Mit einem Themenabend zu Israel hat die Medienmarke „Israelnetz“ ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Bei der Veranstaltung am Donnerstagabend in Wetzlar ging es um die Herausforderungen der Berichterstattung aus Israel und den umstrittenen Gebieten. Im Fokus stand dabei die Grundhaltung von Journalisten und deren Anforderungsprofil.
Daniel Neumann, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, beklagte in seinem Impulsvortrag, dass viele Journalisten mit einer vorgefertigten Meinung über Israel berichteten. In Anlehnung an eine Wendung des früheren AP-Journalisten Matti Friedman nannte Neumann dies die „Israel-Story“: In dieser Sicht seien Israelis immerzu die Täter, Palästinenser die Opfer.
Vorurteile und Zeitdruck
Für Neumann ist hier Antisemitismus am Werk: Ein Grund für dieses Framing sei auch, dass es um Juden, um Israel als den Juden unter den Nationen gehe. Israel sei in dieser Gedankenwelt „das Böse schlechthin, der Dämon, der der Erlösung der Welt im Weg steht“. Dazu komme der Druck, bei einer neuen Nachrichtenlage immer als erster dabei zu sein, und das in einer gewandelten Medienlandschaft, die durch soziale Medien zum Zugzwang gebracht werde.
Auf diese Weise komme es zu Falschmeldungen, bei denen Israel schlecht dastehe. Als Beispiel nannte Neumann den vermeintlichen israelischen Raketenangriff auf das Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza-Stadt. Zahlreiche Medien hätten umgehend die Propaganda der Terroristen verbreitet, dass durch die Hand der Israelis 500 Menschen getötet worden seien.
Erst später sei klar geworden, dass es eine fehlgeleitete Rakete der Terroristen gewesen sei, kein Krankenhaus, sondern ein Parkplatz getroffen und die Zahl der Opfer weitaus geringer ausgefallen sei. Aber: „Die Nachricht war längst um die Welt gegangen, und sie zurückzuholen ein Ding der Unmöglichkeit.“
Kompetenz gefragt
Im anschließenden Podiumsgespräch versuchte Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), eine Lanze für die Journalisten zu brechen. Diese hätten wie alle Menschen ihre Vorurteile. Indes sei an den Reaktionen auf die Berichterstattung in Form einer Orientierung abzulesen, dass diese ausgewogen sei: Kritik gebe es von beiden Seiten, erklärte er. Allerdings gestand er zu, dass es nur von der „pro-palästinensischen“ Seite auch Gewaltandrohungen gegen Journalisten gebe.
Die in Jerusalem lebende Journalistin Mirjam Holmer wandte ein, dass Reaktionen des Publikums kein Maßstab für die eigene Arbeit sein dürften. Entscheidend für die journalistische Arbeit vor Ort seien die intensive Auseinandersetzung mit den Themen, Sprachkenntnisse – Arabisch und Hebräisch – sowie die Bereitschaft, den Menschen zuzuhören. Holmer kritisierte, dass viele Journalisten nur für eine kurze Zeit ins Land kämen, meist mit dem Ziel, sich selbst zu profilieren.
Kampf gegen einen alten Virus
Die Jubiläumsveranstaltung eröffnete Christoph Irion, Geschäftsführer der Christlichen Medieninitiative pro, zu der Israelnetz gehört. Er beklagte in seinen Eingangsworten, dass der Auslöser des Gazakrieges, das Terrormassaker der Hamas, in der Berichterstattung zu kurz komme. Bei dem Angriff habe es sich nicht um irgendeinen weiteren Anschlag gehandelt, sondern um eine neue Qualität „willentlich entgrenzter sadistischer Gewalt“.
Johannes Gerloff, langjähriger Korrespondent bei „Israelnetz“, betonte in einer Video-Grußbotschaft, dass die Arbeit von Israelnetz angesichts steigenden Judenhasses „nötiger denn je“ sei. Niemand sei immun gegen diesen „Virus“. Aber die Fakten, die durch die Berichterstattung vermittelt werden, könnten diesen Virus aufdecken, so dass er sich bekämpfen lasse. „Daher: Danke der Christlichen Medieninitiative pro – da liegt noch viel Arbeit vor uns.“
25 Jahre Berichterstattung über Israel und Nahost
Zu der Veranstaltung in den Räumen des christlichen Senders ERF kamen rund 60 Gäste, darunter der Abgeordnete des Hessischen Landtags Frank Steinraths (CDU), der stellvertretende Landrat Frank Inderthal (SPD) und Andreas Viertelhausen (Freie Wähler), Bürgermeister der Stadt Wetzlar. Bei einem anschließenden Empfang hatten die Gäste die Gelegenheit, sich mit den Mitarbeitern auszutauschen.
Das Online-Angebot von „Israelnetz“ war am 12. März 2000 als Suchmaschine für Themen rund um Israel bei der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin an den Start gegangen. Daraus entwickelten sich der wochentägliche Newsletter und die Online-Berichterstattung. Bereits 1999 war erstmals der „Israel-Report“ erschienen, der Vorläufer des „Israelnetz Magazins“.
Die Christliche Medieninitiative pro feierte bereits im Mai ihr 50-jähriges Jubiläum. Zu dem Werk gehören neben Israelnetz das Christliche Medienmagazin pro und Publicon, ein Netzwerk- und Seminarangebot für christliche Journalisten und Medienschaffende.
Von: Daniel Frick
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