Loslösung von den Kindern sei wie ein Trauerprozess, verfolgte Christen rücken näher zusammen. Dazu gab es Seminare während der 119. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg. Noch bis Sonntag setzen sich die Teilnehmer Konferenz unter anderem mit Familienthemen und gesellschaftspolitischen Fragen auseinander.
Von PRO
Foto: kairospress
Ulrich Weinhold sprach über den „Segen, den verfolgte Christen erleben“
Worauf es bei der Kommunikation zwischen den Generationen ankommt, erklärte Ulrich Giesekus, Professor für Psychologie und Lehrer an der Internationalen Hochschule Liebenzell, in einem Seminar bei der 119. Allianzkonferenz. Der Loslösungsprozess von den Eltern sei sehr wichtig für eine gesunde Beziehung der erwachsenen Kinder zu ihren Eltern, sagte Giesekus. Das sei die Voraussetzung dafür, dass die verschiedenen Generationen sich auf Augenhöhe begegnen und versöhnt miteinander umgehen könnten. Finde keine Loslösung von den Eltern statt, könne das die Beziehung der Kinder zu deren Ehepartnern beeinträchtigen. Elterliche Traditionen könnten dann zu Streitpunkten zwischen den Partnern werden. „Eigenständigkeit ist die Grundlage reifer Beziehungen“, sagte Giesekus. Das Loslassen der Kinder sei für die Eltern wie ein Trauerprozess. Deshalb bräuchten Eltern gute Freunde, denen sie sich anvertrauen könnten und wo sie Trost finden könnten.
Schwächen nicht tabuisieren
Zu starke Bindungen zu den Kindern störten zudem die Elternehe. „Das Kind ist nicht dafür da, der Vertraute eines Elternteils zu sein“, erklärte der Psychologe. Elternteile sollten ihre Eheprobleme deshalb niemals ausschließlich mit ihren Kindern besprechen. Das Loslassen der Kinder werde leichter, wenn die Eltern eine starke Bindung und starkes Vertrauen zueinander hätten. „Es ist wichtig, Zeit zu zweit zu haben“, riet Giesekus deshalb. Entscheidend für die vertrauensvolle Beziehung eines Paares zueinander sei es auch, große Entscheidungen gemeinsam zu treffen oder Aufgaben zusammen zu verantworten.
Ein offener Umgang mit den eigenen Schwächen helfe außerdem bei der Gestaltung der Beziehungen. „Wer zu seinen Schwächen stehen kann, ist selbstsicher und vermittelt anderen Selbstsicherheit“, sagte Giesekus. Schwächen dürften nicht tabuisiert werden.
Verfolgte Christen „rücken zusammen“
Christen, die verfolgt werden, rücken näher zusammen. Sie konzentrieren sich eher auf das Wesentliche und beschäftigen sich weniger um Nebensächlichkeiten wie die Frage, aus welchem Liederbuch im Gottesdienst gesungen werden solle. Bei seinem Seminar zum Thema „Der Segen, den verfolgte Geschwister erleben“, sprach Ulrich Weinhold darüber, dass auch schlimme Situationen segensreich sein können.
Der Geschäftsführer von Hilfe für Brüder sagte: „Wenn unsere Freiheit dazu dient, dass wir uns voneinander trennen, dann haben wir missverstanden, warum Gott uns die Freiheit gibt.“ Christen, die verfolgt würden, rückten dagegen enger zusammen. Dem voran stellte Weinhold, dass er „total dankbar [sei], dass wir in Deutschland diese Freiheit haben“. Umso größer sei die Verantwortung, die Christen, die in Freiheit leben, für andere hätten, denen es nicht so gut gehe.
Weinhold berichtete, dass die Verfolgung von Christen in Sri Lanka zunehme. Dort sei der Buddhismus militant und immer öfter würden Kirchen verbrannt. Kürzlich habe es ein großes Gebetstreffen gegeben. Auch in Ägypten sei zu spüren, dass die Christen stärker zusammenhielten, „weil der Druck von außen immer größer wird“, wie Weinhold erklärte.
Sinke der Druck von außen, rückten die Menschen dagegen auseinander. So hätten die Christen in Laos intensiv zusammen gebetet, bevor die Grenze geöffnet wurde, auch wenn sie nur eine Bibel besessen hätten. Heute seien die Bedingungen objektiv viel besser. Dennoch: „Heute streiten sich einige wegen der Bibelübersetzung und reden nicht mehr mit anderen.“ Auch für Deutschland befand Weinhold, dass „wir keinen Druck mehr als Christen haben, etwas nach außen zu bekennen.“ Vielmehr gelte es als „politisch nicht korrekt, das Evangelium auf der Straße zu verkündigen.“
Ein positives Zeichen sei es hingegen, wenn die Tagesschau darüber berichtete, dass Menschen in anderen Ländern nur deswegen eingesperrt würden, weil sie an Jesus glaubten. Dies sei im Fall der Sudanesin Mariam Dschahia Ibrahim Ischak so gewesen. (pro)
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