Ägypten: Mob greift Christen an

In Ägypten hat eine Gruppe von etwa 300 Muslimen Häuser von Christen angezündet. Einer 70-jährigen Christin haben sie dabei die Kleider vom Leib gerissen, berichten mehrere Medien. Hintergrund sind Gerüchte über eine interreligiöse Affäre ihres Sohnes.
Von PRO
Koptische Christen sind in Ägypten kürzlich Ziel eines Angriffs von Muslimen geworden
Rund 300 Muslime haben in einem Dorf in der ägyptischen Provinz Minya mindestens sieben Häuser von koptischen Christen geplündert und angezündet. Aus einem der Häuser zerrten die Angreifer eine 70-jährige Frau auf die Straße, schlugen sie und rissen ihr die Kleider vom Leib. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend, unter anderem die Deutsche Welle. „Sie haben das Haus in Flammen gesetzt, sind herein gekommen und haben mich hinaus gezogen, vor das Haus geworfen und meine Kleidung herunter gerissen. Ich war so nackt, wie ich zur Welt gekommen bin, und ich habe geschrien und geweint“, wird die Frau namens Soaad Thabet von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Erst nach zwei Stunden traf die Polizei ein. Hintergrund des Angriffes, der sich bereits am Freitag vor einer Woche ereignete, waren Gerüchte, dass ihr Sohn eine Affäre mit einer muslimischen Frau habe. Das ist nach dem traditionellen islamischen Verständnis verboten. Bereits im Vorfeld des Übergriffs wurde die Familie deswegen bedroht, woraufhin der Mann das Dorf verließ. Seine Eltern hatten die Situation noch am Tag vorher bei der Polizei gemeldet. Das erklärte der für die Region zuständige koptische Erzbischof Makarios. In einem Interview mit dem ägyptischen Sender Sada el-Balad sagte er, die Bürger Ägyptens lebten nicht im Dschungel oder in einer Stammesgesellschaft. Es sei nicht korrekt, dass sich irgendjemand selbst zum Richter, zur Polizei und Gesetzgeber mache. Der Papst der Koptischen Kirche, Tawadros II., rief zu Zurückhaltung und Koexistenz auf. Er warnte davor, den Vorfall zu benutzen, um religiöse Konflikte zu schüren, meldete die ägyptische Zeitung Ahram. Ähnlich äußerte sich demzufolge auch das Institut Al-Azhar, das als wichtigste Einrichtung des sunnitischen Islam gilt. In einer Stellungnahme prangerte sie die Übergriffe an, warnte vor religiösen Konflikten und betonte, jegliche Verletzung und Aggression seitens der in diesem Fall Beteiligten sei unabhängig von ihrem Glauben abzulehnen. Der Anteil von Christen an der ägyptischen Bevölkerung liegt laut Auswärtigem Amt zwischen fünf und zehn Prozent. Die meisten gehören der Koptischen Kirche an. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/eu-aufruf-zur-religionsfreiheit-93367/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/ein-bischof-muss-auch-moench-bleiben-87951/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/aegyptens-praesident-im-gottesdienst-90644/
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