Von Gott hat Timothy Kang bis zu seinem 13. Geburtstag nichts gehört. Nur die Mitglieder der Herrscherfamilie seines Heimatlandes Nordkorea werden wie Götter verehrt. Sein Vater stirbt, als Kang drei Jahre ist. Er verliert nicht nur den Vater, sondern auch einen Versorger und Beschützer. Armut und Hunger prägen seine Kindheit. Kritik am Staat verwehrt jede Chance auf Erfolg und bedeutet Gefängnis. Das politische Gefängnis verlässt fast niemand lebendig.„Deswegen hatten wir keine andere Wahl, als Zufriedenheit vorzuheucheln. Dabei konnte niemand wirklich zufrieden sein“, beschreibt Kang die Lage als „ständiges Theaterspiel“. Seine Erzählungen erinnern an mittelalterliche Zustände, aber nicht an einen Staat im 21. Jahrhundert. Die Bewohner werden in drei Gruppen eingeteilt: die Loyalen, die Schwankenden und die Feindlichen. Um nicht herabgestuft zu werden, beugen sich viele dem System, dass ihre existenziellen Bedürfnisse nicht stillen kann.
Wer überleben will, muss sich von Gras und Baumrinde ernähren. Die Verordnungen der Regierung schreiben vor, Abgaben zur Schule mitzubringen. Oft blieb dann keine andere Wahl, als zu stehlen. Das System ist einfach: der Starke unterdrückte den Schwachen. Für den Schwachen war es die Hölle auf Erden. Kangs großer Halt in allem ist seine Mutter, „die bis zum Äußersten alles für mich ertragen würde.“ Mit ihr reift auch der Plan, aufgrund des schweren Lebens und der Regierung nach China zu fliehen.
Als Kang 11 Jahre alt ist, wagen er und seine Mutter die heikle Aktion. Ihnen gelingt die Flucht über den gefrorenen Grenzfluss. Was er in China an materiellen Dingen vorfindet, ist für ihn ein Kulturschock. Obwohl das Land kein Vorreiter in der Wahrung der Menschenrechte ist, kam er sich vor, als sei er im Paradies gelandet. Bei der Tante des Vaters kommt er erstmals mit dem Glauben in Berührung.