95 Thesen gegen die Evolution

Entweder, der Glaube an einen Schöpfergott ist das Produkt menschlicher Fantasie, oder die Evolutionstheorie ist der größte Irrtum der Menschheit. Die Autoren der "95 Thesen gegen die Evolutionstheorie" sind von Letzterem überzeugt. Die 95 Thesen Martin Luthers haben im 16. Jahrhundert eine Revolution ausgelöst. Was wird die Neuveröffentlichung aus dem CLV-Verlagshaus bewirken?
Von PRO

Es gibt viele Probleme, mit denen die Evolutionstheorie zu kämpfen hat. Das macht sie nicht unbedingt falscher. Doch je mehr Punkte Kritiker aufzählen, desto wüster werden die Beschimpfungen, oder desto hartnäckiger das Schweigen gegenüber dieser Kritik. Was den Evolutionstheoretikern häufig nur noch bleibt, ist, die Kritiker als verrückte Spinner abzutun, anstatt sich mit ihren Argumenten ernsthaft auseinanderzusetzen. Warum auch – es sind ja Spinner.

Wer sich die Argumente jedoch näher ansehen will, für den gibt es genügend Veröffentlichungen, Zeitschriften und Webseiten. Nun hat der Verein "Christliche Literatur-Verbreitung" ein Buch herausgegeben, das die wichtigsten Argumente der Evolutionskritiker auf 254 Seiten gedampft hat. Die Autoren sind acht Personen, von denen die meisten zum Verein "ProGenesis" gehören, der sich zur Aufgabe gemacht hat, Kritik an der Evolutionstheorie zu veröffentlichen und die Relevanz der Bibel auch in heutiger Zeit zu betonen. Der bekannteste von ihnen ist vielleicht der emeritierte Professor der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig, Werner Gitt.

Von nichts kommt nichts oder: Vivum e Vivo

Ein Problem der Evolutionstheorie ist, dass sich Lebewesen normalerweise keine zufälligen Veränderungen ihrer Organe leisten können. Genau das ist aber Grundelement der natürlichen Auslese. Ein funktionierendes System ist aber auf das korrekte Arbeiten aller seiner Organe angewiesen. Der Evolutionsbiologe G. Osche bemerkte: "Lebewesen können ja während bestimmter Evolutionsphasen nicht wie ein Unternehmer den Betrieb wegen Umbaus vorübergehend schließen". Zudem hat die Evolution keine Zielperspektive in Richtung eines später einmal funktionierenden Organs. Trial and Error ohne Ziel kann bei Lebewesen eigentlich nur zum Tod führen.

Ob ein Pottwal, der aus 3.000 Metern Tiefe auftauchen kann, ohne an der Taucherkrankheit zu sterben, oder die Bakterien im menschlichen Darmtrakt, die über einen Elektromotor verfügen, mit dem sie vor- und zurückfahren können – die Natur steckt voller Wunder, die unmöglich durch Zufall entstanden sein können, so lautet ein häufiges Argument von Kreationisten. "Information ist eine nicht-materielle Größe", schreiben die Verfasser, und sie könne nicht aus toter Materie von selbst entstehen. Lediglich ein Wesen, das über einen Willen verfügt, könne Informationen an Materie binden.

Die Autoren gruppieren ihre Argumente in acht Kategorien. Von Biologie über Geologie und Kosmologie zu philosophischen Bedenken. Was oft missachtet wird: die meisten Evolutionskritiker geben zu, dass es so etwas wie Mikroevolution gibt. Vom Wolf stammen Hunde ab, die sich im Laufe der Zeit variiert haben. Sie bleiben dabei jedoch immer Hunde. Geologische Prozesse haben nach Meinung der Autoren nicht Millionen von Jahren, sondern eine sehr kurze Zeit gedauert. Radiometrischen Messmethoden müsse man mit großer Skepsis begegnen. Die Bildung von Fossilen könne nur erklärt werden, wenn die Lebewesen durch Ton, Sand oder in Bernstein sehr schnell eingeschlossen wurden, denn sonst wären sie vorher verwest.
 
Zudem habe man immer noch keine "missing links", Verbindungen zwischen verschiedenen Ordnungen, Familien und Klassen der Tiere, gefunden, die sich laut Evolutionstheorie voneinander entwickelten. Noch nie konnte erklärt werden, wie die erste Zelle aus der "Ursuppe" entstanden sein soll. "Noch zu Darwins Zeiten glaubte man, dass kleine Lebewesen in Abfällen oder faulenden Lumpen spontan entstehen können. Erst Louis Pasteur konnte beweisen, dass Bakterien nicht von selbst entstehen." Im Abschnitt über Kosmologie erfährt der Leser, wie sich moderne Auffassungen der Materie mit dem Johannes-Evangelium ("Im Anfang war das Wort") vereinbaren lassen.

Vor allem aber ist es die Unmöglichkeit, dass Information aus dem Nichts entsteht sowie die unglaublich geringe Wahrscheinlichkeit, dass alle Naturkonstanten des Universums zufällig so beschaffen sind, dass Leben entstehen konnte, die nach Meinung der Autoren der Theorie von der Entstehung des Universums und des Lebens durch Zufall einen Strich durch die Rechnung macht. Die Evolutionstheorie gründe auf einer wachsenden Zahl hypothetischer Annahmen, die noch nie beobachtet wurden. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Frage, was Zufall eigentlich ist und welche Rolle er in der Evolutionstheorie spielt.

Handbuch der Kritik am naturalistischen Weltbild

Die Autoren des Buches um Werner Gitt haben tatsächlich den Anspruch, an den "Erfolg" der 95 Thesen Luthers anzuknüpfen. Denn immerhin geht es indirekt auch um die Frage, ob Gott existiert, und damit, ob die Bibel nicht einfach nur ein Produkt menschlicher Phantasie ist, und ein Gericht am Ende der Zeit Realität sein könnte.

Jedes Schulkind kennt heute die Evolutionstheorie. Nicht nur das, jeder lernt auch, dass sie unerschütterlich wahr ist, und Kritik, wenn überhaupt beachtet, wird allenfalls als abergläubische Spinnerei abgetan. In dieser Hinsicht wäre eine weitläufige Beachtung der "95 Thesen gegen die Evolution" in der Tat eine Revolution. So wie die Dogmen der Kirche zu Luthers Zeit sakrosankt waren und dementsprechend Luthers Kampfansage gegen Meinungsunterdrückung und unlogische und unbiblische Gesetze ein Stachel im Zeitgeist, so könnte ein Buch wie das von "ProGenesis" ein Umdenken einläuten. Vielleicht heftet ja irgendein Leser die 95 Thesen an irgendeine Kirchentür im Land. Denn wie es bei derartigen Publikationen immer ist: Lesen werden es vor allem jene nicht, die es am meisten betrifft, in diesem Fall: Evolutionsanhänger. Alle anderen können sich selbst ein Bild davon machen, ob die Kritikpunkte der Schöpfungsanhänger wirklich so verrückt sind. Spätestens mit diesem Buch hat jedenfalls keiner mehr die Ausrede, die Argumente der Evolutionskritiker seien nirgendwo verständlich und auf engstem Raum zusammengeführt.

95 Thesen gegen die Evolution – Wissenschaftliche Kritik am naturalistischen Weltbild
CLV, September 2009
ISBN: 978-3-86699-220-7
5,90 EUR

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