Christlicher Star soll Minderjährige belästigt haben

„DC Talk“ und die „Newsboys“ zählten lange zu den erfolgreichsten christlichen Bands. Einer der Frontmänner beider Gruppen, Michael Tait, soll Minderjährige sexuell belästigt haben. In einer Stellungnahme räumt der Sänger die Taten teilweise ein.
Von Anna Lutz

Michael Tait, Sänger christlicher Lieder wie „God’s not dead“ oder „In the Light“, soll mehrere Männer sexuell belästigt und zu diesem Zweck unter Drogen gesetzt haben. Wie die Zeitung „The Guardian“ in der vergangenen Woche berichtete, handelt es sich bei Taits möglichen Opfern zum Teil um Minderjährige. Zu den Tatzeitpunkten seien die Männer zwischen 13 und 29 Jahren alt gewesen.

Der „Guardian“ gibt an, für seine umfassende Recherche nicht nur mit zahlreichen Opfern, sondern auch mit 25 Personen aus der christlichen Musikindustrie gesprochen zu haben. Viele der Interviewten hätten erklärt, von den Vorwürfen schon vor ihrem Öffentlichwerden gewusst zu haben. Drogenmissbrauch und anderes missbräuchliches Verhalten Taits seien das „größte offene Geheimnis in der christlichen Musikszene“ gewesen.

Das entspricht einem weiteren Bericht des „Roys Report“ von Anfang Juni. Das christliche Medium berichtet von 50 Quellen, die Taits Taten aus insgesamt 20 Jahren offengelegt hätten. 

Grammys, Charterfolge, Doppelleben

Michael Tait wurde in den 80er Jahren mit der Band „DC Talk“ bekannt und gewann vier Grammys. Nach einer Solo-Phase wurde Tait 2009 Frontmann der „Newsboys“ und feierte vor allem mit dem Album zum gleichnamigen Film „God’s not Dead“ Erfolge. Es verkaufte sich knapp eine halbe Million Mal und stand auf Platz 1 der christlichen US-Charts. Tait machte außerdem als – auch in sexuellen Fragen – konservativer Evangelikaler von sich reden, stand in seinen Liedern etwa für Enthaltsamkeit ein. Politisch unterstützte der US-Amerikaner die republikanische Partei und zuletzt den heutigen Präsidenten Donald Trump.

Bereits im Januar war Tait überraschend aus der Gruppe „Newsboys“ ausgestiegen. Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn veröffentlichte Tait eine Stellungnahme auf Instagram. Am 10. Juni „gestand“ er seine „Sünden“, wie er selbst schreibt. Die Berichte über sein Verhalten und seine Taten seien „größtenteils wahr“, heißt es weiter. Er habe zwanzig Jahre lang ein Doppelleben geführt, Alkohol und Kokain zu sich genommen und „Männer auf ungewollte sensible Art“ berührt.

Er habe alles verraten, an das er von seinen Eltern zu glauben gelernt habe. Seit Januar habe er sich deshalb in Behandlung begeben und beschreite einen Weg der Heilung. Bei seinen Opfern und den Menschen, die er verletzt habe, entschuldigte sich Tait. „Es macht mich fertig, wenn ich daran denke, dass mancher seinen Glauben verlieren oder sich gegen den Glauben und das Vertrauen in Jesus entscheiden könnte, weil ich so ein schlechter Vertreter von ihm war“, heißt es in der Stellungnahme.

„Nie gedacht, dass es so schlimm sein könnte“

Tatsächlich sind die Berichte der Opfer Taits erschütternd. Ein Mann namens Shawn Davis erzählt im „Guardian“ er sei sein Leben lang ein Fan Taits gewesen. Dann habe er ihn persönlich kennengelernt und Tait habe ihn dazu gebracht, Alkohol und Kokain zu konsumieren. Außerdem habe er ihn einmal unter Drogen gesetzt und ihn dann sexuell belästigt. Das sei im Jahr 2003 geschehen, als Davis noch minderjährig gewesen sei. Glaubt man dem Artikel, dann hatte das System: Mehrere junge männliche Musiker seien von Tait bedrängt worden. Zugleich habe er den Opfern in Aussicht gestellt, ihnen bei ihrer Karriere zu helfen.  Tait soll die Männer zu Partys in seinem Haus in Nashville eingeladen und ihnen dort sexuelle Avancen gemacht haben. Sobald er gemerkt habe, dass sie Sex ablehnten, habe er den Kontakt beendet.

Zu den Vorwürfen hat sich nicht nur Tait selbst geäußert. Auch seine ehemalige Band, die „Newsboys“ veröffentlichten eine Stellungnahme, aus dem der „Guardian“ zitiert. Bei seinem Austritt aus der Gruppe habe Tait ihnen sein „Doppelleben“ gestanden. „Aber wir haben niemals gedacht, dass es so schlimm sein könnte, … unsere Herzen sind bei den Opfern und jenen, die so mutig ihre Geschichten öffentlich gemacht haben.“

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