Fernsehen und Handyvideos: Eine Frage der Glaubwürdigkeit
Handyvideos erobern die sozialen Netzwerke. Dass sie dem Fernsehen jedoch eine ernsthafte Konkurrenz werden, bezweifelt der Redaktionsleiter von ARD-aktuell, Kai Gniffke. Vielmehr könne der Journalismus dadurch eine Stärkung erfahren.
Von PRO
Foto: NDR/Thorsten Jander
Kai Gniffke, Redaktionsleiter bei ARD-aktuell, sieht das Fernsehen nicht in einem Wettbewerb zu Live-Videos auf Twitter und Facebook
Seitdem jeder Handynutzer eigene Videos mit seinem Gerät drehen und in Sekundenschnelle ins Netz laden kann, hat das Fernsehen seine Vormachtstellung verloren, als einziges Medium bewegte Echtzeit-Bilder zeigen zu können. Gniffke, Redaktionsleiter bei ARD-aktuell, sieht das Fernsehen jedoch nicht in einem Wettbewerb zu den Videos auf Twitter und Facebook. „Tempo ist für uns nichts Neues, und schneller als live geht nicht“, sagte er in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Derzeit wachse das Bedürfnis nach der Dienstleistung von etablierten Medien. Die Tagesschau gewinne sogar an Zuschauern.
Die sozialen Medien müssten bei der täglichen Arbeit im Journalismus immer „mitgedacht“ werden. „Auch das Fernsehen nutzt sie ja“, erklärte Gniffke. „Aber es zeigt auch, was die Funktion von Journalismus in der Abgrenzung zu den sozialen Medien sein muss: zu verifizieren, zu recherchieren, einzuordnen und auszuwählen.“ Menschen suchten nach einer Einordnung von Informationen durch ihnen bekannte Institutionen. Daher übernehme die ARD auch nicht bedenkenlos Handyvideos aus dem Netz. Eine Verifikationseinheit prüft, ob das vorliegende Material authentisch ist. Bestehen Zweifel an der Echtheit, macht die ARD das in den Nachrichten deutlich oder verzichtet gar auf das Material. „Unser Weg wird im Zweifel ein Weg der Zurückhaltung sein. Wir leisten der Gesellschaft keinen Dienst, wenn wir einfach draufhalten und in einen Wettbewerb um das spektakulärste Bild eintreten“, sagte Gniffke.
Medien als Helfershelfer von Terroristen?
Bei dem Attentat in Nizza zeigten die „Tagesthemen“ Ausschnitte eines Handyvideos von dem Journalisten Richard Gutjahr. Dieser hatte aus einem Hotelzimmer heraus gefilmt, wie der Attentäter mit dem LKW auf die Promenade fuhr und Menschen tötete. „Das Video war das Dokument, das man zeigen musste“, erklärt Gniffke. „Zumal es aus einer Perspektive aufgenommen war, aus der man nicht sah, wie Menschen ums Leben kamen. Was aber zu sehen war, vermittelte einen Eindruck von dem Geschehen.“
Jedoch mahnt Gniffke in der Berichterstattung über Terrorismus zur Vorsicht. Ein grundlegendes Umdenken müsse im Journalismus stattfinden, kritisches Hinterfragen verstärkt werden. „Mit jedem Verbreiten von grauenhaften Bildern verstärken wir die Wirkung des Terrors und machen uns ungewollt zu Helfershelfern der Terroristen.“ (pro)
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