Studie: Familie ist Ort der Geborgenheit

Familie bedeutet vor allem Zusammenhalt und Zusammengehörigkeit. Mit dem Begriff werden Geborgenheit und das Großziehen der Kinder assoziiert. Dies geht aus der FIM-Studie (Familie, Interaktion und Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (MPFS) hervor, die am Donnerstag in Stuttgart vorgestellt wurde.
Von PRO



Nur sehr wenige der befragten Familienmitglieder verbinden spontan negative Aspekte mit der Familie. An der Studie, die zudem noch die Mediensituation und die Kommunikationsstruktur in den Familien untersuchte, wurden alle Familienmitglieder von 260 Familien in Deutschland befragt. Dies waren 468 Elternteile und 388 Kinder zwischen 3 und 19 Jahren. Die Familie wird von beiden Gruppen als positiver und bestärkender Rückzugsort wahrgenommen.

Nach eigener Schätzung verbringen Mütter und Väter an Werktagen im Schnitt 237 Minuten, an Samstagen 466 Minuten und an Sonntagen durchschnittlich 524 Minuten mit ihren Kindern. Zu den wichtigsten gemeinsamen Aktivitäten zählen dann Gespräche führen, essen und ausruhen. Wenn Eltern und Kinder zusammen Medien nutzen, liegt das Fernsehen an der Spitze, bei den Drei- bis Fünfjährigen ist gemeinsames Lesen am beliebtesten. Interessant ist der Befund, dass diejenigen, die viel Zeit mit der Familie verbringen, auch zufriedener mit dem gemeinsamen Zeitbudget sind.



Kommt jeder zu Wort, egal wie alt er ist?



Für Gespräche in der Familie werden häufig die gemeinsamen Mahlzeiten, meistens das Abendessen, genutzt. Zudem bietet die Zeit vor dem Zubettgehen oftmals Raum für den familiären Austausch. Zwei Drittel der Familien haben festgelegte Zeiten für Gespräche oder besondere Rituale. Auch hier kommt den gemeinsamen Mahlzeiten eine besondere Rolle zu. Immerhin 57 Prozent der Eltern und 58 Prozent der Kinder konnten der Aussage zustimmen, dass "bei uns jeder zu Wort kommt, egal wie alt er ist". Bei Meinungsverschiedenheiten würden von der Mehrheit weitgehend sachlich geklärt.



Die Erziehung der Kinder findet heute oft gemeinschaftlich statt: In der Hälfte der Familien kümmern sich beide Elternteile darum. Schulische Fragen sowie der Freundeskreis der Kinder werden am häufigsten thematisiert. Es folgen die Freizeit- und Wochenendplanung, Freizeitaktivitäten sowie Alltagserlebnisse. Für 40 Prozent der Eltern sind Mediennutzungszeiten ein regelmäßiges Thema in der Familie, für ein Drittel von ihnen das Internet. Nur 14 Prozent der Eltern thematisieren regelmäßig Computerspiele in der Familie.



Mutter ist erste Ansprechpartnerin


Aus Sicht der Kinder dominiert eindeutig die Mutter als Ansprechpartnerin bei fast allen Themenbereichen. Väter kommen bei Sportereignissen, Computer- und Internetfragen sowie Medientechnik zum Zuge. Die Geschwister sind für Themen rund ums Fernsehen, Neuigkeiten und Ereignisse aus dem privaten Umfeld sowie Kino und Filme wichtige Gesprächspartner. Die Kinder bewerten die Kommunikation mit der Mutter insgesamt durchweg besser als die mit dem Vater. Bei den Mädchen schätzt jede Sechste die Qualität der Kommunikation mit dem Vater als weniger gut oder gar nicht gut ein.


Trotz guter Medienausstattung findet die Kommunikation in der Familie nach wie vor meistens persönlich statt. Zumindest gelegentlich nutzt die Hälfte der Eltern Telefongespräche am Handy oder über Festnetz, ein Fünftel schreibt SMS, um mit den Kindern zu kommunizieren. Mit den 12- bis 19-Jährigen telefonieren etwa zwei Drittel der Eltern und etwa ein Drittel nutzt zumindest gelegentlich die SMS zur Kontaktaufnahme mit den Sprösslingen.

Untersucht wurde auch die Medienausstattung des Nachwuchses: Einen eigenen Computer für sich oder gemeinsam mit den Geschwistern haben 17 Prozent der Kinder im Grundschulalter und 62 Prozent der Jugendlichen (12 – 19 Jahre). Jedes zehnte Grundschulkind und 56 Prozent der Jugendlichen haben einen eigenen Internetzugang. Ein Fernseher steht 23 Prozent der Kinder zwischen 6 und 11 Jahren und 57 Prozent der Jugendlichen zur Verfügung.

Internet ist eine Selbstverständlichkeit


71 Prozent der Eltern sehen mindestens mehrmals pro Woche gemeinsam mit ihren Kindern fern. Dies ist die häufigste gemeinsame Medientätigkeit. Etwa die Hälfte hört gemeinsam Radio. 13 Prozent der Eltern nutzen regelmäßig mit zumindest einem Kind das Internet. Während jüngere Eltern bevorzugt private Programme schauen, ist bei den Eltern ab 45 Jahren "Das Erste" das Programm der ersten Wahl. Bei den Vorschulkindern dominiert der "Kinderkanal" gefolgt von Super RTL, bei den Jugendlichen sind die Favoriten ProSieben und RTL.


97 Prozent der Haushalte haben einen Internetanschluss, drei Viertel der Eltern sind regelmäßige Internetnutzer. Sie nutzen bevorzugt "eBay" und "Facebook". Bei den Kindern sind die sozialen Netzwerke von besonderer Bedeutung. Facebook zählt für jeden Dritten zu den beliebtesten Seiten. Weitere Favoriten sind YouTube und die Seiten der VZ-Netzwerke.

In aktuellen Fragen der Medienerziehung schätzen sich 21 Prozent der Eltern als "sehr kompetent" ein. Drei von fünf Eltern formulieren dies mit der Aussage "etwas kompetent" deutlich zurückhaltender. 14 Prozent schätzen sich "weniger kompetent" ein und fünf Prozent schreiben sich hier "gar keine Kompetenz" zu. 14 Prozent empfinden die Entwicklung der Medien als negativ und für ein Viertel der Eltern hat diese eindeutig positive Auswirkungen auf das Familienleben.



Laut der Studie sei die "Medien(erziehungs)kompetenz" offensichtlich gut dazu geeignet, die Neuerungen der Medienwelt eher chancenorientiert zu nutzen und den Entwicklungen positiv zu begegnen". Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest gibt neben der Studie "Familie, Interaktion & Medien" auch seit zehn Jahren die KIM- (Kinder + Medien, Computer + Internet) sowie die JIM-Studie (Jugend, Information, (Multi-)Media) heraus, die das Medienverhalten von deutschen Kindern und Jugendlichen dokumentiert. (pro)

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