Ägypten weist Mahnungen wegen Christenverfolgung zurück

Die ägyptische Regierung weigert sich trotz wachsender Kritik aus dem In- und Ausland, über die Diskriminierung der Christen in ihrem Land zu diskutieren. In einer Erklärung vom Mittwoch heißt es, wer zum Schutz von Christen in Ägypten aufrufe, mische sich in die inneren Angelegenheiten des Landes ein.
Von PRO

In einer Erklärung der arabischen Staats- und Regierungschefs, die am Mittwoch zum Ende eines Wirtschaftsgipfels in dem ägyptischen Badeort Scharm el Scheich verlesen wurde, hieß es: "Die arabischen Führer lehnen die Versuche einiger Staaten und Parteien strikt ab, die versuchen, sich in die inneren Angelegenheiten der arabischen Staaten in Bezug auf den Schutz der Minderheiten einzumischen."

Dieser Passus war auf Initiative der ägyptischen Delegation unter Präsident Husni Mubarak verfasst worden. Ägyptens Regierung hatte sich nach einem Selbstmordanschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria, bei dem in der Silvesternacht 23 Menschen getötet worden waren, über Kritik und Ermahnungen aus dem Ausland geärgert. Vor allem Papst Benedikt XVI. war mit seinen wiederholten Aufrufen zum Schutz der Christen bei den Ägyptern angeeckt.

Ein Zusammenschluss von 14 ägyptischen Nichtregierungsorganisationen publizierte unterdessen einen Brief, den sie am Vortag an Ministerpräsident Ahmed Nazif geschickt hatten. Darin fordern sie die Gründung eines Komitees für die Gleichstellung der Minderheiten, das dem Kabinett angegliedert sein sollte. Das Komitee solle dafür sorgen, dass Christen, Nubier, Beduinen, schiitische Muslime und Angehörige der religiösen Minderheit der Bahai von den Behörden nicht diskriminiert werden.

In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria waren bei einem Selbstmordattentat vor einer koptischen Kirche in der Neujahrsnacht 23 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 70 wurden verletzt. Experten, etwa vom Hilfswerk "Open Doors", haben dies zum Anlass genommen darauf hinzuweisen, dass weltweit eine Zunahme von Christenverfolgung spürbar sei. Papst Benedikt forderte in seiner Neujahrsansprache Frieden und Religionsfreiheit. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb einen Brief an Mubarak, in dem sie den Terrorakt scharf verurteile. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verlangte von seinem ägyptischen Kollegen Abul Gheit, alles zu tun, "um Christen und andere religiöse Gruppen gegen Übergriffe und Gewalt durch Extremisten zu schützen". In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mahnte die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher, Christen seien in islamischen Gesellschaften benachteiligt und "Bürger zweiter Klasse". In Bezug auf die Anschläge in Alexandria erinnerte sie: "Die Ursache ist die Verfassung. Ägypten ist ein islamisches Land." (dpa/pro)

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