Mehr junge Mädchen mit Essstörungen in Kliniken

In Deutschland werden doppelt so viele Mädchen und junge Frauen wegen Essstörungen stationär behandelt wie vor 20 Jahren. Fachleute nennen Pandemie und Social Media als mögliche Gründe und fordern mehr Schutz und Prävention.
Von Petra Kakyire
Einsamkeit ist ein weit verbreitetes Problem in ganz Europa

In Deutschland habe sich die Zahl stationärer Behandlungen junger Mädchen und Frauen wegen Essstörungen innerhalb von 20 Jahren nahezu verdoppelt. Das teilte das Statistische Bundesamt mit, schreibt die „Rheinische Post“. Im Jahr 2003 seien knapp 3.000 Patientinnen zwischen zehn und 17 Jahren im Krankenhaus behandelt worden, 2023 habe die Zahl bei rund 6.000 gelegen. Insgesamt seien 93,3 Prozent aller stationär behandelten Fälle weiblich gewesen, häufig mit der Diagnose Magersucht.

Fachverbände erklärten, die Zunahme könne mit den Folgen der Corona-Pandemie und einem veränderten Mediennutzungsverhalten zusammenhängen. Während der Lockdowns sei der Social-Media-Konsum junger Menschen gestiegen, sagte die Kinder- und Jugendpsychiaterin Eva Möhler von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie gegenüber der Rheinischen Post. Plattformen wie TikTok hätten Trends wie „Skinny Tok“ hervorgebracht, bei denen extrem schlanke Körper idealisiert würden. Solche Inhalte könnten den Druck erhöhen, sich mit anderen zu vergleichen, und das Risiko für Essstörungen steigern.

Für eine erfolgreiche Behandlung seien Aktivitäten in der Natur, Sport, Musik oder künstlerische Angebote wichtig, sagte Möhler. Gleichzeitig müsse die Politik klare Vorgaben für den Medienkonsum Minderjähriger schaffen, um Familien zu entlasten. Auch der GKV-Spitzenverband habe mehr Präventionsmaßnahmen zur Förderung der mentalen Gesundheit, wie „Auswirkungen digitaler Medien auf Kinder und Jugendliche“, vorgeschlagen.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte erklärte, die Fallzahlen seien seit der Pandemie um 40 bis 50 Prozent gestiegen. Besonders während der Kontaktbeschränkungen habe es so viele Fälle wie nie zuvor gegeben. Der Verband fordere deshalb mehr Schulpsychologen sowie eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Kinder- und Jugendmedizin und Psychiatrie.

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