Studie belegt: Kinder-TV braucht keine Gewalt

"Man muss keine Gewalt in Zeichentrickfilme stopfen, damit Kinder diese mögen", sagt Andrew J. Weaver, Dozent für Telekommunikation an der Indiana University, und bezieht sich dabei auf eine von ihm durchgeführte Untersuchung zur Gewalt in den Medien. Das berichtet das Online-Wissenschaftsmagazin "Science Daily".
Von PRO

Weaver entwickelte die Studie mit vier weiteren Kollegen, um festzustellen, ob Kinder Zeichentrickfilme mit gewalttätigen Szenen bevorzugen. Die Zeitschrift "Media Psychology" veröffentlichte die Ergebnisse in ihrer letzten Ausgabe. In der Untersuchung wurden 128 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren in Gruppen aufgeteilt, denen je eine von vier Fassungen eines Cartoons gezeigt wurden. Jede Version hatte einen unterschiedlich hohen Anteil an Gewalt und Action. Die Kinder sollten anschließend bewerten, wie ihnen der etwa fünfminütige Film gefallen hat.

"Wir fanden heraus, dass die Jungen sich mehr mit den gewaltfreien Charakteren identifizieren konnten", erklärte Weaver dem Wissenschaftsmagazin zufolge. Das habe ihn selbst ein wenig überrascht, sagt er, der selbst Vater zweier Söhne im Kindesalter ist. Mädchen hingegen identifizierten sich überhaupt nicht mit den Figuren in den Videos – ob gewalttätig oder nicht. Der Grund liege offenbar darin, dass die Mädchen die Figuren als männlich identifizierten, obwohl diese bewusst geschlechtsneutral gezeichnet worden waren. Obwohl die Mädchen sich nicht mit den Figuren identifizierten, bevorzugten sie aber ebenfalls nicht die gewaltvolleren Versionen.

Gewalt in 70 Prozent aller Kinderprogramme

Vergangene Analysen zeigten auf, dass siebzig Prozent aller Kindersendungen Gewalt beinhalten, wie aus dem Bericht in "Science Daily" weiter hervorgeht. Doch "Gewalt ist nicht die attraktive Komponente in den Cartoons, wie anscheinend die Produzenten meinen", schätzt Weaver. Vielmehr seien Aktionen im Zusammenhang mit Geschwindigkeit eine spannende Alternative. "Figuren laufen schnell, bewegen sich schneller. Das war eine Möglichkeit, wie wir die Handlung in den Trickfilmen verändert haben", erklärt er. Dies könne "die Freude ohne möglicherweise schädliche Wirkungen, die Gewalt mit sich bringt, erhöhen", so Weaver. "Das sind gute Nachrichten. Wenn die Produzenten bereit sind, an Zeichentrickfilmen zu arbeiten, die weniger Gewalt beinhalten, können sie ihre Zielgruppe besser erreichen – und das ohne schädliche Folgen." (pro)

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