Marina Silva ist Tochter eines armen Kautschukzapfers aus der Provinz Acre in Brasiliens. Die ehemalige Umweltministerin könnte Medienberichten zufolge als Siegerin aus der Präsidentschaftswahl am 5. Oktober hervorgehen. Sie gilt als links, grün und evangelikal.
Die brasilianische Politikerin Marina Silva im Juli 2010
Das ärmliche Leben der Kautschuksammler im brasilianischen Amazonas-Bundesstaat Acre hat bei der Präsindentschaftskandidatin Spuren hinterlassen. Artikel im Spiegel und der Süddeutschen Zeitung beschreiben die Politikerin als „zerbrechlich“ wirkend. Dabei ist die heute 56 Jahre alte und 48 Kilogramm leichte Politikerin den Berichten zufolge alles andere als ein Porzellanpüppchen. Marina Silva hat sich den Berichten zufolge durchgekämpft, Malaria, Hepatitis und eine Quecksilbervergiftung überstanden. Unter den Spätfolgen leidet die Frau noch heute.
Fromme, tolerante Politikerin
Im Alter von 16 Jahren verlässt sie die Familie, lernt in der Stadt Rio Branco lesen und schreiben, schuftet als Hausangestelle für ein Bett und Essen. Für Lohn sei das Einkommen der ehemaligen Arbeitgeberfamilie zu gering gewesen, zitiert der Spiegel die heute hochbetagte alte Arbeitgeberin, die jetzt Werbung für Silva macht. Eigentlich habe Marina Nonne werden wollen, sagt sie. Nach dem Besuch der Klosterschule geht sie allerdings nicht ins Kloster, sondern an die Universität und studiert Geschichte. Ihre erste Ehe scheitert.
„Weltfremd“ sei die fromme Politikerin nicht, schreibt der Spiegel über Silva, die seit 2004 zu einer evangelikalen Armenkirche mit Namen „Assembleia de Deus“ (Versammlung Gottes) gehört. Die Pfingstkirche beschreibt die Süddeutschen Zeitung als „die größte jener Sekten, die Brasiliens katholische Mehrheit schrumpfen lassen“. Dort habe die Politikerin der Zeitung zufolge auch schon „mit erhobenen Händen, inbrünstig“ gepredigt. Der Spiegel berichtet, sie habe ständig eine Bibel in der Tasche.
„Als Zugeständnis an die einflussreichen Evangelikalen“ interpretierten nach Angaben des Nachrichtenmagazins viele ihre Abschwächung der eigenen Position gegenüber der gleichgeschlechtlichen Ehe. Die hatte Silva ursprünglich unterstützt. Der Spiegel zitiert den evangelikalen Prediger Caio Fábio: „Sie lebt ihren Glauben, aber sie drängt ihn niemandem auf, sie ist tolerant und hat ein pluralistisches Weltbild.“ Deshalb werde Silva von vielen homosexuellen Aktivisten unterstützt. Die Süddeutsche berichtet, dass manche ihrer Ansichten immer wieder für Aufregung sorgen. Etwa ihre Aussage in einem Interview, dass Gott „der Schöpfer aller Dinge“ sei.
Weder links noch recht
Silva engagierte sich in einer Gewerkschaft, kämpfte für den Schutz der Umwelt. 1990 wurd sie als Bundesstaatsabgeordnete gewählt, 1994 kam sie mit 36 Jahren als bisher jüngste Abgeordnete in der brasilianischen Geschichte in den Bundessenat nach Brasília. 2003 übernahm sie das Umweltministerium, trat jedoch im Mai 2008 als Minsterin zurückt, weil sie ihre Umweltziele in der Regierung nicht durchsetzen konnte.
Erst im August 2014 avancierte Silva zur Präsidentschaftskandidatin, als der Bewerber der Sozialistischen Partei Eduardo Campos bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt und das Wahlgericht zuvor ihre ökologischen Partei „Nachhaltigkeits-Netzwerk“ abgelehnt hatte. Nun hat die Mutter von vier Kindern den Medienberichten zufolge berechtigte Chancen auf das Präsidentenamt. „Sie hat die konservative Wirtschaftselite von São Paulo ebenso für sich gewonnen wie die Armen vom Amazones“, schreibt der Spiegel und hat das scheinbar unmögliche geschafft. Silva sei weder rechts noch links, sie denke wirtschaftlich eher konservativ, beabsichtige aber die Sozialprogramme der linken Regierung beizubehalten. (pro)
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