In der Katholischen Kirche nimmt der Priester den Gläubigen meist im Beichtstuhl die Beichte ab
Im öffentlichen Raum steht „Beichten“ auf der Tagesordnung. „Die Beichte, das Bekennen eigener Verfehlungen, hat Konjunktur“, stellt die Rheinische Post in einem Online-Artikel am Samstag fest. Der Nachrichteninteressierte stoße vermehrt auf öffentliche Beichten, etwa die „Steuer-Beichte“ von Uli Hoeneß oder die „Drogen-Beichte“ des SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann. Im Gegensatz zur öffentlichen Beichte stehe die kirchliche Beichte unter Druck. Zu der gehen nach Ansicht von Autor Frank Vollmer immer weniger Christen.
Professionalisierung der Bekenntnis-Kultur
Der Artikel zitiert den Vizepräses der rheinischen Kirche, Christoph Pistorius, und beschreibt darin die Beichtkultur in der Politik. Niemand gehe in einer Demokratie heute noch davon aus, dass die Mächtigen von Gottes Gnaden eingesetzt würden, demnach gebe es keine „unantastbaren Berufe mehr“. Für Politiker bedeute dies: „Der Adressat der Rechtfertigung hat sich verschoben – von Gott zum Wähler“, erklärt Pistorius. Anders als der „liebe Gott“, stellt Autor Vollmer fest, neige der Wähler jedoch zur Ungnade und ebenso „gütiges Wegsehen“ dürfe man vom Wahlvolk nicht erwarten. Vollmer konstatiert „eine Professionalisierung der Bekenntnis-Kultur, weg vom Privaten, hin zum Öffentlichen.“ Auch die „weltlich-mediale ‘Beichte‘“ komme, wie ihr kirchliches Pendant, nicht ohne „ehrliche Zerknischung“ aus. Fazit des Artikels: Vergebung ist möglich. Vollmer illustriert am Beispiel von Margot Käßmann, wie die Rückkehr der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden in ein öffentliches Amt nach dem „schnörkellosen“ Eingeständnis ihrer Verfehlung, einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss, als modellhaft angesehen werden kann.
Die kirchliche Beichte ist nach christlichem Verständnis das mündliche Eingeständnis einer Sünde und findet meist während eines Gesprächs unter vier Augen statt. (pro)
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