezwungene Gespräche mit den Touristen und versuchen nicht, auf sie runter zu schauen, sondern ihnen zuzuhören, um ihnen dann zu erzählen, was wir mit Gott erlebt haben“, berichtet Pastor Elsner. Immer wieder erlebt das Einsatzteam, dass Menschen für sich beten lassen oder ihr Leben Jesus geben.

„Wir zeigen den Menschen, dass Gott sie liebt, egal wo und wann, auch hier am Ballermann“, sagt Nataniel Schwalm, Jugendreferent der JMG Bielefeld. Die Mitarbeiter sind überwältig von den Reaktionen: „Menschen erzählen uns die intimsten Dinge und suchen das Gespräch mit uns“, so Schwalm. Neben dem Gottesdienst und Gesprächen, verteilt das Team auch Partybibeln und Wasserflaschen, die mit unterschiedlichen Bibelversen versehen sind.

Oft hört man abends am Anfang des Gottesdienstes aus der Zuhörerschaft verhöhnende Stimmen von angetrunkenen Menschen. Je weiter der Gottesdienst voranschreitet, umso mehr verstummen diese kritischen Stimmen fast gänzlich. Die Menschen singen und tanzen zur Lobpreismusik, man sieht staunende Gesichter. Einige beginnen sogar zu weinen.

Video: Die Beach-Gottesdienste im vergangenen Sommer

In Lebensberichten finden sich Menschen wieder: „Das ist ja wie bei mir gewesen“, sagt eine Zuschauerin zu ihrer Freundin, als sie die Geschichte von Marie D. hört. Die junge Frau erzählt von ihrer zerrütteten Kindheit, in der die Mutter depressiv war und der Vater sie schlecht behandelt hat. In ihrer Verzweiflung habe sie sich in Beziehungen und Alkoholexzesse geflüchtet. Schließlich sei ihr Herz so kaputt gewesen, dass sie versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Doch Jesus habe ihr Leben gerettet und ihr Herz mit seiner Liebe geheilt. In einem bewegenden Theaterstück vermittelt sie anschließend auf kreative Weise ihre Lebensgeschichte.

Taufe im Meer

Ein Zuschauer, Fabian K., äußert sich begeistert über diese Offenheit: „Das ist einfach unglaublich, dass hier Leute wildfremden Menschen von ihren Problemen erzählen und erklären, wie sie mit Gottes Hilfe da raus gekommen sind. Eigentlich bin ich katholisch, und mich hat das Thema nach der Firmung nicht mehr interessiert“, sagt er. „Doch jetzt merke ich, dass ich, wenn ich aus meinem Urlaub wieder zu Hause bin, mich doch ernsthaft mit dem Thema Glauben auseinandersetzen muss, weil es mich und mein Leben betrifft.“ Als an einem Abend die Frage gestellt wird, wer sein Leben Jesus geben möchte, heben sich aus der Menschenmenge 15 Hände. Eine Frau ist so tief berührt, dass sie sich sogar noch am gleichen Abend im Meer taufen lässt.

Johannes Baumann, Leiter des JMG Bielefeld, erklärt: „Es gibt natürlich auch Leute, die das ganze als Quatsch abtun, aber der große Teil der Leute am Ballermann ist interessiert und findet das gut. Ich bin hier, weil viele hier von Vergebung und was Jesus uns bietet keine Ahnung haben, und die uns bereitwillig zuhören. Die Leute haben sehr schräge Vorstellungen, wie Christen sind, wie sie sich anziehen und welche Musik sie hören. Diese Vorurteile können wir abbauen, weil die Leute hier sehen, dass Christen total cool sein können“, findet er. „Viele bleiben den ganzen Abend, obwohl sie eigentlich was anderes vorhatten, und kommen auch an den Folgeabenden wieder.“

Hannah, ein Teammitglied, berichtet von einem besonderen Erlebnis: Sie hatte den Eindruck von Gott bekommen, dass ein Mann missbraucht worden ist. Als sie ihn darauf ansprach, bestätigte dieser ihren Eindruck und ließ für sich beten. „Ich weiß nicht, warum ich mich auf einmal so frei fühle,“ sagte der junge Mann, der bis dahin mit Glauben nicht in Berührung gekommen war.

Die Jugendlichen sind für ihren missionarischen Einsatz nach Mallorca gereist Foto: Einblick by Esther Baumann
Die Jugendlichen sind für ihren missionarischen Einsatz nach Mallorca gereist

Gernot Elsner erklärt, dass die meisten Menschen, die nach exzessiver Party suchen, im Grunde versuchen, einen inneren Mangel auszugleichen. „Sie versuchen den Schmerz, den Stress in ihrem Leben zu vergessen und ihr Konzept von einer ‘guten Zeit‘ zu leben. In den Diskotheken läuft vieles, was sich irgendwie nach ‘Fun‘ anfühlt, aber doch Konsequenzen für die Leute hat. Da werden zehntausende Ecstasy-Pillen verkauft, die Leute betrinken sich maßlos, liegen betrunken auf der Straße, werden dann manchmal ausgeraubt, finden das Hotel nicht mehr. Ich bin mir sicher, dass extrem viele Beziehungen kaputt gehen, wenn Leute hierher kommen mit dem Ziel, irgendjemand abzuschleppen und sich dann im Suff gar nicht so viele Gedanken darüber machen, was am Tag drauf passiert“, erklärt er.

„Wir haben von Leuten gehört, die einfach auf sich einprügeln, weil sie die Kontrolle über sich verlieren. Das ist, was Gott auf dem Herzen hat: Dass diese Menschen Freiheit und Heil finden können, und nicht mit dem moralischen Zeigefinger auf sie gezeigt werden soll, sondern wir ihnen zeigen, wie lieb Gott sie hat, und dass er ihnen etwas Besseres geben möchte.“

In seiner Predigt warnt er vor den Folgen von diesem scheinbaren Spaß unter massiven Alkoholeinfluss. „Wie viele Ehen gehen in diesem Sommer im Megapark kaputt, weil Menschen dort ihren Partner, ihre Partnerin im Rausch betrügen. Wie viel schöner wäre es, wenn sie mit Jesus Liebe im Herzen nach Hause zurückkehren würden.“

Mittlerweile findet die Mallorca-Mission zum siebten Mal statt. Auch für 2018 ist ein Outreach am Ballermann geplant. Gernot Elsner hat große Träume für die Zukunft: „Unsere Vision wäre, dass dieser Ort für Jesus verändert wird. Das wir für die nächsten Jahre mit noch mehr Leuten, auch Familien, an verschiedenen Orten in Mallorca unterwegs sind und Strandgottesdienste machen können.“ (pro)

Von: Melanie Wied

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