Kommentar

Unbarmherzige Kritik

Wenn Journalisten Fehler machen, ist die Empörung manchmal groß und oft unbarmherzig. Das zeigt der Umgang mit einem Versprecher, der Dunja Hayali passierte. Hilfreicher ist eine sachliche Kritik, die Fehler benennt und Entschuldigungen akzeptiert.
Von Jonathan Steinert
Dunja Hayali

Wer es noch nicht bemerkt hat, hat es zumindest geahnt oder immer schon gewusst: Journalisten machen nicht immer alles richtig. Wer mit gesprochenen oder geschriebenen Texten zu tun hat, sollte natürlich sein Handwerk beherrschen. Aber trotzdem glückt nicht jede Formulierung, manchmal gehen sie auch gänzlich daneben und werden dadurch falsch. Schon Salomo wusste: „Wo viele Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab.“ Gründe, warum Fehler passieren, gibt es viele.

Wenn ich einen Text schreibe, kann ich immerhin so lang daran feilen, bis die richtigen Worte ihren Platz gefunden haben, kann streichen, umstellen, ergänzen, umformulieren. Aber selbst wenn mehrere Kollegen Korrektur gelesen haben und der Text erschienen ist, bin ich mit dem Ergebnis nicht immer zufrieden. Manchmal gelingt es besser, manchmal schlechter, einen Gedanken oder eine bestimmte Information treffend in Worte zu fassen.

Sehr viel herausfordernder ist es, das mündlich vorzutragen, ohne es vorher aufgeschrieben zu haben. Wer hat sich selbst noch nicht verhaspelt, nach Worten gesucht und doch nur die falschen gefunden?

Und ja, das passiert auch hin und wieder Journalisten, die es gewohnt und geübt darin sind, vor Kamera und Mikrofon zu sprechen und Sachverhalte auf den Punkt zu bringen. Kürzlich gab es viel Aufregung um die ZDF-Journalisten Dunja Hayali und Elmar Theveßen wegen ihrer Äußerungen zu Charlie Kirk. Nun hat es die beiden wieder erwischt, diesmal im Zusammenhang mit der Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas. Im Gegenzug hat Israel 2.000 palästinensische Gefangene freigelassen. Den beiden Journalisten ist dabei unabhängig voneinander der Begriff „Geiselaustausch“ über die Lippen gekommen, jeweils in einer Live-Situation, in der sie ohne Skript und Teleprompter sprachen.

Ein falsches Wort, große Wirkung

Es ist sachlich falsch, die Geiseln der Hamas mit den palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen gleichzusetzen. In den sozialen Medien kochte es. Hayali sei nicht mehr tragbar, sie zeige mit dieser Wortwahl, wie sie wirklich denke, und andere Unterstellungen waberten durchs Netz. Hayali entschuldigte sich auf der Plattform „X“ dafür und gestand den Versprecher ein, auch das ZDF nahm dazu Stellung. Doch viele akzeptieren das nicht und halten Fehlereingeständnisse für unglaubwürdig. Ähnliche Kommentare gab es auch, nachdem sich Theveßen für seine Äußerungen zu Kirk entschuldigt hatte – auch auf der Facebook-Seite von PRO.

Aber warum diese Unversöhnlichkeit? Warum nicht anerkennen, dass jemand einen Fehler einsieht und bedauert? Und warum überhaupt wegen eines falschen Wortes auf die Palme gehen und jemandem die journalistische Eignung abzusprechen, wenn sonst alles gepasst hat?

Die Bibel lehrt Barmherzigkeit. Sie warnt davor, ein Urteil über andere zu fällen, sie ermahnt, erst die eigenen Fehler zu erkennen, bevor man dem Nächsten seine vorhält. Und sie erzählt von der Freude darüber, wenn jemand von einem Fehltritt umkehrt. Natürlich müssen Journalisten professionelle Anforderungen erfüllen und natürlich ist es wichtig, ihre Arbeit kritisch zu verfolgen und Fehler zu benennen. Aber bei aller notwendigen Medienkritik: Eine Prise dieser biblischen Prinzipien würde ihr gut anstehen, sie bekömmlicher und sicher auch gehaltvoller machen.

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