Vom Schurken zum Christ

Die Autobiografie von Josef Müller berührt und schockiert zugleich. Der gelernte Steuerberater war ein Millionenbetrüger und musste für seine Verbrechen knapp fünf Jahre ins Gefängnis. Dort lernte er Gott kennen. Eine Rezension von Johanna Streeb
Von PRO

Der heute 58-Jährige hat seine Geschichte aufgeschrieben, mit dem Titel „Ziemlich bester Schurke. Wie ich immer reicher wurde“. Müller erklärt, wie er durch illegale  Geldgeschäfte reich geworden ist. Über seinen früheren Lebensstil schreibt er: „Bei mir war es einfach so, dass ich bis über beide Ohren fixiert war auf Geld und Erfolg. Ich diente diesen beiden Götzen mit Hingabe und Vollendung, ein Sklave, der sich selbst ausbeutet und wirklich alles gibt.“ Er betrog nicht nur den deutschen Fiskus mit seinen Machenschaften, sondern auch seine Frau.

„Ich war ein drogenabhängiger, sexsüchtiger Rollstuhlfahrer“

Schon früh gelingt es ihm erfolgreiche Konzepte zu entwickeln und umzusetzen; beispielsweise kauft er Firmen auf, um sie dann mit Gewinn wieder zu verkaufen. Dadurch kommt er schnell zu Geld und kann sich einen hohen Lebensstandard leisten.

Schon bald besitzt Müller neben seiner ersten Kanzlei in Fürstenfeldbruck weitere in Starnberg, München und Wittenberg. Er nennt mehrere Wohnungen, eigene Chauffeure und viele teure Autos sein Eigen.

„Das Geldmachen wird zur Manie, zur Religion, zum einzigen Lebenszweck“

Zwar erlebt er auch Rückschläge wie die Insolvenz eines 100-Millionen-Euro-Projekts eines Rehabilitationszentrums, lässt sich davon aber nicht entmutigen und macht weiter: Zuerst legal, dann illegal. Er verspricht Steuerzahlungsunwilligen eine Beteiligung an GmbHs, legt ihr Geld an und verlangt eine Gewinnbeteiligung. Wegen unterlassener Konkursantragstellung, Kreditbetrug, Untreue und Bankrott in drei Fällen wird er im Mai 1992 zu zwei Jahren auf Bewährung und 44.000 DM Geldstrafe verurteilt.

Danach kommen die Millionen-Geschäfte: Zunächst soll er 1 Milliarde libysche Dinare in Dollar umtauschen und in einem anderen Handel bares Geld von Miami nach München schleusen. Im Gepäck der Lufthansa nimmt er kleine Dollar-Scheine im Gesamtwert von über 40 Millionen Dollar mit nach Deutschland, um es dort anzulegen. Angeblich handelt es sich dabei um das vorausgezahlte Erbe eines Freundes, in Wirklichkeit wird er durch die Aktion zum Geldwäscher eines der meistgesuchten Drogenbosse in den USA.

„Die beste Universität ist das Leben“

Um sein Luxus-Leben weiter finanzieren zu können, setzt er auf Devisenhandel, verliert sein Geld, und beginnt einen Neustart als Vermögensverwalter. Um dieses Geld betrügt ihn ein „Freund“, während Müller im Urlaub auf Mallorca ist. Gesucht von deutschen und amerikanischen Beamten wird der Betrüger selbst zum Betrogenen. Auf einer sechsmonatigen Flucht reist er von München, über Wien, London, New York und bleibt schließlich in Miami.

Als das FBI nach ihm fahndet, beschließt er den „großen Bußgang“ zurück nach Deutschland. Er bekommt einen Pass von einem deutschen Engländer, ändert damit Aussehen und Name und fliegt zurück nach Europa. Dort wird er am 16. April 2005 in Wien festgenommen, nach Deutschland überführt und anfangs in München-Stadelheim inhaftiert.

„Auf einen Schlag brachen mir alle zwölf Elemente weg, aus denen ich die Josef Müller-Erfolgsstory gestrickt hatte: Gesundheit und Kraft, Geld, Erfolg, Selbstsicherheit, Ehre, Luxus, Freiheit, Liebe, Freundschaft, Sex und Drogen“, schreibt er über seine ersten Tage im Gefängnis. Hier beginnt er das Neue Testament und ein Buch über lebendigen Glauben, ein Geschenk seines Vaters, zu lesen. Eines Sonntags erlebt er Gott ganz persönlich: „Ich war frei [auch im Gefängnis] und ich fühlte mich behütet und geführt“. Er verlagert den Mittelpunkt seines Lebens auf Gott und erlebt einen persönlichen, lebendigen Glauben.

„Ich bin unendlich reich“

Im August 2010, nach fünf Jahren und vier Monaten Haft, wird Müller vorzeitig entlassen. Sein Gottvertrauen begleitet ihn bis heute: „Alles wurde mir in die Hände gelegt. Alles! Es hat nur eine Weile gedauert, bis sie leer genug dafür waren“, was Gott für ihn bereithielt.

Das Buch ist spannend, ehrlich und einfach geschrieben. Die Schurkengeschichte nimmt den Hauptteil ein, seine 180-Grad-Wendung und sein Leben als Christ erwähnt Müller nur am Ende. Dabei geben 40 farbige Fotoseiten einen Einblick in sein altes Leben. Müller berichtet erstaunlich offen von seiner Vergangenheit über seine Verfehlungen. An manchen Stellen wirkt er dadurch sympathisch, manchmal einfach unmenschlich, beispielsweise wenn er sich lieber mit Prostituierten vergnügt als seine kranke Mutter zu besuchen. Durch diese ungeschminkte Wahrheit gewinnt das Buch aber an Authentizität.

Die Autobiografie ist für all diejenigen geeignet, die eine unglaubliche wahre Geschichte lesen möchten in der am Ende Gott selbst für ein Happy-End sorgt. (pro)

Josef Müller: „Ziemlich bester Schurke. Wie ich immer reicher wurde“, Brunnen Verlag, 320 Seiten plus 40 farbige Fotoseiten, 17,99 Euro, ISBN 9783765515958

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