Alles Porno in Zeiten des Internets?

Das Internet bietet alles – auch in Sachen Pornografie. Die Konsumenten von Sexvideos sind oft noch im Teenageralter. Wie die unbegrenzte Welt virtueller Sexfantasien Heranwachsende prägt, berichtet das Magazin "Geo kompakt" im Artikel "Liebe und Sex in Zeiten des Internets".

Von PRO

"Nie war Pornografie für Jugendliche so leicht zugänglich", schreibt "Geo kompakt"-Autor Dirk Liesemer. Auf Schulhöfen werden selbst gedrehte Pornovideos via Handy getauscht, Jugendliche laden sich Sexvideos aus dem Internet herunter, in Chaträumen verabreden sich User zu One-Night-Stands – "Das Netz bietet eine pornografische Vielfalt und Härte, wie es sie noch nie gab", erklärt der Hamburger Psychiater und Sexualwissenschaftler Andreas Hill gegenüber "Geo kompakt".  Zwei Drittel aller 18-jährigen Jungen sähen mehrmals im Monat Sexfilme an, nur sieben Prozent seien nicht mit pornografischen Videos und Bildern im Internet vertraut, heißt es weiter. "Wer keine pornografischen Clips schaut, gilt in der Schule mitunter als kindlich und verklemmt."

Vergewaltigungen – einen Mausklick entfernt

Auch über Spam-Mails oder Pop-up-Fenster gerieten Jugendliche auf pornografische und gewaltverherrlichende Seiten. "Manchmal ist selbst eine Vergewaltigung nur einen Klick entfernt", schreibt Liesemer. Vermutlich jeder siebte Teenager zwischen 14 und 18 Jahren kenne gewalttätige Clips. Eine schwedische Studie belege: Beinahe jeder fünfte 18-Jährige, der fast täglich Sexfilme anschaut, hat bereits Kinderpornos gesehen. Welchen Schaden kann das gerade bei Jugendlichen anrichten? Gunter Schmidt, Experte für Sexualforschung und Forensische Psychologie, erklärt im Artikel, Kinder würden bereits in den jüngsten Jahren geprägt – durch Eltern, die Umwelt oder Filme. So habe Pornografie bei jedem eine andere Wirkung, weil sie auf bereits vorhandene "sexuelle Skripte" bei den Konsumenten träfe. Mittlerweile würden Jugendliche hauptsächlich durch digitale Medien wie das Internet geprägt.

Das häufige Anschauen pornografischer Videos führe zu einer "sexuellen Habituierung" wie bei einer Sucht: "Wer erfahren hat, wie sehr ihn Pornografie stimuliert, gewöhnt sich mit der Zeit daran und braucht immer stärkere Reize." Hinzu komme: Je mehr Pornografie konsumiert wird, desto realistischer erscheinen den Zuschauern die Inhalte. Vor allem die Art der Darstellung von Sexszenen beeinflusse das Verhalten von Jugendlichen, weniger die Pornografie selbst. So fördere etwa Gewalt-Pornografie den Wunsch nach gewaltsamem Sex. Zudem würden Frauen in Filmen oft erniedrigt – auch das präge die sexuellen Wünsche der Konsumenten. "Geo kompakt" zitiert eine kanadische Studie, nach der junge Männer, die häufig Pornofilme gesehen haben, sich eher vorstellen können, eine Frau zu bedrängen, auch wenn der Gedanke nicht zwangsläufig zur Tat führe. Generell lehnten die meisten Heranwachsenden gewalttätigen Sex aber ab.

Jungen tauchen ab – Mädchen zweifeln an sich

Pornofilme bergen eine weitere Gefahr: die Abhängigkeit. "Ein Prozent aller Online-Nutzer in den USA sind von den virtuellen Stimuli abhängig", zitiert das Magazin aus einer weiteren Studie. Die Betroffenen verbrächten durchschnittlich elf Stunden pro Woche auf Pornoseiten. Grundsätzlich seien Jungs eher für Pornografie und damit auch für deren Risiken zugänglich. Mit zunehmendem Alter schauten Jungen vermehrt pornografische Videos. Mädchen hingegen tauchten weniger stark in die Bilderflut ab. Wenn sie Pornografie konsumierten, achteten sie eher auf die Äußerlichkeiten der Darstellerinnen und verglichen sich mit diesen. "Viele Mädchen sind, nachdem sie einen Porno gesehen haben, mit ihrem Körper unzufrieden. Manche fühlen sich zusätzlich unter Druck gesetzt, weil sie befürchten, ihre Partner könnten von ihnen verlangen, was in den Filmen gezeigt wird", schreibt Liesemer.

"Geo kompakt" wird, genau wie die große Schwester "Geo", vom Verlag "Gruner und Jahr" herausgegeben und bereitet jeweils ein großes Thema der Allgemeinbildung auf. Das Magazin erscheint seit 2004 vierteljährlich mit einer derzeitigen Auflage von 180.000 Exemplaren.  (PRO)  

 

http://www.geo.de/GEO/kultur/gesellschaft/62063.html?p=1&pageview=&pageview=
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