„Gott ist immer anwesend“, sagt der österreichische Biologe und Mathematiker Martin Nowak auf die Frage, wo Gott sei. „Er ist die innerste Existenz in allem und mir näher als ich mir selbst. Es ist nicht so, dass Gott nur ganz am Anfang alles irgendwie gemacht hat. Er ist notwendig, um jeden Moment in Existenz zu halten.“ Das Magazin Zeit Wissen hat den Wissenschaftler dazu interviewt, wie er seinen Glauben mit der Wissenschaft, zumal mit der Evolutionsbiologie, vereinbaren kann. Die Journalisten verhehlen in ihren Fragen nicht ihr Erstaunen darüber, dass Nowak keinerlei Probleme darin sieht, zugleich gläubiger Katholik und Naturwissenschaftler zu sein.
Selbst zwischen der Idee einer Schöpfung und der Evolution sieht Nowak keine Spannung. Die Evolution sei eine Theorie, die „beschreibt, wie sich das Leben entfaltet“. Das nehme von Gott nichts weg: „Die Evolution beschreibt die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten und vermutlich überall im Universum. Ohne Gott gäbe es kein Universum, keine Biologie, keine Evolution.“ Der Zufall stehe nicht über Gott. Vielmehr sei Gott derjenige, der aus allem, „was wir als Zufall wahrnehmen, und von dem, was wir als zielgerichtet wahrnehmen“, Existenz hervorbringe. „So stelle ich mir Schöpfung vor.“ Beispielhaft erklärt er, dass sich auch die Gasmoleküle in einem Raum zufällig bewegen. Dennoch seien Druck und Temperatur konstant.
Nowak beschäftige die Frage, warum Evolution überhaupt kreativ sei. „Das Leben auf der Erde ist ja schrittweise komplizierter geworden. Vor drei Milliarden Jahren war die Erde noch ein Planet von Bakterien, das hätte auch so bleiben können.“ Bisher habe man nicht berechnen können, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die Evolution in die eine oder andere Richtung bewegt.