NDR holt Tanit Koch als konservative Stimme

Tanit Koch, Ex-Chefredakteurin von „Bild“, wird im NDR das Format „Klar“ moderieren. Zuvor hatte der Sender mitgeteilt, nicht mehr mit Julia Ruhs zusammenzuarbeiten, die die Pilotfolgen präsentierte – und damit für Kritik gesorgt.
Von Jonathan Steinert
Tanit Koch

Inmitten der Diskussion um das Aus für die Moderatorin Julia Ruhs beim NDR hat der Sender am Freitag ihre Nachfolgerin für das TV-Magazin „Klar“ bekannt gegeben. Künftig soll die freie Journalistin Tanit Koch die vom NDR produzierten Ausgaben moderieren. Ruhs bleibt weiterhin Presenterin der Folgen des Bayerischen Rundfunks (BR).

Laut NDR wird Tanit Koch redaktionell an dem Format mitarbeiten. Nach einer Pilotphase mit drei Ausgaben produzieren NDR und BR ab 2026 „Klar“ abwechselnd. Koch erklärte, sie sehe es als Chance, mit ihrer Perspektive von außen zur Meinungsvielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beizutragen.

Tanit Koch arbeitet seit September 2024 als Autorin beim Magazin „Focus“, davor war sie unter anderem Chefredakteurin der „Bild“, Geschäftsführerin bei n-tv sowie Chefredakteurin der Zentralredaktion der Mediengruppe RTL Deutschland. Im Sommer 2021 leitete sie laut NDR die Wahlkampfkommunikation für den damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU).

Im vorigen Jahr trat sie als Referentin beim christlichen Medienkongress „Moveo“ in Kassel auf. Dort berichtete sie, dass sie als Kind zunächst katholisch und dann kurz darauf evangelisch getauft wurde. Heute bezeichnet sie sich als „Kulturchristin“.

Kritik an „Einmischung“ der Politik

Am Mittwoch hatte der NDR zunächst bekannt gegeben, dass der Sender nicht weiter mit Julia Ruhs zusammenarbeiten werde. Kritiker sahen darin ein Zeichen dafür, dass der NDR nicht offen sei für konservative Stimmen und somit die Meinungsfreiheit untergrabe. Auch mehrere Unions-Politiker äußerten sich kritisch dazu. Carsten Linnemann, Generalsekretär der Partei, schlug vor, die Rundfunkgebühren vorerst einzufrieren.

Dazu nahm der Sender keine Stellung. Der neue Intendant Hendrik Lünenborg, betonte jedoch im Interview der Deutschen Presse-Agentur: „Es ist niemand gecancelt worden.“ Jedoch sie die Kommunikation über das Format und die Personalien nicht optimal gewesen.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Mika Beuster, wies „Einmischungen“ der Politik in Personal- und Programmfragen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zurück. Tags zuvor hatte bereits ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz-Dethlefsen die Äußerungen der Politiker moniert und den Vorschlag Linnemanns als „vollkommen inakzeptabel“ zurückgewiesen.

mit epd

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