In den vergangenen Wochen hat es vermehrt Übergriffe auf Christen in Ägypten gegeben, bei denen mehrere Menschen starben. Joachim Schroedel, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz in Kairo, spricht in der Tageszeitung Die Welt über den Tod als Alltagserfahrung der Ägypter.
„Christen und Muslime in Deutschland sind näher zusammengerückt“, findet Schroedel
„Ein Ägypter hat ein anderes Verhältnis zum Tod“, sagte Schroedel gegenüber der Zeitung. „Wenn jemand stirbt, sagen die Leute, ‚Gott sei gepriesen‘.“ Er erklärt: „Als Christ sehe ich das differenzierter. Mein Auftrag ist es, das Leben zu bewahren, zu schützen bis zum letzten Atemzug. Aber hier ist ein irdisches Leben nicht ganz so viel wert wie bei uns in Europa. Es ist manchmal schwierig, mit christlich-westlichen Werten den Nahen Osten zu begreifen.“
Schroedel hat eine Veränderung im Dialog zwischen Christen und Muslimen in Ägypten ausgemacht. „Für das Gros der Ägypter war die Herrschaft der Islamisten unter Mursi eine schwarze, dunkle Wolke.“ Nun rückten Christen und Muslime wieder näher zusammen. „Der Dialog des Lebens, das Miteinander von Muslimen und Christen im Alltag, ist in vielen Bereichen wieder besser möglich. Die Extrempositionen aber erhalten die Gefahr weiterer Gewalt aufrecht.“
Beeinflussung der Bevölkerung durch religiöse Fanatiker
Nach Ansicht des Ägypten-Beauftragten der Bischofskonferenz könnten die meisten Landesbewohner weder lesen noch schreiben. Daher würden sie leicht von den muslimischen Scheichs und religiösen Fanatikern beeinflusst. „Es wird einfach behauptet, die Christen seien schuld an Mursis Sturz. Als Beweis dafür führten sie die Fernsehbilder an, als General Al-Sisi nach der Absetzung Mursis die künftige politische Richtung für Ägypten verkündete und das christlich-koptische Oberhaupt Tawadros hinter ihm stand. Das empfanden viele Ägypter als Angriff auf den Islam.“
Schroedel ist seit rund 18 Jahren Seelsorger für etwa 15.000 deutschsprachige Katholiken in Ägypten, dem Libanon, Syrien, Jordanien und Äthiopien. Er studierte in Mainz, Jerusalem und Tübingen und wurde 1983 in Mainz zum Priester geweiht. (pro)
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