Der Begriff „Lügenpresse“ hat Konjunktur. Mit dem „Aufstand der Nutzer“ und der Frage, ob sich die Medien in der Glaubwürdigkeitskrise befinden, beschäftigen sich die Südwestdeutschen Medientage. Am Donnerstag haben der ZDF-Chefredakteur Peter Frey und der YouTube-Unternehmer Christoph Krachten die Frage diskutiert.
Von PRO
Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei
ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagt, der Druck und die Geschwindigkeit in den Medien werden immer größer (Archivbild)
Der ZDF-Chefredakteur Peter Frey sieht in der Bevölkerung ein sehr großes Bedürfnis, sich zu informieren. Als „leichtfertig und leichtfüßig“ bezeichnete er im Rahmen der Südwestdeutschen Medientage an der Evangelischen Akademie der Pfalz den zu lockeren Umgang mit dem Begriff „Lügenpresse“. Die Nationalsozialisten hätten ihn benutzt, um eine freie Presse zu diskreditieren. Im Zuge der Pegida-Berichterstattung habe er sich vor seinen Redakteuren rechtfertigen müssen, warum er sie zu Terminen schicke, bei denen sie mit Pfefferspray angegriffen werden.
Aus Freys Sicht könne professionell betriebener Journalismus die vierte Gewalt im Staat sein. Zudem habe sich mittlerweile eine fünfte Gewalt etabliert: Menschen, die sich über die sozialen Medien eine Meinung bilden.
Medien müssten schnell und qualitativ gut sein: „Hier befinden wir uns in einem Dilemma. Wenn wir beim Germanwings-Absturz erst gesendet hätten, wenn wir alles gewusst hätten, wäre der Aufschrei größer gewesen“, stellte Frey fest. Durch das Weitergeben von Leid, Trauer und Entsetzen bei solchen Ereignissen werde live ein Puzzle zusammengesetzt.
Als bedenklich bezeichnete Frey die weltweiten Monopolstrukturen in den Medien, die „es bisher so noch nicht gab“. Diese Dominanz von drei bis vier Firmen widerspreche selbst amerikanischem Konkurrenzgeist. Bei der Monopolkonzentration in der Öffentlichkeit sieht Frey die Politik in der Pflicht: „Wir müssen Informationen liefern und bei schwierigen Themen Fakten gegen die Angst setzen“, forderte Frey. Der Zusatz „öffentlich-rechtlich“ bei Nachrichten müsse ein qualitatives Gütesiegel sein.
„Glaubwürdigkeit als unentbehrliche Währung“
Der YouTube-Unternehmer Christoph Krachten kritisiert den Entstehungsweg mancher Veröffentlichungen. Die zwei Grundregeln des Journalismus – Recherche und Gegenrecherche – würden häufig nicht einmal ansatzweise angewandt. Statt schneller Meldungen müsse Professionalität an erster Stelle stehen.Für die Zukunft prognostizierte Krachten eine sich dramatisch verändernde Medienlandschaft. „Das Video wird in Zukunft eines der wichtigsten Medien im Internet sein. Videos haben zur Demokratisierung der Medien beigetragen, weil jeder Inhalte produzieren und verbreiten kann.“ Die Risiken, die sich daraus ergeben, müssten durch demokratisch legitimierte Institutionen kontrolliert werden.
Frey sah in Bezug auf das Internet einen gewissen Sättigungsgrad erreicht. Er stimmte mit Krachten darin überein, dass das Internet zukünftig das vorherrschende Medium sein wird. „Als Plattform erhöht das Internet die Reichweite, die wir über die konventionelle Fernsehnutzung nicht erreichen werden.“ Zugleich werde das Geschäft auch anstrengender: „Der Druck und die Geschwindigkeit werden immer größer, die Unterscheidung von Wahrheit, Lüge, Propaganda und Zuverlässigkeit immer schwerer“, bilanzierte Frey.
Der Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz, Christoph Picker, bezeichnete in seinen einführenden Worten die Glaubwürdigkeit als unentbehrliche Währung für die Gesellschaft. Holger Gohla (SWR) moderierte die Debatte. Die 1. Südwestdeutschen Medientage fanden vom 14. bis 15 April in der Evangelischen Akademie der Pfalz in Klingenmünster statt. (pro)
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