Die Übergriffe auf Christen in Ägypten halten an. Bischof Makarios sieht seine Gemeinde in der Stadt al-Minya am Rande der Belastungsgrenze. Auch ein neues Gesetz zum Kirchenbau verspricht keine Besserung.
In der ägyptischen Stadt al-Minya, die direkt am Nil liegt, fühlen sich Christen unter Druck gesetzt. „Wir haben die Belastungsgrenze erreicht“, sagt Bischof Makarios der amerikanischen Tageszeitung New York Times. 40 Prozent der Stadtbevölkerung seien Christen. In den vergangenen drei Jahren habe es insgesamt 37 Übergriffe gegeben. Häuser seien niedergebrannt, Christen auf der Straße attackiert und Wände mit Hassnachrichten besprüht worden.
Im Mai hatte ein Menschenmob einer 70-jährige Christin die Kleidung vom Leib gerissen, weil ihr Sohn angeblich eine Affäre mit einer Muslimin hätte. Am schlimmsten sei dabei gewesen, sagte der Bischof, dass die Behörden den Vorfall abstritten. Der Kirchenmann schilderte der Times weitere Vorfälle: Im Juni hätten IS-Terroristen einen christlichen Priester auf der Sinai-Halbinsel ermordet. Im Juli habe eine Menschengruppe einen Christ im Dorf Tahna El-Jabal erstochen. Niemand sei für die Verbrechen verurteilt worden, die Angeklagten seien alle frei gekommen.
Hinzu komme, dass die Kopten keine Erlaubnis mehr bekämen, neue Kirchen zu eröffnen. Polizei und Sicherheitskräfte lehnten die Anträge häufig ab. In der Stadt Ismailia seien zwar zwei neue Kirchen fertig gebaut, aber die Erlaubnis für die Benutzung werde nicht erteilt. Nur in einem Zelt vor der Kirche sollen die Christen beten dürfen. Das Zelt sei vor kurzem aber abgebrannt und die Angeklagten wegen „Sicherheitsbedenken“ freigesprochen worden.
Neues Kirchengesetz löst das Problem nicht
Bislang regelt die sogenannte „Decreto Hamayoni“ den Bau von Kirchen in Ägypten. Kirchen werden darin anders behandelt als Moscheen. Beispielsweise dürfen Kirchen nicht in der Nähe von Schulen, Kanälen, Eisenbahnlinien oder Wohngebieten gebaut werden. Diese Regelung trägt laut Radio Vatikan dazu bei, dass keine Kirchen in von Christen bewohnten Gegenden gebaut werden dürfen. Dazu ist ein neues Gesetz geplant. Allerdings fürchten die Kritiker, dass der Status quo damit unverändert bleibe. Außerdem sei fragwürdig, ob es jemals umgesetzt werde.
Die koptisch-orthodoxe Kirche will laut der Times vermeiden, in Ägypten aufzufallen. Die kirchliche Führung beschwöre deshalb ein Bild der Einheit mit der ägyptischen Regierung. Der koptische Papst, Tawadros II., forderte zum Beispiel seine Glaubensbrüder und -schwestern in den USA auf, nach der Anschlagserie gegen koptische Ägypter im Sommer nicht vor dem Weißen Haus zu demonstrieren.
Die christliche Gemeinde in Ägypten macht 10 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Lange Zeit gab es eine symbiotische Beziehung zwischen ihr und der ägyptischen Regierung. Die Regierung gewährte Schutz, während die Christen dabei halfen, dem Westen ein freiheitliches und tolerantes Bild von Ägypten zu vermitteln. In den letzten Jahren der Amtszeit von Präsident Mubarak begann diese Allianz aber zu bröckeln. Unter dem islamischen Präsidenten Mohamed Mursi nahmen die Übergriffe zu. Die koptische Kirche gehörte zu den Unterstützern des aktuellen Präsidenten Abd al-Fattah as-Sisi, aber die Situation verschlechtert sich zunehmend. (pro)
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