Abdel-Samad sieht Gründe für Einreisestopp von Muslimen

Das Einreiseverbot des US-Präsidenten Donald Trump für Einwohner aus sieben muslimischen Staaten sorgt für viele Proteste weltweit. Der deutsch-ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad mahnt indessen an, auf die Gründe für Trumps Erlass zu schauen. Zudem galten bereits unter Obama Einschränkungen für einreisende Iraker.
Von Jörn Schumacher
Der deutsch-ägyptische Autor und Islamkritiker Abdel-Samad analysiert die Beweggründe für Trumps Dekret, Einreisen aus sieben muslimischen Ländern zu verbieten

Der deutsch-ägyptische Autor und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad ruft in einem Beitrag in der Tageszeitung Die Welt dazu auf, sich genauer mit dem Einreise-Dekret von Donald Trump zu befassen. Durch diesen Erlass wird Menschen aus sieben muslimischen Staaten die Einreise in die USA verweigert. „Es gibt eine Stimmung in Amerika und eine Sicherheitslage in der Welt, die dazu geführt haben.“ Sechs der betroffenen Länder seien „praktisch gescheiterte Staaten, in denen Terroristen nicht nur Territorien besetzen und Trainingscamps unterhalten, sondern auch im Westen mit Anschlägen drohen und immer wieder diese Drohung in die Tat umsetzen“. Die Regierungen in diesen Ländern hätten die Kontrolle über die eigenen Behörden teilweise verloren.

Es seien bereits Terroristen aus jenen Ländern in westliche Länder eingereist, stellt Abdel-Samad fest. Der Iran organisiere regelmäßig offizielle Demonstrationen, bei denen die Bürger „Tod Amerika“ skandieren. Auch der ehemalige Präsident Barack Obama habe in seiner Amtszeit die Einreise von Irakern in die USA für einen gewissen Zeitraum gestoppt oder eingeschränkt, als die Sicherheitslage dies erforderte.

Einschränkungen in vielen westlichen Ländern: „Mildere Form des Dekrets“

Im Übrigen gebe es in vielen westlichen Ländern schon länger Einschränkungen bei der Einreise für Muslime. Die Gründe seien entweder Sicherheitsbedenken oder der Wunsch, Wirtschaftsflüchtlinge an der Einreise zu hindern. „Es ist eine mildere Form des Trump-Dekrets, nur mit dem Unterschied, dass man nicht von ,Muslimen‘ redet und dies nicht medienwirksam tut.“

Der Erlass von Trump sei in der Tat diskriminierend, da er nur für Muslime gelte; Christen, Bahai und Jesiden sollen ausgenommen werden. An dieser Schieflage sei aber nicht Trump schuld, sondern die muslimischen Staaten, „die religiöse Minderheiten unterdrücken und schikanieren“, meint Abdel-Samad.

„Muslimen diskriminieren Andersdenkende“

Der Autor fährt fort: „Viele Amerikaner gingen für Muslime und ihre Rechte auf die Straße. Aber wie viele Muslime (im Westen sowie in den islamischen Ländern) gingen damals gegen den IS und für die Rechte der vertriebenen Christen oder der vergewaltigten jesidischen Frauen demonstrieren? Wie viele Muslime empören sich, dass 16 muslimische Staaten Israelis die Einreise verweigern?“

Selbst als Obama in seiner Amtszeit vom Islam als Religion des Friedens gesprochen habe, seien amerikanische Muslime nicht gegen den politischen Islam vorgegangen, „sondern machten teure Kampagnen, um die Schariagesetze in das US-Rechtssystem zu integrieren“. Das Problem liege also nicht bei Trump, sondern bei der unkritischen Haltung der Muslime.

Erwartung an Muslime: Minderheiten und Israelis nicht diskriminieren

Abdel-Samad schreibt weiter: „Ja, alle Demokraten müssen den Hass und den Generalverdacht gegen Muslime abwehren, nicht nur den Muslimen zuliebe, sondern auch, weil der Hass die eigene Gesellschaft zerstört.“ Aber: „Es ist Zeit, von Muslimen zu erwarten, Minderheiten, Andersdenkende und Israelis nicht zu diskriminieren. Jeder sollte zuerst vor seiner eigenen Haustür kehren. Jeder sollte die Quelle des Hasses bei sich bekämpfen, bevor er seinen moralischen Zeigefinger auf andere richtet. So, und nur so, können wir diesem Teufelskreis und dieser Spirale von Hass und Gewalt entkommen!“ (pro)

Von: js

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