Althaus: „Biologie schließt einen Schöpfer nicht aus“

F r a n k f u r t / M a i n (PRO) - Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) hat sich in der Debatte um Kreationismus und Evolutionstheorie für eine Trennung von Glaube und Wissenschaft ausgesprochen. Gleichzeitig warnte Althaus in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (F.A.Z.) vor einer "Verabsolutierung wissenschaftlicher Erkenntnisse".
Von PRO

„Die Naturwissenschaft braucht das Gegenüber des Glaubens und der Philosophie, um sich ihrer Grenzen bewusst zu werden. Denn nur grenzbewusste Wissenschaft ist Wissenschaft“, sagte Althaus im F.A.Z.-Interview. Für ihn gelte, dass sich Glaube und Naturwissenschaft „nicht im selben kulturellen Raum befinden, aber beide miteinander im Dialog stehen sollten“. Weder die Kultur des Glaubens noch die Kultur der Vernunft dürfe sich verselbständigen, keine der beiden habe einen Absolutheitsanspruch für Wahrheit.

Der thüringische Ministerpräsident nimmt in dem Interview auch Stellung zu der von Biologen geäußerten Kritik, er stehe Kreationisten nahe. Hintergrund des Vorwurfs ist eine Laudatio, die Althaus im Jahr 2002 bei der Preisverleihung für das Schulbuch „Evolution- Ein kritisches Lehrbuch“ gehalten hat. Der CDU-Politiker war zudem im September 2005 dafür kritisiert worden, den Mit-Autor des Buchs, Siegfried Scherer, zu einer Veranstaltung zum Thema Evolution eingeladen zu haben. Scherer ist Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobielle Ökologie an der Technischen Universität München und in der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ engagiert, die sich wissenschaftlich-kritisch mit der Evolutionstheorie befasst.

„Fundamentalisten in Biologenkreisen“

„Da ich selbst aus der Naturwissenschaft komme, finde ich den Vorwurf, Kreationist zu sein, besonders beleidigend“, so Althaus. „Ich habe damals bei der Laudatio zugesagt, weil in dem Lehrbuch die Meinung vertreten wird, dass auch die Evolutionstheorie nicht gegen den christlichen Glauben spricht. Es gibt in Biologenkreisen Fundamentalisten, die behaupten, die Biologie schließe einen Schöpfer aus. Das halte ich für falsch. Diese Position habe nicht nur ich als einzelner Christ, so haben sich auch schon große Naturwissenschaftler geäußert, wie Einstein, Planck, Schrödinger.“

Gegen Denkverbote wie im Sozialismus

Weiterhin plädiert Althaus dafür, in einem demokratischen Staat keine „Denkverbote“ zu erlassen. Der Politiker erinnerte an die Strategie der ehemaligen DDR, die den Glauben aus dem öffentlichen Leben verbannen wollte. „Ich hatte bis 1989 einen Staat um mich, der den Dialog gar nicht zugelassen hat, für den Glaube Vergangenheit war. Astronauten mussten sagen, dass sie im Himmel keinen Gott gesehen haben, die Quantenphysik wurde entsprechend vereinnahmt. Der Sozialismus wollte nachweisen, dass Glaube in eine wissenschaftliche Welt nicht passt. Solche Denkverbote darf es in einer pluralistischen Gesellschaft nicht geben“, so Althaus, der Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist. Der Glaube, der naturwissenschaftliche Erkenntnisse leugne, sei genauso falsch wie eine Wissenschaft, die behaupte, Gott könne nicht existieren.

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