Allianzkonferenz: „Hoffnungs- aber nicht perspektivlos“
Um die Arbeit christlicher Gemeinden in Sibirien und um das Leben in Fortsetzungsfamilien ging es am Samstag bei Brennpunkten der 119. Allianzkonferenz. Die Konferenz mit mehr als 1.900 Teilnehmern dauert noch bis Sonntag und steht unter dem Thema „Alles wird gut. Josef“.
Von PRO
Foto: kairospress
Psychologe Ulrich Giesekus sprach über die Chancen und Herausforderungen von Fortsetzungsfamilien
Was Otto Schaude über seine Arbeit in Sibirien erzählte, klang hoffnungslos. Dennoch sagte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten: „Wir sind nicht ohne Perspektive. Wenn Gott eingreift, kann etwas Neues entstehen.“ Schaude sprach bei seinem Brennpunkt zum Thema „Vom Ural bis zum Pazifik. Unterwegs bei den Christen in Sibirien“.
Bevor er Bischof wurde, leitete Schaude die Freie Evangelische Schule im baden-württembergischen Reutlingen, die er auch mitgegründet hatte. Für seine Arbeit in dem 17 Millionen Quadratkilometer großen Land stehen Schaude 15 Pastoren zur Verfügung. Zum einen begleitet er die Arbeit von verbliebenen russlanddeutschen Gemeinden. Eines der größten Probleme dabei sei die Überalterung sowie die notwenige Umstellung der Gottesdienste auf die russische Sprache und Kultur. 90 Prozent der Familien hätten Sibirien verlassen. Schaude sagte: „Man wünscht sich, dass manche geblieben wären – oder die Zurückgebliebenen unterstützen würden.“
Zum anderen arbeitet Schaude mit russischen Gemeinden. In diesem Bereich fehlten vor allem Mitarbeiter. Die diakonische Arbeit bezeichnete Schaude als größte Herausforderung: „Dieser Bereich ist uferlos.“ Positiv bewertete es der Bischof dagegen, dass er mit staatlichen Behörden noch nie Schwierigkeiten bekommen habe und auch in der Bevölkerung noch nie Widerstände erfahren habe.
Sehnsucht nach der „heilen Familie“
Über die Herausforderungen und Chancen von Fortsetzungsfamilien sprach Ulrich Giesekus, Professor für Psychologie an der Internationalen Hochschule Liebenzell. Alternative Familienformen seien nicht weniger von Gott gesegnet als eine „normale“ Familie, sagte Giesekus. Auch wenn eine „Patchwork“-Familie nicht dem Idealbild Gottes entspräche.
In Deutschland lebe die Mehrheit der Kinder im schulpflichtigen Alter nicht in einer traditionellen Familie, erklärte der Psychologe. In frommen Kreisen fühlten sich Kinder aus Fortsetzungsfamilien oft als Menschen zweiter Klasse. Aufgabe christlicher Gemeinde sei es deshalb, die eigenen Haltungen gegenüber Patchwork-Familien immer wieder zu überdenken.
Trotz der gegenläufigen Entwicklung zeigten Studien, dass bei Kindern eine ungebrochene Sehnsucht nach der „heilen Familie“ vorhanden sei.
„Fortsetzungsfamilien sind ungeheuer kompliziert und kommunikationsbedürftig und sind nie eine normale Familie“, sagte Giesekus. Das zeige sich zum Beispiel an Kindern aus früheren Ehen, die keine Geschwister seien. Neue Partner übernähmen nicht automatisch Elternfunktion. „Wenn ich nicht der Vater oder die Mutter bin, darf ich sie nicht einfach so erziehen“, erklärte der Psychologe. Für die Kinder sei das ebenfalls eine Herausforderung, da sie bereits sowohl eine leibliche Mutter wie einen leiblichen Vater hätten. Die Akzeptanz des neuen Partners eines Elterneils müsse deshalb immer von den Kindern ausgehen und dürfe nicht erzwungen werden. Trotz allem könne eine Fortsetzungsfamilie ein glückliches und gesegnetes Familienleben führen, wenn gegenseitiger Respekt und Anerkennung gelebt würden.
Studien zeigten jedoch, dass noch nie so viele Paare so lange glücklich zusammen lebten wie derzeit. „Durch den demografischen Wandel und hohe Beziehungskomponenten gelingen viele Partnerschaften über Jahrzehnte“, sagte Giesekus. (pro)
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