SPD-Politiker: Kirchenasyl stärkt die Populisten

Für den SPD-Politiker Christian Lange ist das Maß voll. Er tritt aus der Kirche aus. Als Grund nannte er deren Position beim Kirchenasyl. Der Sozialdemokrat betont, dass mit ihr der Rechtsstaat untergraben und die Populisten gestärkt würden.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Christian Lange (Archivbild) tritt aus der Kirche aus. Er kritisiert das Verhalten der Kirchen beim Thema Kirchenasyl

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ein prominentes Mitglied weniger. Wegen des Umgangs mit dem Kirchenasyl kehrt ihr der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Christian Lange den Rücken. Das Verhalten der Kirchen sei nicht hinnehmbar. Damit spiele die Evangelische Kirche in Deutschland auch Parteien wie der AfD in die Karten.

Lange hat deswegen einen Brief an die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs und Ratsmitglied Kerstin Griese (SPD) geschrieben, der der Bild-Zeitung exklusiv vorliegt. Darin heißt es laut Bild-Zeitung: „Mit solchen Auftritten entsteht der Eindruck, kirchliche Fürsorge stehe über staatlichem Recht“. Dies könne er als Demokrat und Jurist nicht hinnehmen.

Lange stören vor allem die Aussagen des Berliner Bischofs Christian Stäblein zum Kirchenasyl. Mitte Juni hatte die Kirche drei somalischen Staatsangehörigen Kirchenasyl gewährt, obwohl sie an der polnischen Grenze zurückgewiesen wurden. Stäblein hatte die Männer getroffen und das Kirchenasyl als „Dienst für die Gesellschaft“ bezeichnet, mit dem man die Männer vor einer drohenden Abschiebung schützen könne.

Von 2.386 gemeldeten Fällen war nur einer ein Härtefall

Lange wirft der Evangelischen Kirche vor, rechtsstaatliche Entscheidungen zu missachten und damit die Populisten zu stärken. Mit dem Kirchenasyl konterkariere sie die Entscheidungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie die Urteile unabhängiger Gerichte. Es habe im vergangenen Jahr insgesamt 2.386 gemeldete Fälle von Kirchenasyl gegeben, von denen das BAMF lediglich eines als Härtefall anerkannt habe.

Auch viele politische Äußerungen der Kirche während des Bundestagswahlkampfs 2025 haben Lange demnach gestört. Zuletzt hatte sich die EKD Mitte Juni offen gegen die Migrationspolitik der Bundesregierung gestellt. Auch Äußerungen Stäbleins zu Gesetzesvorhaben und seine Warnungen vor Mehrheiten mit Beteiligung von „Rechtsextremen“ hätten die politischen Ränder eher gestärkt.

Christian Lange war von 1998 bis 2021 Bundestagsabgeordneter. Seit 2013 war er für zwei Legislaturperioden parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium. Mittlerweile arbeitet er als Unternehmehnsberater.

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