Für Werte: Christen im Bundestag

Mit der Wahl zum Bundestag sind zahlreiche engagierte Christen neu im Bundestag oder in ihrem Amt bestätigt. Unter ihnen ist etwa der Heilsarmee-Offizier Frank Heinrich, der in Chemnitz das Direktmandat gewann. Wir stellen Ihnen weitere Abgeordnete der 17. Wahlperiode vor. 
Von PRO

Der CDU-Politiker Frank Heinrich erhielt mit 34,1 Prozent der Erststimmen bei der Bundestagswahl das Direktmandat im Wahlkreis Chemnitz. Der Theologe und Heilsarmee-Offizier lag klar vor dem Direktkandidaten der Linken Michael Gerhard, der 27,9 Prozent der Erststimmen erhielt.

Für den Wahlkreis 60 im Osten Brandenburgs zieht der CDU-Politiker Hans-Georg von der Marwitz in den Bundestag ein. Von der Marwitz ist Landwirt im Oderbruch und seit Januar 2006 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Der Sohn eines Pfarrers wurde 1961 in Heidelberg geboren. Geprägt vom CVJM setzt er sich insbesondere für die Förderung von Kindern und Jugendlichen ein.

Der bisherige Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, hat als Direktkandidat den Wiedereinzug in den Bundestag geschafft. Kauder ist seit 1990 Abgeordneter und war zuvor parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. Er setzte sich im Wahlkreis Rottweil/Tuttlingen im südlichen Baden-Württemberg durch. Kauder bekennt sich mehrmals deutlich zum christlichen Glauben. In diesem Jahr rief der Politiker die Kirchen immer wieder zu mehr Engagement für verfolgte Christen auf. Gemeinsame Gebete und religiöse Feiern mit Muslimen oder Angehörigen anderer Religionen lehnt Kauder indes ab. Auch in ethischen Fragen bezog Kauder immer wieder Stellung und erteilte etwa den Plänen für ein volles Adoptionsrecht von homosexuellen Paaren eine Absage, weil dies den Interessen von Kindern wiederspreche.

Neu in den Bundestag eingezogen ist Volkmar Klein. Der CDU-Abgeordnete erwarb das Direktmandat im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein. Klein ist Diplom-Volkswirt und seit 1995 Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtages. Seit 2004 ist Klein Landesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. In der Vergangenheit hat er immer wieder das gesellschaftliche Engagement von Christen in der Politik als Teil der Gesellschaft eingefordert. "Wir müssen uns dieser Verantwortung stellen und ihr gerecht werden", so Klein.

Kein Unbekannter ist Hermann Gröhe. Der 48-jährige Jurist entschied den Wahlkreis Neuss für sich und zieht damit zum wiederholten Male für die CDU/CSU-Fraktion in den Bundestag ein. Gröhe war fünf Jahre Vorsitzender der Jungen Union Deutschlands und anschließend Sprecher der Jungen Gruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Während der rot-grünen Koalition war Gröhe Sprecher im Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. Dabei galt sein Einsatz insbesondere der Durchsetzung von Religions- und Glaubensfreiheit, von Presse- und Meinungsfreiheit sowie den Kinder- und Frauenrechten. Im Oktober 2008 wurde Gröhe von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Staatsminister ernannt. Der engagierte evangelische Christ ist seit November 1997 Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Von November 2000 bis Oktober 2008 war Hermann Gröhe zudem Vorsitzender des Diakonischen Werkes in Neuss.

Johannes Selle war von 1994 bis 1998 bereits für eine Wahlperiode Mitglied des Deutschen Bundestages. Er holte sich das Direktmandat der CDU in einem thüringischen Wahlkreis. Bei der diesjährigen Wahl gelang ihm der Einzug im Wahlkreis Kyffhäuserkreis. Selle engagiert sich aktiv als Mitglied des politischen Arbeitskreises der Evangelischen Allianz Deutschlands und ist in seiner Heimatkirchengemeinde stellvertretender Vorsitzender im Gemeindekirchenrat.

Steffen Bilger ist erst 30 Jahre alt und Abgeordneter der CDU für den baden-württembergischen Wahlkreis Ludwigsburg. "Ich bin gewählt!", jubelte er am Sonntagabend über den Kurznachrichtendienst Twitter. "39,9 Prozent." Der Rechtsanwalt ist seit dreizehn Jahren Mitglied in der CDU und Landesvorsitzender der Jungen Union Baden-Württemberg. Bilger fühlt sich nach eigener Aussage vor allem den christlichen Werten verpflichtet. Sein Vater ist als Sozialdiakon in der Obdachlosenarbeit tätig, seine Mutter ist Erzieherin in einem evangelischen Kindergarten.

