„Alexa und Siri sind keine freundlichen Assistenten“

Künstliche Intelligenz (KI) schränkt freie Entscheidungen des Menschen ein. Das erklärte der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar beim Evangelischen Medienkongress in München. Kirchenpräsident Volker Jung verriet, ob er einen Roboter taufen würde. Und der KI-Forscher Jürgen Schmidhuber hatte düstere Aussichten für die „Krone der Schöpfung“.
Von PRO
Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar zeigte beim Evangelischen Medienkongress Konsequenzen einer digitalisierten Gesellschaft auf

Das Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) stellt der 5. Evangelische Medienkongress in München in den Mittelpunkt. Zur Frage „Mensch oder Maschine: Wer programmiert wen?“ sprach Wissenschaftsjournalist und Diplomphysiker Ranga Yogeshwar. „Technik penetriert die Gesellschaft“, sagte er. Heute sei jeder Mediennutzer Sender und Empfänger – „aus Massenmedien sind die Medien der Massen geworden“. Es gebe nicht nur Systeme, die gesprochene Sprache verstehen, sondern auch Maschinen, die sprechen.

Yogeshwar zeigte ein Video, in dem eine sprachgesteuerte Maschine einen Friseurtermin ausmacht und der Angerufene nicht merkt, dass er mit einer Maschine spricht. Der Journalist fragt: Ist es okay, dass sich eine Maschine nicht outet? Yogeshwar findet, eine Maschine muss sich zu erkennen geben.

Der Wissenschaftsjournalist warnte: Alexa, Siri und Co. seien „nicht die freundlichen Assistenten“. Der Mensch habe den Raum, seinen freien Willen auszuleben. Doch dieser Raum werde zunehmend eingeschränkt, weil jeder online Daten hinterlasse. Hier gehe es nicht nur um Namen und Adressen, sondern auch um Tippmuster oder Schnelligkeit bei den Online-Aktivitäten. Es sei möglich, dass diese Daten in der Zukunft von vielen Institutionen genutzt werden. So könne etwa eine Versicherung ihre Versicherten auffordern, Sport zu treiben. Yogeshwar beschreibt ein Zukunftsszenario: „Irgendwann heißt es nicht mehr, ,Ich möchte‘, sondern ,Ich werde gemöchtet‘. Ich muss joggen gehen, sonst kommt die Versicherung.“

Yogeshwar kritisierte während der Veranstaltung, die beim Bayerischen Rundfunk stattfindet, dass in den öffentlich-rechtlichen Sendern quasi keinen Senderaum für das Thema Künstliche Intelligenz geboten werde. In Japan würden mit diesem Thema die besten Sendeplätze besetzt.

Mensch hat den Odem Gottes

Volker Jung, der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, stellte KI dem „Geheimnis des Lebens“ gegenüber. Er machte dabei den Unterschied zwischen Intelligenz und Bewusstsein deutlich. „Den Menschen zeichnet aus, sich der eigenen Existenz bewusst zu sein.“ Durch ein Bewusstsein könne man selbstständig Entscheidungen treffen.

Jung zitierte aus dem Schöpfungsbericht, in dem steht, dass Gott dem Menschen den „Odem des Lebens“ einbläst. „Damit ist gesagt, dass wir mehr sind als bloße Materie.“ Der Mensch sei ein von Gott angesprochenes Wesen, könne darauf reagieren und sei zu einem Dialog mit Gott fähig. Der Glaube mache das Angebot, mit der Fehlerhaftigkeit des Menschen klarzukommen.

„KI wird Universum umkrempeln“

Die Frage, ob er Roboter taufen würde, verneinte Jung: Er würde keinen Roboter taufen, weil dieser kein Bewusstsein habe. In der Debatte um medizinische Hilfe durch KI stellte der Kirchenpräsident auch die Frage: „Wollen wir die Endlichkeit akzeptieren?“

Jürgen Schmidhuber, Informatiker und Direktor des Schweizer KI-Forschungsinstituts IDSIA, sagte, er habe keine Zweifel, dass KI in Zukunft schlauer sein wird als Menschen. Auf lange Sicht werde sie begreifen, dass Ressourcen auf unserem Planten fehlen, und diese dann im Weltraum suchen. KI werde „das Universum umkrempeln“, zeichnet Schmidhuber ein Zukunftsszenario. Künstliche Intelligenz habe eine gestaltendende Kraft: „Natürlich wird der Mensch nicht die Krone der Schöpfung bleiben.“

Der 5. Evangelische Medienkongress findet noch bis Mittwoch in München beim Bayerischen Rundfunk statt.

Von: Martina Blatt

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