Mit dem Westfälischen Frieden endeten 1648 drei Jahrzehnte brutaler Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten. Dies feiern die Menschen in Augsburg seit 1650 am 8. August und damit zum 375. Mal. Der Feiertag beschränkt sich auf das Stadtgebiet von Augsburg.
Die Reformation und ihre Gegenbewegung sind eng mit Augsburg verbunden. Der Reichstag 1530 sprach sich mehrheitlich für die lutherische Confessio Augustana aus. Sie wollte den Kaiser für die Änderungen des kirchlichen Lebens in einigen deutschen Territorien gewinnen. Dies gelang nicht.
Die Autoren, zu deren wichtigsten Urhebern Philipp Melanchthon gehörte, wollten nachweisen, dass Martin Luthers Einsichten und seine neue Lehre mit der kirchlichen Lehre vom Beginn der Kirche übereinstimmten. Mit Luthers Ideen sollten lediglich Missstände aufgehoben werden, es sollte aber nicht zu einer Kirchenspaltung kommen.
Ämter wurden gleichmäßig am Katholiken und Protestanten verteilt
Die Stadt Augsburg hatte ab 1548 in seiner eigenen Verfassung ein paritätisches Regierungs- und Verwaltungssystem. Alle Ämter wurden exakt zwischen Katholiken und Protestanten aufgeteilt. Diese Sonderstellung konnte die Stadt 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden, der unterschiedliche Glaubensbekenntnisse gelten ließ und gleichberechtigt behandelte, zunächst festigen, sie geriet aber mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges ins Wanken.
Im Laufe des Krieges wurde den Augsburger Protestanten irgendwann die Ausübung ihres Glaubens untersagt. Die Stadt befand sich zwar für kurze Zeit unter der Herrschaft der protestantischen Schweden, aber bald eroberten die kaiserlichen, bayerischen Truppen sie wieder zurück.
Mit dem Ende des Krieges wurde die Parität in Augsburg wiederhergestellt: jeweils zwei Kirchen wurden katholisch und die beiden anderen protestantisch. Dies begannen die Protestanten ab 1650, zu feiern. Schon ab 1651 gibt es den Brauch, Schulkindern zum Fest sogenannte Friedensgemälde zu überreichen, die Szenen aus der Bibel oder aus der protestantischen Kirchengeschichte abbildeten.
Überkonfessionell und interreligiös
Seit 1950 ist der Tag in Augsburg ein gesetzlicher Feiertag. Ab Mitte der 1980er feierte auch die katholische Kirche den Feiertag mit. Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten ist das Fest bewusst überkonfessionell und interreligiös ausgerichtet. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 60 Veranstaltungen, die die wechselseitige Achtung des Anderen und die Friedenssicherung in den Mittelpunkt stellen.
Im Dezember 2018 wurde das Hohe Friedensfest in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.