5 Thesen für eine islamische Reformation

Ayaan Hirsi Ali glaubt an eine Reformation im Islam. In ihrem neuen Buch beschreibt sie, wo sich die Religion verändern muss, damit diese im 21. Jahrhundert ankommt. Eine Rezension von Lydia Ullrich
Von PRO
Ayaan Hirsi Ali ist in ihrem Buch vom Kommen einer baldigen Reformation im Islam überzeugt
„Der Islam befindet sich an einem Scheideweg“, schreibt die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali in ihrem neuen Buch. Mit „Reformiert euch! Warum sich der Islam ändern muss“ möchte sie sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime zum Nachdenken bringen und eine öffentliche Debatte über die Zukunft des Islams anstoßen. Sie weiß, worüber sie schreibt. Hirsi Ali wurde 1969 in Somalia geboren, schloss sich mit 16 Jahren in Kenia der Muslimbruderschaft an und lebte als radikale Muslimin. Dennoch floh sie vor einer arrangierten Ehe in die Niederlande, wo sie Asyl erhielt und später die Staatsbürgerschaft. Dort hörte sie auf, den Islam zu praktizieren und gab ihn schließlich komplett auf. Während ihres Studiums der Politikwissenschaften lernte sie eine kritische, westliche Denkweise kennen. Um so schockierter stellte Hirsi Ali fest, dass diese kritische Auseinandersetzung offenbar nicht auf das Glaubenssystem des Islams angewendet wird, schreibt sie. Sie hinterfragt die Ansichten von westlichen Liberalen, welche die Probleme der islamischen Welt in wirtschaftlichen und politischen Bereichen sehen, nicht aber in der Religion.

Thesen für eine Reform

Dabei sei es notwenig, dass der Islam wie das Christentum vor 500 Jahren eine Erneuerung erfahre, so Hirsi Ali. Sonst würden die Muslime weiterhin in der Vergangenheit festsitzen. Anhand von fünf Thesen zeigt sie, wo sich der Islam verändern müsse. Muslimen solle es erlaubt sein, Mohammed und den Koran offen zu interpretieren und zu kritisieren. Dem Diesseits müsse mehr Vorrang eingeräumt werden als es jetzt der Fall sei. Außerdem dürfe die Scharia nicht mehr über weltliches Recht gestellt werden. Der Aufruf zum Dschihad müsse aufgegeben werden, ebenso die Praxis, „das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten“, wodurch Ehrenmorde gerechtfertigt würden. Der Islam sei nicht nur eine Religion, sondern auch eine politische Überzeugung, schreibt Hirsi Ali. Die Behauptung, dass Boko Haram oder der Islamische Staat nichts mit dem Islam zu tun hätten, ist für Hirsi Ali daher nicht haltbar. Dschihadisten seien oftmals gebildete Menschen, die es als religiöse Pflicht ansähen, in den „heiligen Krieg“ zu ziehen.

Der Islam und die Unterdrückung der Christen

Die Autorin beschreibt auch die Christophobie, die es in der islamischen Welt gebe. Das Ausmaß der Islamophobie in der westlichen Welt sei im Vergleich dazu gering. Mit vielen Beispielen belegt Hirsi Ali, wie Christen in islamischen Ländern unterdrückt werden, wo Intoleranz gegenüber Andersgläubigen ein fester Bestand in den Landesgesetzen ist, wie etwa in Pakistan. Auch gemäßigte muslimische Länder wie Indonesien führt sie als christophob an. Dabei sollte sich der Islam eine „Scheibe an der christlichen Reformation abschneiden“, so Hirsi Ali. Dennoch werde eine Reformation im Islam wohl anders verlaufen als im Christentum, ist sie überzeugt. Dies führt sie auf die grundlegend unterschiedlichen Lehren von Mohammed und Jesus zurück. Hirsi Ali ist dennoch von einer baldigen islamischen Reformation überzeugt. Sie fordert den Westen dazu auf, den Islam dabei nicht allein zu lassen. Dieser stehe in der Pflicht, Dissidenten und Andersdenkende zu schützen und zu unterstützen. Auch dürfe die Intoleranz im Islam nicht weiter geduldet werden. Für Ayaan Hirsi Ali steht fest, dass das Leben, die Freiheit und die Würde eines jeden Menschen wichtiger sei als jeder heilige Text. (pro) Ayaan Hirsi Ali: „Reformiert euch! Warum der Islam sich ändern muss“, Knaus Verlag, 304 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 9783813506921
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/hirsi-ali-islamophobie-ist-pr-gag-81329/
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/hirsi-ali-erhaelt-springer-preis-81460/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/medien-verschweigen-krieg-gegen-christen-81683/
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