„Tagesschau“-Beitrag über christliche Fußballer: Volkmann legt Programmbeschwerde ein

Kohl-Enkel Johannes Volkmann hat Programmbeschwerde gegen einen „Tagesschau“-Beitrag eingelegt. Darin warnen die Journalisten vor dem Weltbild von Fußballern, die sich zu Jesus bekennen – für Volkmann eine „Missachtung religiöser Überzeugungen“.
Von Nicolai Franz

„Der betreffende Beitrag verstößt nach meiner Auffassung in wesentlichen Punkten gegen den
allgemeinen Programmgrundsatz, wie er in § 51 Abs. 1 des Medienstaatsvertrags (MStV) festgelegt ist“, schreibt der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann in einer Programmbeschwerde an den NDR-Rundfunkrat vom 6. Juni, die PRO vorliegt. „Demnach haben die Angebote die sittlichen, religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen anderer zu achten“, so Volkmann weiter.

Volkmann kritisiert in dem Schreiben einen Instagram-Beitrag der „Tagesschau“ vom 30.05. Das Reel ist ein kritischer Bericht über Fußballer, die sich öffentlich zu Jesus bekennen, zum Beispiel mit Jesus-T-Shirts, Gebetsgesten oder durch öffentliche Bekenntnisse auf Social Media. Volkmann hat nach eigenen Angaben aus seinem Wahlkreis, dem hessischen Lahn-Dill-Kreis, „zahlreiche Zuschriften“ zu dem Beitrag erhalten (Lesen Sie hier den PRO-Kommentar dazu).

In dem Instagram-Beitrag erkennt Volkmann eine „pauschale Problematisierung christlicher Glaubensbezeugungen wie dem Kreuzzeichen, Danksagungen an Gott oder Bekenntnisse zum Glauben im Rahmen sportlicher Betätigung“, das stelle „Missachtung der religiösen Überzeugungen gläubiger Christinnen und Christen dar“. Es werde der Eindruck erweckt, dass diese Ausdrucksformen unangemessen oder störend seien – „ohne jede Einordnung, ohne Perspektivenvielfalt und ohne den Versuch, religiöse Ausdrucksformen im Sinne der Meinungs- und Religionsfreiheit zu respektieren. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass die Bekenntnisfreiheit auch die Weitergabe und das Werben für eigene religiöse Überzeugungen umfasst.“

Dieses Instagram-Reel der „Tagesschau“ löste starke Kritik aus

Öffentlich-rechtliche Medien seien zur weltanschaulichen und religiösen Neutralität verpflichtet. „Diese Neutralität bedeutet jedoch nicht Wertfreiheit oder Gleichgültigkeit, sondern im Gegenteil: die Achtung vor der Vielfalt religiöser Überzeugungen und ihrer Ausübung.“

Die „Grenze zu einer einseitigen Weltanschauungskommunikation werde überschritten, wenn eine öffentlich-rechtliche Redaktion „gezielt christliche Bekenntnisse mit einem negativen Werturteil versieht und dabei Grundsätze journalistischer Sachlichkeit oder Ausgewogenheit außen vorlässt“.

PRO hat zusammengetragen, wie die ARD-Anstalten sowie das ZDF, Deutschlandradio und die Deutsche Welle über Programmbeschwerden beschieden haben – von 2016 bis 2021. In diesen sechs Jahren sind 377 Programmbeschwerden eingegangen. 99,1 Prozent davon wurden abgelehnt.

Volkmann kritisierte zudem, dass die „Tagesschau“-Redaktion in anderen Fällen zurückhaltender berichtet hatte. Er ging dabei auf Islamismusvorwürfe gegen den muslimischen Nationalspieler Antonio Rüdiger ein. Er hatte auf Instagram zu Beginn des Ramadan den sogenannten „Tauhid-Finger“ gezeigt. Kritiker erkannten in Verbindung mit dem Kontext eine islamistische Machtgeste.

Die „Tagesschau“ habe die Vorwürfe stattdessen „mithilfe des Politikwissenschaftlers und Soziologen Özgür Özvatan relativierend eingeordnet“. Er habe erklärt, es sei offensichtlich, dass Rüdiger kein Islamist und Extremist sei. „Das dann so auszuschlachten, ist Teil der Programmatik“, wurde Özvatan zitiert.

Volkmann schloss daraus: „Die einseitige Negativzuschreibung christlicher Glaubenspraxis wirkt somit nicht nur verletzend, sondern auch diskriminierend.“ Der CDU-Politiker und Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) forderte eine Prüfung des Beitrags durch den NDR-Rundfunkrat im Hinblick auf den Medienstaatsvertrag: „Die Achtung christlicher Überzeugungen darf nicht zur Auslegungssache einzelner Redaktionen werden, sondern muss unmissverständlich Maßstab öffentlich-rechtlicher Berichterstattung bleiben.“

Gehört jetzt dem CDU-Bundesvorstand an: Johannes Volkmann Foto: PRO/Nicolai Franz

zur Person

Volkmann ist seit 2025 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort ist er ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Als Stellvertreter gehört er dem Ausschuss für Kultur und Medien an. Als Schüler war er während eines Auslandsaufenthaltes zum Glauben gekommen, als ein Klassenkamerad in den Gottesdienst einer „Calvary Chapel“ einlud. „Und da habe ich mich entschieden, mit meinem Leben Jesus nachzufolgen“, sagte er 2023 gegenüber PRO. Johannes Volkmanns Vater ist Walter Kohl, Sohn von Helmut Kohl, und der Ökonomin Christine Volkmann.

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