Aggressive Kinder zocken brutaler

Kinder, die von ihren Klassenkameraden und Lehrern als aggressiv eingestuft werden, zocken auffällig gerne Gewaltspiele. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Belege dafür, dass brutale Spiele im Umkehrschluss auch aggressiver machen, fanden die Forscher aber nicht.

Von PRO

Nicht erst seit dem Amoklauf von Winnenden diskutieren Jugendschützer und Forscher über die Frage nach dem Huhn und dem Ei und was davon zuerst existierte: Machen Ego-Shooter wie "Counterstrike" ihre Nutzer zu gewalttätig? Oder spielen potentielle Amokläufer einfach lieber Gewaltspiele als andere? Vom Winnender Amokläufer Tim K. jedenfalls weiß man mittlerweile, dass er ein Fan des Spiels "Counterstrike" war. Eine Studie lässt nun auch Rückschlüsse auf die Wirkungsrichtung zu. Forscher der Leuphana-Universität Lüneburg und der Universität Hohenheim teilten am Montag mit: Aggressive Kinder spielen Gewaltspiele. Dieses Verhalten verfestigt sich im Laufe der Zeit. Belege für die These, Ballerspiele förderten ihrerseits aggressives Verhalten, fanden sie aber nicht.

Für die Erhebung wurden 324 Dritt- und Viertklässler im Alter von 8 bis 12 Jahren befragt. Die Kinder füllten zwei Mal innerhalb eines Jahres einen Fragebogen zum Thema aus. Sie sollten etwa ihre Lieblingsspiele nennen. Die wiederum wurden von Experten, also Hobbyspielern oder Computerspiele-Verkäufern, als brutaler oder weniger brutal eingestuft. Der Shooter "Counterstrike" galt demnach als brutal, ein Rollenspiel wie "Die Sims" als nicht brutal. Zudem sollten die Schüler Tagebuch über ihre Bildschirm-Medien-Nutzung führen. Lehrer und Kinder wurden auch gebeten, Schüler im Klassenverbund zu benennen, die durch aggressives Verhalten auffielen.

"Medienpädagogisch gute Nachrichten"

Dabei kam heraus, dass das Zocken schon bei Grundschülern eine beliebte Freizeitaktivität ist. 91 Prozent gaben zumindest ein Lieblingsspiel an. Kinder, die als aggressiv eingestuft wurden, nannten vermehrt brutale Spiele als Favoriten. Offen aggressive Kinder intensivierten ihre Vorliebe für gewalttätige Videospiele innerhalb des untersuchten Zeitraums. Bei der Erhebung hatten die Forscher Einflussvariablen wie das Geschlecht, die finanzielle Lage der Eltern oder die Familiensituation zuvor ausgeschlossen.

Jens Vogelgesang von der Universität Hohenheim teilte zu den Ergebnissen mit: "Die weniger aggressiven Klassenkameraden probieren zwar auch gewalthaltige Spiele aus, entwickeln aber seltener eine Präferenz für dieses Genre." Die Forscher konnten keine Belege dafür finden, dass sich das Spielen der gewalthaltigen Spiele auf die Aggressivität der Grundschulkinder auswirkt. "Das ist die medienpädagogisch gute Nachricht unserer Studie", so Vogelgesang weiter. "Allerdings gilt das ausdrücklich nur für die von uns erstmals in einer Wirkungsstudie untersuchte Altersgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen." (pro)

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