Globaler Süden wird medial vernachlässigt

Der Globale Süden und seine Probleme werden in der Berichterstattung vernachlässigt. Das kritisiert ein Netzwerk von Wissenschaftlern und Hilfsorganisationen. Sie wenden sich in einem Aufruf an Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Von Johannes Blöcher-Weil
Probleme des globalen Südens kämen in den Medien zu wenig vor. Das kritisiert ein Netzwerk aus Wissenschaftlern und NGOs.

Deutschsprachige Medien und die Politik vernachlässigen die Probleme des Globalen Südens. Das kritisiert ein Netzwerk aus Wissenschaftlern, Hilfsorganisationen und NGOs. Sie wünschen sich, dass sich das ändert. Ihr Aufruf richtet sich an etwa 400 Medienredaktionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie an etwa 1.200 Abgeordnete dieser Länder.

Obwohl im Globalen Süden 85 Prozent der Weltbevölkerung lebten, würde nur in 10 Prozent der journalistischen Beiträge über diese Region berichtet. Als Beleg für diese Zahlen dienen 40 ausgewertete Medienformate. Dass Hungersnöte, Bürgerkriege oder humanitäre Krisen oft ignoriert würden, könne fatale humanitäre und globale Auswirkungen haben.

Weiterhin kritisieren die Unterzeichner, dass die Berichterstattung oft negativ und eindimensional sei und dadurch ein verzerrtes Bild existiere.​ Sie fordern deswegen, mehr über positive Entwicklungen in dieser Region zu berichten. Als positive Medien-Beispiele nennen die Verfasser Medien wie die „taz“ und das „ARTE Journal“.

Wachsende Bedeutung müsse sich auch in der Berichterstattung widerspiegeln

Medien beeinflussten die Meinungsbildung. Deswegen sollte sich die Berichterstattung stärker an den „menschlichen Dimensionen der Ereignisse“ ausrichten. Sowohl die demografische als auch die politisch-ökonomische Bedeutung des Globalen Südens wachse und müsse sich auch in der Berichterstattung widerspiegeln.

Das Positionspapier haben mehr als 1.300 Personen aus dem akademischen Bereich und diversen Fachrichtungen unterzeichnet. Zu ihnen gehören etwa die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, der frühere Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten Gerhard Trabert und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.

Außerdem unterstützten das Papier etwa 150 wissenschaftlichen Institutionen und Nichtregierungs- sowie Hilfsorganisationen, darunter humedica, World Vision Österreich, Misereor. Auch zwei deutsche Landeskirchen haben sich dem Aufruf angeschlossen. Sprecher der Initiative ist der Frankfurter Literaturwissenschaftler Ladislaus Ludescher.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen