Kauder: „Christliches Wertesystem verteidigen“

Der Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder hat im Interview mit dem "Spiegel" die christlich-abendländische Tradition der Bundesrepublik betont. Zudem forderte der bekennende Christ die Muslime in Deutschland dazu auf, sich zu "europäisieren".
Von PRO

"Die Religionsfreiheit ist ein zentrales Menschenrecht. Als Christ fühle ich zudem eine besondere Verpflichtung, meinen Glaubensschwestern und -brüdern beizustehen", sagte Kauder im Interview mit dem Magazin "Der Spiegel". Daher sei es für ihn eine Selbstverständlichkeit, "dass Muslime Häuser bauen dürfen, in denen sie ihren Gott anbeten und ihre Religion leben können. Ich erwarte allerdings auch, dass Muslime, die das Glück der Glaubensfreiheit in unserem Land erleben, sich mit mir in ihren Herkunftsländern dafür einsetzen, dass Christen dort die gleiche Möglichkeit haben."

Auch deshalb lehne er die im vergangenen Jahr aufs neue angenommene UN-Resolution gegen die Diffamierung von Religionen ab. Diese fordert, dass der Islam besonderen Schutz gegen öffentliche Kritik genießen soll. Kauder: "Wir finden dagegen, dass nicht in erster Linie die Institution geschützt werden muss, sondern vor allem der Glaube des Einzelnen. Das ist der Kern der Religionsfreiheit. Es gibt kein Menschenrecht, das für den Einzelnen einen solchen Rang hat, wie das Leben in seiner Religion."

Zur Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht, sagte der CDU-Politiker: Der Islam "hatte bislang keinen prägenden Einfluss auf unser Land. Mag sein, dass sich das ändern wird". Stattdessen sei die Bundesrepublik durch eine christlich-abendländische Tradition geprägt, zu der vor allem der Schutz der Menschenwürde gehöre. "Dieser Rang der menschlichen Würde entspringt dem Gedanken, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist", sagte Kauder, und sprach sich in diesem Zuge für Kreuze in Klassenzimmern aus: "Das Kreuz ist ein Symbol der Werteentscheidung, die sich auch in unserem Grundgesetz widerspiegelt. Es wird niemand gezwungen, dieses Kreuz zu verehren. Es ist ein Hinweis auf Jesus Christus und darauf, dass er durch sein eigenes Leid den Menschen dieser Welt angenommen hat." Den Muslimen in Deutschland riet er, sich zu "europäisieren", um ähnlich wie die christlichen Kirchen mit dem deutschen Staat kooperieren zu können. "Bislang gibt es im Islam aber keine Trennung von Religion und Staat, weshalb die Imame in den türkischen Moscheen hier vom türkischen Staat eingesetzt werden."

Gegen ein Burka-Verbot

"Ich glaube, dass wir die Grundüberzeugungen unseres Wertesystems verteidigen müssen", sagte Kauder weiter. "Über diese müssen wir mit den Muslimen in Deutschland reden. Zu diesen Grundüberzeugungen gehört auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau." Das Grundgesetz schreibe keine Kleiderordnung vor, insofern dürfe grundsätzlich jeder ein Kopftuch oder eine Burka tragen. In öffentlichen Einrichtungen habe das Kopftuch allerdings nichts verloren, sei es bei Muslimen doch ein Zeichen religiöser Überzeugung. Grund für ein vollständiges Burka-Verbot in Deutschland sieht Kauder allerdings nicht. Schließlich könne niemand prüfen, ob die Frauen die Bedeckung freiwillig trügen oder nicht.

Auch die aktuelle Debatte über Gentests an Embryos kommentierte Kauder: "Das Bundesverfassungsgericht sagt: Es darf keine Verzweckung des Menschen stattfinden. Dies sei mit der Würde des Menschen unvereinbar. Und ich bin schon frühzeitig in meinem Leben zu der Überzeugung gekommen, dass der Mensch kein Recht hat, über menschliches Leben zu verfügen." (pro)

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