Ahmed Mohammed Abdullah, auch bekannt als Abu Islam, zerstörte die Bibel im Zuge der Proteste gegen einen Anti-Islam-Film aus den USA. Dass er nun dafür vor Gericht gestellt wird, ist laut der Nachrichtenagentur "Associated Press" (AP) ein seltenes Beispiel dafür, dass Ägypten seine Blasphemie-Gesetze zugunsten des Christentums auslegt. In der Regel gehe es bei Gerichtsprozessen dieser Art um Beleidigungen des Islam.
Extremist betreibt TV-Sender
Der Salafist Abdullah betreibt in Ägypten unter anderem den Sender "Maria TV", dessen ausschließlich weibliche Mitarbeiter allesamt vollverschleiert vor und hinter der Kamera agieren (pro berichtete). Der Extremist war vor zwei Wochen dabei gefilmt worden, wie er vor der US-Botschaft in Ägypten eine Bibel entzwei riss. "Das nächste Mal werde ich darauf urinieren", soll er anschließend gesagt haben. Mit ihm werden wohl auch sein Sohn namens Islam und der Journalist Hani Yassin Gadallah zur Rechenschaft gezogen. Gadallah soll Abdullah nach der Tat interviewt haben, berichtet die "Agence France Press" (AFP). In dem Gespräch habe der radikale Moslem das Christentum erneut verunglimpft.
Blasphemie kann in Ägypten mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. Der Prozess gegen Abdullah soll am 30. September beginnen. Vorab erklärte er sich für nicht schuldig. "Ich habe mir immer gewünscht, vor das Gericht zu ziehen, um der Welt zu erklären, dass es so etwas wie die Bibel nicht gibt. Jede Kirche im Westen hat ihr eigenes heiliges Buch", erklärte er sich Medienberichten zufolge.
Auch Christen vor Gericht
Auch ein koptischer Christ soll ab Mittwoch vor Gericht stehen. Er war verhaftet worden, weil er den islamkritischen Film "Innocence of Muslims" im Internet verbreitet haben soll. Auf seiner Internetseite habe er zudem Christentum und Islam in Frage gestellt, berichtet AP. Ein weiterer Kopte sei zudem in der vergangenen Woche zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er den Islam beleidigt habe. Unterdessen fürchten laut AFP zahlreiche koptische Christen in Ägypten nach der Veröffentlichung des Anti-Islam-Films um ihre Sicherheit. "Innocence of Muslims" hatte zu weltweiten Protesten geführt, bei denen bisher Dutzende ums Leben kamen, unter ihnen der amerikanische Botschafter in Libyen, Chris Stevens. (pro)