Der CDU-Abgeordnete Thomas de Maizière trat als Bundestagskandidat für den Landkreis Meißen an. Der Cousin des CDU-Politikers und letzten Ministerpräsidenten der DDR, Lothar de Maizière, ist seit 2005 Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts. Zuvor war er Chef der Staatskanzlei in Mecklenburg-Vorpommern, dann Staatsminister in Sachsen, und zwar für die Ressorts Finanzen, Justiz und des Innern. Zwischen 2004 und 2005 war er Mitglied im Sächsischen Landtag. De Maiziere ist seit 2003 Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages. "Ich bin nicht nur Politiker, sondern auch Christ", sagt er. "Mein Handeln muss ich immer auch vor dem Hintergrund unserer christlichen Werte bewerten lassen." Der Politiker nennt als Grundlage für seine Arbeit vor allem Schriften Martin Luthers, etwa "Von der Freiheit eines Christenmenschen".

Otto Fricke, 43 Jahre alt, ist seit 2002 Abgeordneter der FDP im Deutschen Bundestag. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages ist verheiratet und hat drei Kinder. Der evangelische Christ ist seit Januar Mitglied im Kuratorium des christlichen Hilfswerks "World Vision" und zudem Mitglied in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Angesichts der Finanzkrise sagte Fricke bei einer Diskussion zum Thema "Gott oder Geld?": "Geld braucht einen moralischen Kompass, und als Christ sage ich: Geld braucht Gott." Dass der Glaube an Sicherheit durch Geld erschüttert worden sei, könne auch eine Chance bieten für den Glauben an Gott, so Fricke. Er ist zudem der Meinung, dass Kirchen mehr Einfluss auf die Politik haben sollte. Fricke gehört der im Mai gegründeten Gruppe "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion" an. Die 21 liberalen Abgeordneten wollen eine neue Plattform bieten, "um einen intensiven Dialog über liberale Politik und christliche Werteorientierung zu führen".

Koordinator der christlichen FDP-Gruppe ist Patrick Meinhardt. Der evangelische Christ ist über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag eingezogen. Seit 2005 ist er für den mittelbadischen Wahlkreis Karlsruhe-Land im Bundestag. Er ist 42 Jahre alt, ledig und hat in Heidelberg evangelische Theologie, Latein und Geschichte studiert. Er sieht sich als Politiker, der sich an der christlichen Ethik als Grundlage seines politischen Handelns orientiert. Meinhardt plädiert für mehr Engagement einer wertorientierten Außen- und Entwicklungspolitik für Glaubensfreiheit in der Welt. Er ist unter anderem Mitglied in der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft. Meinhardt ist überzeugt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Dies gilt vor der Geburt wie auch am Lebensende."

Der FDP-Politiker Hellmut Königshaus trat für den Wahlkreis Treptow-Köpenick an und ist ebenfalls Mitglied der Gruppe "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion". Der 59-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Königshaus war Richter und später Justizsprecher in Berlin, dann Senatsrat in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Seit 1985 ist er Mitglied der FDP, seit 2004 Mitglied des Bundestages. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Außen- und Entwicklungspolitik sowie Sozialpolitik. Königshaus war zwischen 2003 und 2007 Vorsitzender der "Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem".

Hartmut Koschyk ist seit 1990 für die CSU Bayreuth im Deutschen Bundestag vertreten und Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe. Im Dezember 2005 wurde dem 50-jährigen Katholiken das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Koschyk engagiert sich unter anderem für die Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Zu seinen politischen Zielen sagt er: "Ich bin der festen Überzeugung, dass der Bezug auf Gott und damit das christliche Menschenbild heute wichtiger ist denn je und auch künftig seine Notwendigkeit nicht verlieren wird."

Wolfgang Zöller ist seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Abgeordneter ist er für den Wahlkreis Main-Spessart/Mittenberg berufen. Als katholischer Christ ist der 67-Jährige unter anderem im Verein "Aktion Lebensrecht für Alle" engagiert, der sich gegen Schwangerschaftsabbrüche und Sterbehilfe einsetzt. Seine Schwerpunkte sind die Gesundheits- und Sozialpolitik.

Der studierte Theologe, Jurist und Philosoph Norbert Geis ist seit 1987 als CSU-Abgeordneter für Aschaffenburg im Bundestag. Der 70-jährige Katholik engagiert sich unter anderem für den Verein "Kirche in Not". Zudem ist Geis als Rechtsanwalt tätig.

Johannes Singhammer ist seit 1994 für die CSU München-Nord im Deutschen Bundestag. Er ist katholisch, verheiratet und hat sechs Kinder. Der 56-jährige Rechtsanwalt ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Familien, Senioren, Frauen und Jugend der CDU/CSU-Fraktion. In diesem Jahr nahm er etwa am "National Prayer Breakfast" des US-Kongresses teil und findet laut einem Interview in der "Süddeutschen Zeitung": Gemeinsames Beten verbindet – gerade auch in der Politik.

