Doku zeigt, wie Social Media das Männerbild junger Menschen prägt

Die Dokumentation „Shut up, Bitch! – Der Kampf um die Männlichkeit“ verdeutlicht, wie Social-Media-Influencer mit antifeministischen Botschaften das Selbstbild Millionen junger Männer prägen. Zu sehen ist die Doku am 3. September in der ARD.
Von Petra Kakyire
Menschen am Handy

Die ARD zeigt am 3. September um 22:50 Uhr die Dokumentation „Shut up, Bitch! – Der Kampf um die Männlichkeit“. Die Produktion fragt danach, wie sogenannte Influencer über soziale Medien wie TikTok, YouTube und Instagram junge Männer beeinflussen und deren Männlichkeitsbilder mit klaren Rollenzuschreibungen prägen.

Am Beispiel von Alex, der während der Pandemie mit 16 Jahren zunehmend in diese Online-Welt gerutscht ist, zeigt der Beitrag, wie schnell Algorithmen aus harmlosen Fitness-Videos Inhalte vorschlagen, die eine bestimmte Vorstellung von „echter Männlichkeit“ transportieren. Für Alex klangen diese Videos plausibel, wie eine Art „Bauplan fürs Leben“. Vier Jahre später beschreibt er der ARD, wie die Botschaften ihn geprägt haben.

Influencer prägen Millionen Jugendliche

Die Sendung dokumentiert, wie internationale Influencer jungen Männern einfache Antworten auf Fragen nach Identität, Stärke und Anerkennung anbieten. Ihre Botschaft: Männer würden von einer feministischen Gesellschaft benachteiligt, nur die sogenannte „rote Pille“ könne sie befreien. Solche Videos erreichen Millionen Jugendliche, oftmals ohne, dass Eltern oder Lehrer davon wissen.

Hinter Selbstoptimierung und Coaching-Angeboten stünden häufig die systematische Abwertung des Weiblichen, betont die Soziologin Veronika Kracher. Es geht aber auch um den weltweit bekannten Influencer Andrew Tate, der wegen seiner frauenfeindlichen Aussagen in den sozialen Netzwerken gesperrt und gegen den wegen schwerer Straftaten ermittelt werde. Dennoch erreichten seine Inhalte weiterhin Millionen junger Männer.

Wenige Gesprächsräume für junge Männer

Maximilian Schneider, Referent für politische Bildung in Berlin, berichtet in der Dokumentation von einem wachsenden Gesprächsbedarf an Schulen. Jungen fragten sich, was Männlichkeit bedeute. Doch es gebe kaum sichere Räume, in denen sie ohne Vorurteile darüber sprechen könnten. Während Großbritannien ab 2026 eine Aufklärungspflicht über solche Inhalte an Schulen einführt, ist das Thema in Deutschland bislang nicht aufgegriffen worden.

Publizistin Alice Hasters weist auf die politische Anschlussfähigkeit dieser Strömungen hin: Rechtsextreme Akteure wie Maximilian Krah (AfD) griffen die Fragen nach Orientierung auf und verknüpften sie mit Ideologien der Ungleichheit. Politikberater Johannes Hillje ergänzt, dass demokratische Parteien junge Männer in der Ansprache bislang vernachlässigt hätten.

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