Heinrich Bedford-Strohm ist nun das Sprachrohr einer Kirche, die mit sinkenden Mitgliedszahlen zu kämpfen hat. Der neue Ratsvorsitzende hat das Problem erkannt und offen „Aufbrüche“ gefordert. Ob die Kirche ihm folgen wird? Eine Analyse von Nicolai Franz
Von Nicolai Franz
11. November 2014
Foto: pro
Bedford-Strohms Vorstellungsrede war ein inhaltliches Kontrastprogramm zum Rest der Synode
Als die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über die „Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft“ diskutierte, fiel ein Name nicht: Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB).
Dabei hätte der Theologe Einiges zu dem Thema beitragen können, gilt er doch als die in sozialen Medien aktivste Führungspersönlichkeit der EKD. Er hätte von seinem Video aus dem Landeskirchenamt berichten können, in dem er das Weihnachtslied „Come all ye faithful“ auf der Geige spielt. Zuerst alleine, dann mit immer mehr Musikern, am Ende mit einem großen Chor. Tausende Menschen haben sich das Video angeschaut. Er hätte auch seine moderne Homepage vorstellen können. Oder seinen Facebook-Auftritt, den er laufend mit den neuesten Erlebnissen aus dem Bischofsleben füttert. Während der Synode hatte seine Seite den 3.000. „Gefällt-mir“-Klick erhalten.
Doch der Landesbischof hielt sich bewusst mit Wortmeldungen zurück. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, sich mit Beiträgen um den Ratsvorsitz zu bewerben – obwohl jedem Synodalen klar war, dass Bedford-Strohm die besten Chancen hatte, der oberste Repräsentant der Protestanten in Deutschland zu werden. Diese Strategie der Demut ist aufgegangen. Bedford-Strohm beerbt Nikolaus Schneider, der sich um seine kranke Frau kümmern möchte. 106 von 125 Delegierten entschieden sich für den bayerischen Landesbischof, der der einzige Kandidat für den Posten war.
Vor dem neuen Ratsvorsitzenden liegen große Herausforderungen. Mit den stetig sinkenden Mitgliedszahlen hat die EKD gleich zwei Probleme. Einerseits brechen mittelfristig immer mehr Einnahmen aus Kirchensteuern weg. Andererseits wird auch die gesellschaftliche Prägekraft der Kirche schrumpfen, wenn sich immer mehr Menschen vom Glauben abwenden.
„Klare geistliche Motivation“
Einer von Bedford-Strohms Vorgängern, Wolfgang Huber, setzte dieser negativen Entwicklung noch ein trotziges „Wachsen-gegen-den-Trend“ entgegen. Unter Nikolaus Schneider war davon weniger zu spüren. Auch auf dieser Synode drehte sich die Kirche vor allem um sich selbst: Viel Kirchenpolitik, langatmige Verwaltungsfragen, ausgedehnte Aussprachen zum Thema Gender-Gerechtigkeit, Informationen zur digitalisierten Gesellschaft.
Bedford-Strohms Bewerbungsrede war ein Kontrastprogramm dazu. „Das Reformationsjubiläum soll ein großes Christusfest werden“, sagte er in seiner Vorstellungsrede. Die Weitergabe des Evangeliums an die nächsten Generationen sei eine zentrale Aufgabe für die Kirche.
Das große Thema Bedford-Strohms ist die „öffentliche Theologie“, ein Begriff, den Wolfgang Huber prägte, dessen Schüler und Assistent der neue Ratsvorsitzende war. In seiner Bewerbungsrede formulierte er sogleich, was er sich darunter vorstellt: Die Kirche muss weiter eine starke Stimme in der Öffentlichkeit bleiben – „aber nicht wie bessere politische Kommentatoren, sondern aus einer klaren geistlichen Motivation heraus“. Ein Satz, den man durchaus als Seitenhieb gegen allzu politisierte Kirchenführer verstehen konnte. Für diese „Aufbrüche“ wolle er „aus der Kraft der wunderbaren Botschaft“ des Evangeliums mit „Lust und Freude“ das Seine tun, dass diese Aufbrüche gelingen.
Mit Heinrich Bedford-Strohm hat die Synode einen kommunikativ begabten, gebildeten, nahbaren Ratsvorsitzenden gewählt. Wie in seinem Geigenvideo braucht er dazu Menschen, die ihm zu neuen Ufern folgen. (pro)
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