Die Winzertochter Julia Klöckner ist ausgebildete Journalistin und etwa Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken. Die 36-Jährige engagiert sich für die Caritas, für die Christliche Hospizbewegung oder auch für das Bistum Mainz. Zudem war sie als Religionslehrerin tätig. Seit 2002 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Für die CDU trat sie im Wahlkreis Kreuznach an.

Auch wenn er kein Bundeskanzler geworden ist: Frank-Walter Steinmeier ist weiterhin für die SPD im Deutschen Bundestag vertreten und gläubiger Christ. Der in Brandenburg angetretene Politiker entstammt christlich-reformierter Tradition. So lobte er etwa das Lebenswerk Johannes Calvins bei den Feierlichkeiten zum 500. Geburtstag des Reformators. Der promovierte Jurist ist verheiratet und hat eine Tochter. Gegenüber der Katholischen Nachrichten Agentur sagte er: "Ich halte nicht damit hinterm Berg, dass ich Christ bin und daraus einen Teil meiner Zuversicht bekomme, die mir in schwierigen Situationen hilft. Ich lebe mit Kirche und mit meinem Glauben und gehe auch zu Kirchentagen. Aber ich will die Zugehörigkeit zur Kirche im politischen Alltag nicht instrumentalisieren."

Andrea Nahles war bereits von 1998 bis 2002 und ab 2005 für die SPD im Bundestag vertreten. Sie engagiert sich etwa für das linkspolitische Bündnis "Attac", ist aber dennoch bekennende Katholikin. Seit Oktober 2007 ist die Rheinland-Pfälzerin stellvertretende Vorsitzende der SPD. Im November erscheint ihr Buch "Frau, gläubig, links", in dem sie über ihre Glaubensüberzeugungen und ihren politischen Einsatz schreibt. Nahles ist 39 Jahre alt.

Katrin Göring-Eckardt ist seit 1998 Mitglied des Bundestages und ist kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis90/Die Grünen. Nach der Bundestagswahl 2005 wurde sie zur Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags gewählt, seit 2007 ist Göring-Eckardt Beisitzerin im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen in Thüringen, Mitglied im Vorstand des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT). In diesem Jahr wurde sie zur Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt und als Mitglied im Vorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentags soll sie den Evangelischen Kirchentag 2011 in Dresden als Präsidentin leiten.

Der Leipziger CDU-Abgeordnete Thomas Feist hat das Direktmandat im Wahlkreis Leipzig gewonnen. Der 44-jährige lutherische Protestant ist verheiratet und hat drei Kinder. Feist war vor seiner Politikkarriere Ausbilder für lernbehinderte und sozial benachteiligte Jugendliche. Außerdem engagiert er sich aktuell als Vorsitzender im Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend.

Der Fraktion "Bündnis 90/Die Grünen" gehört in der nächsten Wahlperiode auch wieder Thilo Hoppe an. Er hat sich den Einzug über Platz 4 der Landesliste in Niedersachsen gesichert. Spezialgebiet des 51-jährigen ist die Entwicklungspolitik. Hoppe hat eine Ausbildung als Journalist bei der Christlichen Presseakademie absolviert. Anschließend studierte er Religionspädagogik und arbeitete als Diakon in der evangelischen-lutherischen Kirche Aurich. Seine politischen Wurzeln liegen in der christlichen Friedensbewegung.

Der Wiedereinzug ins Parlament ist auch Kristina Köhler geglückt, die damit seit 2002 dem "Hohen Hause" angehört. Die promovierte Soziologin ist aktives Mitglied der selbständigen evangelisch-lutherischen Kirche. Ihr Fachgebiet ist die Integrationspolitik und Fragen des Extremismus.

Zum zweiten Mal seit 2005 ist Matthias Miersch direkt in den Bundestag gewählt worden. Der Sozialdemokrat aus dem niedersächsischen Laatzen entschied den Wahlkreis 47 – Hannover-Land II für sich. Miersch ist promovierter Jurist und wird dem linken Flügel der SPD-Fraktion zugeordnet. In seiner Jugend engagierte er sich zehn Jahre lang im Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) und in der Thomasgemeinde Laatzen. Alter und neuer Fraktionskollege von Miersch ist der Nordrhein-Westfale Siegmund Ehrmann. Er zieht erneut als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Krefeld II – Wesel II in das Parlament ein. Der Innenpolitiker, der seit 2002 Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion ist, war selbst jahrelang Vorsitzender seines Heimat-CVJM in Neukirchen. Groß geworden ist er in der christlichen Friedens- und Entwicklungshilfearbeit. Ehrmann hatte den CVJM in der Vergangenheit dazu aufgefordert, bei seiner missionarisch-diakonischen Arbeit zu bleiben.

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