Ägypten: Chaos bei der Präsidentenwahl

Die Bekanntgabe des Siegers der ägyptischen Präsidentenwahl ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund sind Manipulationsvorwürfe beider Seiten. Am vergangenen Wochenende hatten die Ägypter die Wahl zwischen dem Muslimbruder Mohammed Mursi und dem ehemaligen Premierminister Ahmed Schafik.

Von PRO

Presseberichten zufolge haben rund 400 Beschwerden wegen Manipulation die Wahlkommission erreicht. Man brauche mehr Zeit, um den Vorwürfen nachzugehen, hieß es am späten Mittwochabend in Kairo. Ursprünglich sollte das Ergebnis der Präsidentschaftswahl am Donnerstag bekanntgegeben werden. Bereits zu Beginn der Woche hatten sowohl der Muslimbruder Mursi als auch der Mubarak-Vertraute Schafik den Sieg für sich beansprucht. Auf beiden Seiten kam es zu Demonstrationen. In jedem Fall scheint die Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu sein. Die jeweiligen Wahlkampfteams verkündeten bereits, ihre Kandidaten hätten über 50 Prozent der Stimmen erhalten.

Wie "Spiegel Online" berichtet, zogen in der Nacht zum Donnerstag tausende Anhänger der Muslimbruderschaft zum Tahrir-Platz, um gegen die Militärregierung und die Wahlkommission zu protestieren. Derzeit legt eine Übergangsverfassung fest, dass der künftige Präsident keinen Einfluss auf die Zusammensetzung des Militärrats und keinen Oberbefehl über die Streitkräfte haben wird. Zudem sollen die Generäle einen Ausschuss mit 100 Teilnehmern ernennen, der eine neue Verfassung ausarbeiten wird. Kritiker befürchten, dass der Militärrat sich auch nach Ernennung des neuen Präsidenten an die Macht klammern könnte. Kurz vor der Präsidentschaftswahl hatte das als militärnah geltende Verfassungsgericht außerdem das Parlament aufgelöst, weil ein Drittel der Sitze ungültig seien.

Derweil ist der Gesundheitszustand des ehemalige Machthaber Ägyptens, Hosni Mubarak, weiterhin kritisch. Er hatte am Dienstag einen Hirnschlag und einen Herzanfall erlitten und liegt seither in einem Kairoer Krankenhaus im künstlichen Koma. (pro)

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