21 Tote bei Anschlag auf Christen in Ägypten

In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria sind bei einem Selbstmordattentat vor einer koptischen Kirche in der Neujahrsnacht mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 70 wurden verletzt. Wie das ARD-Hörfunkstudio Kairo meldet, lieferten sich wütende Christen nach der Tat Straßenkämpfe mit der Polizei.
Von PRO

Der Selbstmordattentäter soll sich in einem Auto im Viertel Sidi Beschr der Stadt Alexandria inmitten einer Menge von etwa 1000 koptischen Christen in die Luft gesprengt haben, als diese nach dem traditionellen Neujahrsgottesdienst aus der Kirche geströmt sind. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen gefüllt gewesen, um möglichst viele Menschen zu töten. Die Terroristen hätten etwa hundert Kilogramm Sprengstoff benutzt, meldete die Nachrichtenagentur dpa.

Steckt Al Kaida hinter dem Anschlag?
Die ARD zitierte den politischen Analyst Diaa Rashwan, der dem Fernsehsender Al Daschasira sagte: "In Ägypten hat die Gewalt nie solche Ausmaße angenommen: Selbstmordattentate oder Autobomben. Alle Details, die bisher bekannt sind, deuten darauf hin, dass wir es hier mit einer Tat von Al Kaida zu tun haben." Der Gouverneur von Alexandria habe das Terrornetzwerk in einer ersten Stellungnahme bereits für das Blutbad verantwortlich gemacht, heißt es in der Meldung. Und auch Ägyptens Staatspräsident Hosni Mubarak habe in einer Fernsehansprache erklärt: "Der Terroranschlag zeigt Beweise, dass ausländische Elemente daran beteiligt waren. Sie wollen Ägypten zu einem Hafen für den Terrorismus innerhalb und außerhalb unserer Region machen." Er habe versprochen, dass die Behörden die Ermittlungen mit höchster Dringlichkeit vorantreiben und die Hintermänner des Täters finden werden. Bisher habe sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Mitglieder von Al Kaida hatten jedoch bereits vor zwei Monaten nach einer Anschlagsserie in der irakischen Hauptstadt Bagdad auch mit Attentaten auf Christen und christliche Kirchen in Ägypten gedroht.

In Alexandria habe es, so die ARD, im Laufe des Tages wie schon in der Nacht gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben, die von der Polizei aufgelöst werden mussten. Wie der SPIEGEL meldet, hatten sich Hunderte Christen unmittelbar nach der Explosion zu Protesten auf den Straßen versammelt. Christen und Muslime bewarfen sich nach Augenzeugenberichten mit Steinen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Unruhen zu beenden.

Westerwelle: "Entschlossen gegen religiöse Intoleranz vorgehen"
Vor dem Hintergrund des Anschlags forderte Papst Benedikt XVI. in seiner Neujahrsansprache Angesichts der Diskriminierung und der Intoleranz "vor allem Christen gegenüber" einen konkreten Einsatz der Regierenden der betroffenen Regionen. "Worte reichen nicht aus", sagte Benedikt. Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich bestürzt und verurteilte "diesen Akt der Brutalität gegen Menschen, die bei einer Messe friedlich das neue Jahr begehen wollten, auf das Schärfste. Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen".

Nur etwa zehn Prozent der insgesamt 79 Millionen Ägypter sind Christen. Im Januar hatten muslimische Fanatiker vor einer Kirche in Oberägypten acht koptische Christen und einen muslimischen Polizisten erschossen. Im November kam es zu Zusammenstößen, als Christen gegen einen Baustopp für eine Kirche in einer Vorstadt von Kairo protestierten. Ein Christ kam ums Leben, mehrere Menschen wurden verletzt. Dutzende wurden festgenommen. (pro/dpa)

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