„Klare geistliche Motivation“
Einer von Bedford-Strohms Vorgängern, Wolfgang Huber, setzte dieser negativen Entwicklung noch ein trotziges „Wachsen-gegen-den-Trend“ entgegen. Unter Nikolaus Schneider war davon weniger zu spüren. Auch auf dieser Synode drehte sich die Kirche vor allem um sich selbst: Viel Kirchenpolitik, langatmige Verwaltungsfragen, ausgedehnte Aussprachen zum Thema Gender-Gerechtigkeit, Informationen zur digitalisierten Gesellschaft. Bedford-Strohms Bewerbungsrede war ein Kontrastprogramm dazu. „Das Reformationsjubiläum soll ein großes Christusfest werden“, sagte er in seiner Vorstellungsrede. Die Weitergabe des Evangeliums an die nächsten Generationen sei eine zentrale Aufgabe für die Kirche. Das große Thema Bedford-Strohms ist die „öffentliche Theologie“, ein Begriff, den Wolfgang Huber prägte, dessen Schüler und Assistent der neue Ratsvorsitzende war. In seiner Bewerbungsrede formulierte er sogleich, was er sich darunter vorstellt: Die Kirche muss weiter eine starke Stimme in der Öffentlichkeit bleiben – „aber nicht wie bessere politische Kommentatoren, sondern aus einer klaren geistlichen Motivation heraus“. Ein Satz, den man durchaus als Seitenhieb gegen allzu politisierte Kirchenführer verstehen konnte. Für diese „Aufbrüche“ wolle er „aus der Kraft der wunderbaren Botschaft“ des Evangeliums mit „Lust und Freude“ das Seine tun, dass diese Aufbrüche gelingen. Mit Heinrich Bedford-Strohm hat die Synode einen kommunikativ begabten, gebildeten, nahbaren Ratsvorsitzenden gewählt. Wie in seinem Geigenvideo braucht er dazu Menschen, die ihm zu neuen Ufern folgen. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/bedford-strohm-neuer-ekd-ratsvorsitzender-90071/
https://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/die-ekd-in-wilden-gewaessern-90057/