Kommentar

Medwedews Spiel mit der Atom-Angst

Er schimpft auf den Westen, beleidigt Politiker – und droht regelmäßig mit einem nuklearen Erstschlag: Dimitri Medwedew entpuppt sich als Dampfplauderer, dessen Aussagen irrelevant sind. Zu verdanken ist diese Erkenntnis auch Donald Trump.
Von Nicolai Franz

Dmitri Medwedew ist Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates. Er war selbst mal Präsident, als sein Kindheitsfreund Wladimir Putin noch die Verfassung beachtete und nach seiner zweiten Amtszeit in den Hintergrund ging. Vor dort aus zog er weiter die Strippen.

Medwedew galt damals als liberaler Demokrat, der ständig betonte, wie wichtig doch die Freiheit ist. Ein Hoffnungsträger für den Westen, der auf bessere Zeiten hoffte. Ein Irrtum.

Denn seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat sich Medwedew zum nuklearen Rumpelstilzchen entwickelt, statt für Entspannung zu sorgen, oder wenn man Politikervergleiche bemühen will: Er ist nun mehr Kim Jong-Un als Gorbatschow.

Besonders laut sind seine Drohungen gen Westen, immer wieder beschwört er die Gefahr eines Atomkrieges herauf, sollte sich der Westen erdreisten, die Ukraine bei ihrem Überlebenskampf zu unterstützen. Russland soll ungestört weiter prügeln dürfen, notfalls gibt es eben einen Nuklearschlag, das war die Botschaft.

Vor allem heiße Luft

Diese Botschaft galt aber nicht den Machtzentralen Washingtons, Berlins oder Londons. Sondern der Bevölkerung, die sich möglichst ängstigen sollte vor einer „Eskalation“ des Kriegs. Leider verfingen diese Drohungen auch in Teilen der deutschen Politik, insbesondere der SPD, AfD, Linkspartei und BSW.

Dass Medwedews Worte vor allem heiße Luft sind, wissen westliche Diplomaten natürlich. Oft wirken sie so absurd und albern, dass sich jeder Kommentar erübrigt hätte. Würde Russland wirklich die Vernichtung der globalen Zivilisation – sich selbst eingeschlossen – in Kauf nehmen, weil die Ukraine ihr Territorium nicht nur mit sowjetischen T-72-Kampfpanzern, sondern auch mit Leopard 2 verteidigt? Natürlich nicht.

Und so wurden die Tiraden Medwedews regelmäßig ignoriert. Ihre Wirkung in der Bevölkerung konnte sie dafür umso besser entfalten.

Seit US-Präsident Donald Trump die Geduld mit Putin verloren hat, hat sich dessen Bluthund Medwedew mehrfach mit Trump angelegt. Kürzlich schrieb er: „Trump spielt ein Ultimatumspiel mit Russland: 50 Tage oder 10. Er sollte zwei Dinge beachten: 1. Russland ist nicht Israel und schon gar nicht Iran. 2. Jedes neue Ultimatum ist eine Bedrohung und ein Schritt Richtung Krieg. Nicht zwischen Russland und Ukraine, sondern mit seinem eigenen Land.“ Außerdem verwies er auf die „Tote Hand“ in Russlands Atomstrategie. Demnach kann das Land auch dann noch einen Atomschlag gegen die USA ausführen, wenn die gesamte Führungsriege eliminiert ist.

Vor genau 80 Jahren war es, als in Hiroshima und Nagasaki das erste und hoffentlich letzte Mal Atombomben eingesetzt wurden. „Fatman“ und „Little Boy“ hatten eine Sprengkraft von 15 und 21 Kilotonnen TNT. Heutige strategische Atomwaffen haben eine bis zu eintausend Mal höhere Sprengkraft. Das rhetorische Spiel mit der Atombombe ist ein Spiel mit dem Feuer.

Donald Trump hat das diese Woche erkannt und Medwedew in den Senkel gestellt. Sollten dessen Worte mehr als heiße Luft sein, habe das ernste Konsequenzen: „Worte sind sehr wichtig, und sie können oft zu unbeabsichtigten Konsequenzen führen, ich hoffe, dass das dieses Mal nicht der Fall ist.“ Der amerikanische Präsident verlegte als Reaktion auf Medwedews Tiraden zwei atomfähige U-Boote in die „entsprechenden Regionen“.

Putin ist der Chef

Die Reaktion aus dem Kreml war eher kleinlaut. Man solle mit solchen Schritten sehr vorsichtig sein, hieß es. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow wurde von Journalisten gefragt, welche Aussagekraft Medwedews Aussagen denn hätten, immerhin gilt er als zweiter Mann nach Putin.

Peskows Antwort: „In unserem Land wird die Außenpolitik vom Staatsoberhaupt, Präsident Putin, formuliert.“ Will meinen: Medwedews Aussagen haben keine Relevanz.

Außer eben für die wahren Adressaten: Für Sie und mich, die durch solche Drohungen in Angst geraten sollen. Angst ist aber kein guter Ratgeber. Insofern kann man Trump bei aller Kritik dankbar sein, dass er nach drei Jahren der Atomdrohungen für etwas mehr Klarheit gesorgt hat.

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