Ägypten: Bischof fordert Entwicklungshilfe

Der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu aufgefordert, finanzielle Hilfe für das ägyptische Volk zu leisten. Für ihn sind die Aufstände in Ägypten vor allem die Folge einer jahrzehntelangen Unterdrückung der Christen im Land, erklärte er gegenüber pro.

Von PRO

"Diese Revolution hat unter den koptischen Jugendlichen begonnen", erklärte Bischof Anba Damian am Mittwoch im Gespräch mit pro. Nachdem die Christen über Jahre systematisch unterdrückt worden seien, hätten sie keine andere Chance mehr gesehen, als auf die Straße zu gehen. "Diese Jugendlichen hatten nichts mehr zu verlieren", sagte Damian, und sie hätten schließlich auch die Muslime ermuntert, mitzukämpfen. Nun stünden die Anhänger beider Religionen gemeinsam auf dem Tahrir-Platz in Kairo, um endlich Religionsfreiheit und Gerechtigkeit in Ägypten einzufordern. "Die Diktatur muss nun ein Ende haben", forderte er in Richtung des Staatsoberhaupts Husni Mubarak. "Wir haben Hoffnung, dass diese Bewegung Erfolg hat, aber als Christen fürchten wir auch die Muslimbrüder", sagte der Bischof weiter. Es bestehe kein Zweifel an deren religiös-politischem Ziel – einer Islamisierung des Landes.

Von der deutschen Bundeskanzlerin, Angela Merkel, erwartet Damian Hilfe für die Aufständischen in Ägypten. "Ich hoffe, dass sie unser Volk nicht im Stich lässt", sagte er. Die Kanzlerin solle ihre Freundschaft mit den Ägyptern bekunden, das alte Regime dazu auffordern, keine Gewalt mehr auszuüben und den Demokratisierungsprozess fördern – auch mit finanziellen Mitteln. Schon in der Vergangenheit unterstützte die Bundesregierung Ägypten finanziell, die Agentur dapd berichtet von 190 Millionen Euro in den vergangenen zwei Jahren. Entwicklungsminister Dirk Niebel versicherte jüngst, das Geld sei ausschließlich in "regierungsferne" Projekte geflossen.

Seit zwei Wochen demonstrieren Menschen in Ägypten für die Absetzung des Präsidenten Mubarak. Laut der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" sind bisher rund 300 Menschen in den Großstädten des Staates bei Aufständen ums Leben gekommen. Anfang des Jahres starben 23 Menschen bei einem Anschlag radikaler Muslime auf einen Gottesdienst von Kopten. Elf weitere Christen starben bei einem Attentat am 30. Januar.

"Diese Anschläge sind ein Produkt der ägyptischen Politik", findet Bischof Anba Damian, der sein Heimatland 1980 verlassen hat. Doch auch die allgemeine Ungerechtigkeit, etwa der Löhne, habe die Menschen auf die Straße getrieben. Nun hofft der Geistliche auf ein Ende der Diktatur – und zwar ein gewaltloses. Derzeit hätten Journalisten die Aufstände derart gut im Blick, dass die Regierung keine weitere Gewalt gegen das Volk anwenden werde, hofft Damian. (pro)

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