Ärztekammerpräsident Reinhardt: Cannabis-Legalisierung ist „fahrlässig“

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat scharfe Kritik an der geplanten Legalisierung von Cannabis geübt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach handle entgegen früherer Warnungen und „fahrlässig".
Von Norbert Schäfer
Ärztepräsident Klaus Reinhardt

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hat in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) die geplante Cannabis-Legalisierung in Deutschland kritisiert. Nach dem Willen der Ampel-Regierung soll noch im Februar ein entsprechendes Gesetz den Bundestag passieren, im März soll sich der Bundesrat mit der Cannabis-Legalisierung befassen. Das Gesetz könnte dann bereits zum 1. April inkrafttreten.

Reinhardt stößt sich laut FAZ-Artikel vom Montag an der Gleichgültigkeit der Ampelpolitiker, unbeirrt an dem Vorhaben festzuhalten – trotz Warnungen von Ärzten, Apothekern, Psychiatern, Psychotherapeuten, der Polizei und Lehrerverbänden.

Den Bundesärztekammer-Präsidenten stört im FAZ-Interview insbesondere die Haltung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der früher vor den Risiken von Cannabis warnte, diese Bedenken aber als Minister ignoriert. „Viele Jahre lang hat Karl Lauterbach aus Überzeugung vor den neurologischen und gesundheitlichen Risiken durch Cannabisgebrauch gewarnt“, erklärte Reinhardt gegenüber der FAZ, und weiter: „Als Bundesgesundheitsminister blendet er diese Erkenntnis komplett aus.“

Nach Reinhardts Einschätzung handle der Minister „in höchstem Maß fahrlässig“. Weil auch in Ländern, in denen Cannabis legalisiert wurde, die Belastung des Gesundheitssystems angestiegen sei, bezeichnet Reinhardt das Vorhaben der Ampel-Regierung als „weltfremd und verbohrt“.

Reinhardt nannte die „Bereitschaft, alle möglichen psychoaktiven Substanzen auszuprobieren“ ein „Zeitgeistphänomen einer Wohlstandsgesellschaft, dem sich Teile der Ampel widerstandslos unterwerfen“. Der Ärzte-Präsident betont in dem FAZ-Artikel die gesundheitlichen und neurologischen Risiken, besonders für junge Menschen, deren Gehirne noch nicht vollständig ausgereift sind. Reinhardt bezweifelt zudem, dass die Legalisierung den Schwarzmarkt eindämmen oder die Gesundheitsgefahren reduzieren wird. Er schlägt einen Mittelweg vor: eine Legalisierung ab dem 23. Lebensjahr und die Abgabe von Cannabis ausschließlich in Apotheken.

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