Kristina Schröder: „68er sind krachend gescheitert“

"Egal, was man als Frau macht, man macht es falsch", kritisierte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) die Debatte um das Betreuungsgeld in Deutschland. Bei einem Vortrag in Aßlar sprach sie außerdem über den Bundesfreiwilligendienst sowie die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.
Von PRO

"Die 68er nannten Familie ein ‚Auslaufmodell’", erklärte Schröder. "Die so genannte bürgerliche Kleinfamilie sei am Ende, neue Formen des Zusammenlebens auf dem Vormarsch, hieß es damals." Sie selbst beobachte jedoch, dass der Zusammenhalt in Familien heute stärker sei als je zuvor – über Generationen und räumliche Distanz hinaus kümmerten sich Angehörige umeinander. "Die 68er sind krachend gescheitert, die Familie bleibt für die Menschen die wichtigste und existenziellste Frage", so Schröder auf einem Parteitag des CDU-Kreisverbandes Lahn-Dill im mittelhessischen Aßlar.

Schröder ging ausführlich auf die derzeitige Debatte um die Einführung des Betreuungsgelds ein, deren Tonfall sie "aufregt": "Wenn die Linken von ‚Herdprämie‘ oder ‚Bildungsfernhalteprämie‘ sprechen, dann wird damit der Lebensentwurf von Millionen Familien in den Dreck gezogen." Während es bei Männern als fortschrittlich gelte, Kleinkinder zu Hause zu betreuen, würden Frauen, die sich dafür entscheiden, als "naives dummes Heimchen" abgestempelt. Ohnehin sei die Debatte "typisch Deutsch": Wofür sich eine Frau auch entscheide, es sei falsch.

"Bleibt man daheim, ist man das ‚Heimchen am Herd‘. Geht man arbeiten, ist man die egoistische Karrierefrau. Und versucht man, beides unter einen Hut zu bekommen, so gilt man als Rabenmutter, die keine Zeit hat, oder als ‚Latte-Macchiato-Mutter’". Die Aufgabe des Staates sei es nicht, Familien zu sagen, wie sie leben sollen: "Es geht darum, ihnen zu ermöglichen, so zu leben, wie sie es wollen." Auch der Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesstätte sei hierfür Voraussetzung.

Arbeitgeber sollen Rücksicht auf Familien nehmen

Die Bundesfamilienministerin sieht auch Arbeitgeber in der Pflicht, durch Arbeitszeitregelungen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. "Wir haben in Deutschland eine tief verankerte Überzeugung, dass der beste Mitarbeiter derjenige ist, der auch am längsten am Schreibtisch sitzt. Dabei ist gerade der vielleicht der ineffizienteste."

Eine Mutter hingegen, die wisse, dass sie das Büro um 16 Uhr verlassen muss, würde strukturierter arbeiten, weniger Pausen machen und nicht "nebenher ihren Urlaub im Internet buchen". Sie sei somit eine besonders effiziente Mitarbeiterin. "Und doch muss sie sich einen dummen Spruch anhören, wenn sie schon um vier Uhr geht." Gerade wer Teilzeit arbeite, sei wertvoll für Arbeitgeber und verdiene Respekt und Anerkennung.

"Bundesfreiwilligendienst funktioniert"

Auch die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist laut Schröder ein wichtiges Thema auf der Agenda ihres Ministeriums. "Von den 2,3 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden zwei Drittel zu Hause gepflegt", erklärte sie. Mit dem Pflegegeld und einer vereinfachten Rückkehr der oder des Pflegenden in den Beruf solle hier geholfen werden. Die Politikerin zeigte sich zufrieden über den neuen Bundesfreiwilligendienst: "Als wir den Zwang des Zivildienstes durch Freiwilligkeit ersetzt haben, wurden wir naiv genannt", erinnerte sie sich. "Doch es funktioniert: Alle 35.000 Plätze sind besetzt. Insgesamt haben 48.000 Menschen einen Vertrag unterzeichnet – und 20 Prozent von ihnen sind älter als 50 Jahre."

Auf eine Frage aus dem Publikum hin sprach sich Schröder für die Sexualaufklärung im Grundschulunterricht aus. "Auch im Hinblick auf Missbrauchsfälle ist es wichtig, dass Kinder für dieses Thema sensibilisiert werden." Es sei wichtig, hierbei das richtige Maß zu finden. "Es gibt zweifellos Unterrichtsmaterialien, die problematisch sind. Darüber zu entscheiden, ist aber Sache der Länder." (pro)

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