„Mein Bauch gehört mir“ – mit diesem Slogan fordert die Frauenbewegung das Recht auf Abtreibung ein. Dass das werdende Kind auch ein Teil des Vaters ist, wird in der Rechtsprechung nicht berücksichtigt. Über eine Abtreibung darf die Frau allein entscheiden.
Von PRO
Foto: pro
Mit dieser Nachbildung eines Embryos in der 10. Schwangerschaftswoche wollen Lebensschützer ins Bewusstsein rufen, dass es bei Abtreibungen um Menschenleben geht
Als Paul (alle Namen geändert) bei der Beratungsstelle von Pro Femina anruft, ist er verzweifelt. Seine Freundin Sonja will übermorgen eine Abtreibung vornehmen lassen. Das junge Paar ist erst seit zwei Monaten zusammen, seit einer Woche wissen die beiden von der Schwangerschaft. Sonja und Paul führen eine Fernbeziehung, leben drei Autostunden voneinander entfernt. Paul hat am Telefon von der Schwangerschaft erfahren, wie auch von Sonjas Entscheidung, das Kind abzutreiben. Den Beratungsnachweis, der dafür notwendig ist, hat sie nach einem kurzen Gespräch bereits bekommen. Paul will sie umstimmen, sofort zu ihr fahren. Sie blockt ab, droht, die Beziehung ganz zu beenden, wenn er sie bedrängt.
Paul ist Mitte 20, studiert im sechsten Semester Betriebswirtschaftslehre. Seine Mutter und sein Vater sind prinzipiell gegen Abtreibung und wären bereit, ihn und Sonja zu unterstützen. Sonja kann das von ihren Eltern nicht behaupten. Außerdem will sie Karriere machen, ist in einem Unternehmen mit guten Aufstiegschancen. Sie sagt, dass ein Kind der Todesstoß für ihre Laufbahn wäre. Auf die Schwangerschaft einer Kollegin hatte ihr Chef mit spöttischen Bemerkungen reagiert. Sonja will nicht einmal, dass Paul das Wort „Abtreibung“ in den Mund nimmt, versucht, nicht an die folgenschwere Prozedur zu denken. Dass Paul so schnell einen persönlichen Bezug zu dem Embryo, der da in ihrem Körper wächst, aufgebaut hat – das irritiert sie.
Eine endgültige Entscheidung
Fast 100.000 Kinder wurden 2014 nach offiziellen Angaben im Mutterleib getötet, etwas weniger als in den Jahren zuvor. Nur vier Prozent dieser Abtreibungen hatten einen medizinischen oder kriminologischen Hintergrund. Weitere vier Prozent der Abtreibenden waren jünger als 18 Jahre. Lebensgefahr für die Mutter, Vergewaltigung und Kindesalter der werdenden Mutter sind demnach bei 92 Prozent aller Abtreibungen keine Argumente. Der Vater des Kindes hat so oder so bei der Entscheidung über eine Abtreibung kein Mitspracherecht, erklärt Ingo Friedrich, Fachanwalt für Familienrecht sowie Mitglied der „Initiative Christ und Jurist“. „Für eine Klage gibt es keine juristische Grundlage“, sagt er. Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland laut Strafgesetzbuch nicht strafbar, wenn die sogenannte Beratungsregelung berücksichtigt wird. Hierfür muss eine Schwangere, die den Eingriff verlangt, mindestens drei Tage vor dem Termin in einer Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle das Gespräch suchen. Darüber hinaus ist eine Abtreibung innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen von einem Arzt vorzunehmen, der nicht an der Beratung teilgenommen hat. Wie viele Väter gegen die Abtreibung ihres Kindes sind, ist nicht bekannt – Fakt ist aber, dass der Fall von Paul eine Ausnahme ist. „Es ist öfter so, dass Männer die Frauen zur Abtreibung drängen“, weiß Astrid, Beraterin bei Pro Femina. Die Organisation unter dem Dach der Marke „1.000 plus – Hilfe statt Abtreibung“ bietet Beratungen an mit dem Ziel, Frauen Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch aufzuzeigen.
Astrid hat Pauls besorgten Anruf entgegengenommen und versucht danach, Sonja zu erreichen. Diese ist von dem Anruf aufgewühlt, aber ihre Entscheidung steht fest. Paul schreibt ihr, dass sie sich für die Entscheidung mehr Zeit lassen soll. Dass er sich um das Kind kümmern würde. Vergeblich. „Paul hätte sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt für das Kind“, sagt Astrid. Davon ist sie beeindruckt. „Es ist mir wichtig, ihm in seiner Hilflosigkeit Raum zu geben und seine Not zu hören“, erklärt sie. Auch so kann Schwangerschaftsberatung aussehen.
Sonja ist zur Abtreibung gegangen. Paul trauert um das Kind, sein Kind, um das, was hätte sein können. Er ist verletzt, weil Sonja ihn und seine Gefühle bei ihrer Entscheidung nicht berücksichtigt hat. Die Beziehung besteht trotzdem noch, und Paul hofft, dass die beiden eines Tages gestärkt aus dem Erlebten herausgehen können. Auch wenn Paul und Sonja das schaffen – für ihr abgetriebenes Kind hat die Geschichte kein Happy End. Wie für fast 100.000 andere pro Jahr in Deutschland. (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.