Das Militär habe "unschuldige Menschen erschossen" und mit Gewalt auf friedliche Proteste reagiert, sagte Mina gegenüber der katholischen Menschenrechtsorganisation "Kirche in Not". Er wies darauf hin, dass Christen und Muslime vereint auf dem Tahrir-Platz in Kairo stünden und ihre Menschenrechte verteidigten. "Die Sicherheitskräfte haben kein Recht, friedliche Menschen zu erschießen." Er erwarte von den zuständigen Behörden eine Erklärung für ihr Handeln. "Die Armee hat ihre Lektion noch nicht gelernt: Wenn man auf Menschen schießt, werden sie sich wehren!" Die Demonstranten hätten ein Recht darauf, ihre Meinung auf diese Weise zu äußern. Die Demonstrationen seien ihre einzige Möglichkeit, ihren Standpunkt zu verteidigen.
Der Bischof von Gizeh betonte, dass die Demonstrationen weniger eine politische Äußerung seien, sondern vielmehr ein "Schrei nach Gerechtigkeit". "Die jungen Menschen, die die Revolution begonnen haben, haben kein Vertrauen mehr in die Obrigkeit, insbesondere in das Militär. Sie waren zu Beginn der Revolution voller Hoffnung, aber das ist vorbei", sagte der Bischof.
Kauder: "Religionsfreiheit gehört existenziell zu den Menschenrechten"
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich kritisch über die Entwicklungen in dem nordafrikanischen Land. Die Vorgänge in Ägypten beobachte die Bundesregierung "mit Bangen", sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, hat unterdessen Militär und Regierung in Ägypten angesichts der blutigen Auseinandersetzungen zur Einhaltung der Menschenrechte aufgefordert. "Wir erwarten, wenn wir Euch helfen und unterstützen, was wir machen wollen, dass die Menschenrechte eingehalten werden", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in der Generalaussprache zum Haushalt 2012 in Berlin. "Und dazu gehört Religionsfreiheit ganz existenziell." Deutschland unterstütze den "Kampf gegen Militär und gegen eine Regierung, die die Interessen des Volkes offenbar nicht ernst nimmt", sagte Kauder. Bei dem Wandel von einer Diktatur zu einer modernen Gesellschaft erwarte er aber, "dass alle Religionen in diesem Land frei leben können". Die Ägypter sollten sich nicht in erster Linie über ihre Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft definieren. "Nur so werdet ihr zu einem modernen Land kommen."
Wie "Kirche in Not" mitteilt, sind nach ersten Schätzungen in Kairo bei den Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten am Wochenende mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen, hunderte wurden verletzt. Die Demonstranten fordern die Machtübergabe des herrschenden Militärrats an eine zivile Regierung. Am kommenden Montag sollen in Ägypten die Parlamentswahlen beginnen. (pro/dpa)