Wer häufig Reklame für Alkohol sieht, trinkt zweimal so viel Alkohol wie gleichaltrige Jugendliche, die weniger Werbung sehen. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung, die im Auftrag der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) durchgeführt wurde. Es wurden rund 3.400 junge Menschen zwischen zehn und siebzehn Jahren befragt.
In den vergangenen vier Jahren sind die Krankenhauseinweisungen Minderjähriger um 36 Prozent gestiegen. Die jüngsten Patienten waren erst zwölf Jahre alt. Für viele junge Leute sei es fast unmöglich, die Alkoholwerbung zu umgehen, heißt es in der Studie. Lediglich 1,5 Prozent der Jugendlichen gaben bei der Befragung an, noch nie einen der Werbungspots gesehen zu haben, die ihnen bei der Umfrage gezeigt wurden. Auch unter den Zehn- bis Elfjährigen waren es nur drei Prozent, die mit der Werbung noch nicht in Kontakt gekommen waren. Aber mehr als die Hälfte der Zehn-bis Siebzehnjährigen erkannte die Werbung trotz ausgeblendeten Markennamens.
„Vor allem Jungen von Werbung angesprochen“
Gerade Jungen reagieren besonders stark auf die Reklame. Laut der Studie konsumieren sie mehr Alkohol und auch häufiger. Dieser Effekt trat bei vergleichbarer Werbung für Süßigkeiten und Handys nicht auf. „Das bedeutet, dass Jungen nicht per se interessierter an Werbung allgemein sind, sondern zeigt, dass sie besonders von Werbung für Alkoholika angesprochen werden“, erklärt die DAK.
Laut dem aktuellen Drogenbericht waren im vergangenen Jahr mehr als 20 Prozent der jungen Menschen mindestens einmal im Monat betrunken. Vor allem nutzten sie die Wochenenden, um Alkohol bis zur Besinnungslosigkeit zu konsumieren.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, sagte, die vorgestellten Ergebnisse „unterstreichen zudem die Ergebnisse eines Expertenberichts der Europäischen Kommission über den Einfluss der Alkoholwerbung auf Minderjährige“. Denn auch diese Studie komme zu dem Ergebnis, dass Werbung für alkoholische Getränke nicht nur die Einstellung zu Alkohol, sondern auch das zukünftige Trinkverhalten beeinflusse.
„Deutscher Werberat soll Werbung vorher prüfen“
„Die kürzlich vorgenommenen Mini-Reformen des Deutschen Werberates reichen nicht aus“, so Bätzing. Denn der Rat bestehe ausschließlich aus Vertretern aus der Industrie. Zudem bemängelte sie, dass Werbung im Fernsehen vor der Ausstrahlung nicht auf die Übereinstimmung mit der Regel der Selbstkontrolle überprüft werde. „Ich bin dafür, dass in Deutschland Alkoholwerbung vor der Aussendung im Fernsehen durch den Deutschen Werberat auf Regelbefolgung kontrolliert wird.“ (PRO)