Als Paul (alle Namen geändert) bei der Beratungsstelle von Pro Femina anruft, ist er verzweifelt. Seine Freundin Sonja will übermorgen eine Abtreibung vornehmen lassen. Das junge Paar ist erst seit zwei Monaten zusammen, seit einer Woche wissen die beiden von der Schwangerschaft. Sonja und Paul führen eine Fernbeziehung, leben drei Autostunden voneinander entfernt. Paul hat am Telefon von der Schwangerschaft erfahren, wie auch von Sonjas Entscheidung, das Kind abzutreiben. Den Beratungsnachweis, der dafür notwendig ist, hat sie nach einem kurzen Gespräch bereits bekommen. Paul will sie umstimmen, sofort zu ihr fahren. Sie blockt ab, droht, die Beziehung ganz zu beenden, wenn er sie bedrängt.
Paul ist Mitte 20, studiert im sechsten Semester Betriebswirtschaftslehre. Seine Mutter und sein Vater sind prinzipiell gegen Abtreibung und wären bereit, ihn und Sonja zu unterstützen. Sonja kann das von ihren Eltern nicht behaupten. Außerdem will sie Karriere machen, ist in einem Unternehmen mit guten Aufstiegschancen. Sie sagt, dass ein Kind der Todesstoß für ihre Laufbahn wäre. Auf die Schwangerschaft einer Kollegin hatte ihr Chef mit spöttischen Bemerkungen reagiert. Sonja will nicht einmal, dass Paul das Wort „Abtreibung“ in den Mund nimmt, versucht, nicht an die folgenschwere Prozedur zu denken. Dass Paul so schnell einen persönlichen Bezug zu dem Embryo, der da in ihrem Körper wächst, aufgebaut hat – das irritiert sie.