"Die Indikationen, bei denen die PID angewandt werden darf, müssen klar begrenzt sein", sagte Montgomery der Wochenzeitung "Das Parlament". Die Ärzteschaft wolle "auf jeden Fall verhindern, dass die PID zu einem Routineverfahren der In-Vitro-Fertilisation wird". Montgomery bekannte: "Persönlich hätte ich den Gesetzentwurf für ein PID-Verbot unterstützt", und erklärte dazu: "In der PID ist immer auch ein Ansatz zur Selektion menschlichen Lebens angelegt. Diese lehne ich ab." Gleichwohl müsse er anerkennen, dass der Damm an anderer Stelle schon gebrochen sei. "Die Pränataldiagnostik, also die Früherkennung in der Schwangerschaft, ist längst Standard und führt zur Abtreibung lebensfähiger Föten. Denken Sie allein daran, dass heute 95 Prozent der Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben werden. Ich sehe auch bei Gentests an künstlich erzeugten Embryonen die große Gefahr, dass am Ende alles gemacht werden könnte, was medizinisch-technisch möglich ist. Wir leben in einer Welt der Salami-Ethik, wo Stückchen für Stückchen abgeschnitten wird."
Gewisse, im angenommenen Gesetzesentwurf angelegte Regelungen, findet Montgomery gar gefährlich: "Ich lehne es völlig ab, auf Erbanlagen für Krankheiten zu testen, die in der Regel erst nach dem 30. Lebensjahr auftreten, etwa die Chorea Huntington." Schließlich könne niemand wissen, welche Therapien in 30, 40 Jahren möglich seien. "Außerdem können die Menschen mit entsprechenden Gendefekten Jahrzehnte ohne Erkrankung leben", sagte Montgomery. Zugleich wandte er sich gegen eine Liste von Krankheiten, für die die PID zugelassen werden soll. Die Ärzte wollten keinen "vom Bundestag oder der Bundesregierung verabschiedeten Katalog haben, der zu einem Automatismus führt". Bei den Entscheidungen der geplanten PID-Kommissionen solle es "wirklich um Einzelfallprüfungen gehen". Montgomery sprach sich für eine Orientierung an Frankreichs Handhabung der PID aus. Dort gebe es drei zugelassene Zentren, an denen eine PID vorgenommen werden könne. Da der Gesetzgeber von wenigen hundert Paaren ausgehe, bei denen die Methode in Frage kommt, reiche dies aus, sagte der BÄK-Präsident. (pro)